Freitag,
11. Mai 2007
Keine größere Liebe
Freitag der fünften Woche in der Osterzeit
P. Alex Yeung LC
Joh 15,12-17
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt
keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr
tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr
tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater
gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch
aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn
in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander!
Einführendes Gebet: Ich liebe dich, Herr, weil du mich zuerst geliebt hast. Du hast mich zur Fülle des Glaubens gerufen, so dass ich dich als persönlichen Freund ansehen darf. Ich vertraue darauf, dass du jetzt mit der Offenheit eines wahren Freundes zu mir sprichst, während ich im Gebet vor dir kniee.
Bitte: Herr, öffne mein Herz und stärke meine Liebe, so dass ich meinen ganzen Tag in deinem liebevollen Dienst verbringen werde.
1. Wahre Liebe ist Opfer. Das Blut der Märtyrer ist der Samen für neue Christen. In den frühen Tagen der Kirche flammten Verfolgungen recht regelmäßig auf, und jederzeit konnten Christen vor Gericht gezogen und für das Bekenntnis ihres Glaubens an Christus hingerichtet werden. Der heilige Ignatius von Antiochien war einer der großen Märtyrer jener Zeit. In einem Hirtenbrief schrieb er an seine Gemeinde und ermahnte sie „Christen, seid des Namens würdig, den ihr tragt.” Seine Worte rührten jeden an, weil er sich anbot, sein Blut als Märtyrer zu vergießen, um die christlichen Gemeinschaften zu ermutigen, in ihrer Entschlossenheit nicht ins Wanken zu geraten, das Kreuz zu umarmen und Christus nachzufolgen. Dies zeigt, was Liebe ist: Opfer, auch wenn dieses Opfer eine totale Aufopferung ist. Daher wissen Christen, dass ihr Glaube der einzig wahre Glaube ist. Buddha, Mohammed und Krishna waren inspirierende Personen, aber keine von ihnen ließ sich darauf ein, wie Christus es tat, mich zu lieben. Dies ist wahre Freundschaft. Herr Jesus, lass mich niemals an deiner Liebe zweifeln. Viele mögen etwas an dir auszusetzen haben und versuchen, mich aus deiner Freundschaft wegzulocken. Wie auch immer, sie sind die ersten, die fliehen, wenn der Preis der Freundschaft hoch und anstrengend ist. Herr, lass mich niemals von dir weichen.
2. Die Bedingungen der Freundschaft. Freundschaften haben ihren Preis. Dies ist häufig der entscheidende Test, ob jemand eine andere Person wirklich liebt. Wie die Freunde des verlorenen Sohnes, die an seinem Tisch saßen, solange die Geldscheine locker waren, sich aber wie der Wind verstreuten, als die Not einbrach, so haben auch wir solche Erfahrungen mit „Schönwetter- Freunden” gemacht. Wahre Freunde sind bereit, den erbetenen Gefallen zu erfüllen, eine Extra-Meile mit ihrem geliebten Menschen zu gehen. Ihre bereitwillige Haltung zeigt, dass sie wahre Freunde sind. So ist es auch mit der Freundschaft mit Christus. Sich mit Christus anzufreunden, heißt, seinem Los zu folgen. Wie er auch seinen Jüngern sagte „wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen” (Joh 15,20). Die Jünger jedoch erkannten nach seiner Auferstehung, dass es eine Freude und eine Ehre war, für Christus zu leiden. Als Johannes und Petrus vom Sanhedrin ernsthaft gewarnt wurden, nicht weiter über den auferstandenen Jesus zu predigen und sie erst nach Peitschenhieben frei gelassen wurden, freuten sie sich, dass sie für würdig befunden waren, das Schicksal Christi, ihres geliebten Freundes, zu teilen. Was für ein Freund möchte ich für Christus sein? Bin ich bereit, mich seinem Willen unterzuordnen ‐ nicht wie ein widerwilliger Sklave, sondern als ein Freund, der aus Liebe so handelt?
3. Die Mission der Liebe. Haben wir jemals daran gedacht, wie es sein würde, Christus niemals gekannt zu haben? Die Welt würde dunkel sein und wir würden bei dem Versuch, aus dem Geheimnis des Lebens schlau zu werden, im Dunkeln tappen. Dies ist die Dunkelheit, in der 5/6 der Weltbevölkerung heute lebt. Man gewöhnt sich recht schnell daran, Christ zu sein. Gemeindeleben, Sakramente, Heilige Schrift sowie das Gebot der Nächstenliebe formen unser moralisches Leben. Sie sind so sehr Teil von uns, wer wir sind und immer waren, dass wir sie nur allzu leicht als selbstverständlich annehmen. Wir sollten jedoch in aller Demut erkennen, dass nicht wir Christus wählten; vielmehr war er es, der uns erwählte. Ein Christ zu sein bedeutet, von Gott für eine Mission auserwählt zu sein. Wir haben den Schatz der Liebe und Barmherzigkeit Gottes geerbt. Genauso wie die Propheten von Jahwe berufen wurden, ein Leuchtfeuer für die Völker zu sein, sind auch wir als Christen berufen worden, den Namen Christus zu 5/6 der Weltbevölkerung zu bringen, die ihn noch nicht kennt. Christ zu sein ist kein Zielpunkt; es ist ein Startpunkt. Wir sollen Missionare sein und die Früchte der Erlösung Gottes vervielfachen. So wie er mich geliebt hat, indem er mich in die Fülle der Gemeinschaft mit ihm in der heiligen Eucharistie gebracht hat, muss auch ich meinen Nächsten lieben und ihn zur Fülle der Wahrheit Christi führen.
Gespräch mit Christus: Mein Jesus, ich danke dir, dass du mich lehrst, was wahre Freundschaft und wahre Liebe sind. Ich muss in meiner Freundschaft mit dir wachsen. Hilf mir, mein Herz zu öffnen, damit ich in dieser Freundschaft großzügiger bin und meine Liebe verwirkliche.
Vorsatz: Ich werde heute jemandem, den ich kenne, helfen, durch die Sakramente Christus näher zu kommen.