Montag,
11. September 2006
Das rechte Maß
Montag der dreiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Daniel Polzer LC
Lk 6,6-11
An einem anderen Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte. Dort saß
ein Mann, dessen rechte Hand verdorrt war. Die Schriftgelehrten und die
Pharisäer gaben Acht, ob er am Sabbat heilen werde; sie suchten nämlich
einen Grund zur Anklage gegen ihn. Er aber wusste, was sie im Sinn hatten,
und sagte zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich
in die Mitte! Der Mann stand auf und trat vor. Dann sagte Jesus zu ihnen:
Ich frage euch: Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes zu tun oder Böses,
ein Leben zu retten oder es zugrunde gehen zu lassen? Und er sah sie alle
der Reihe nach an und sagte dann zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er
tat es und seine Hand war wieder gesund. Da wurden sie von sinnloser Wut
erfüllt und berieten, was sie gegen Jesus unternehmen könnten.
Einführendes Gebet: Herr, ich bin nun wieder im Gebet bei dir, um von dir zu lernen und in Heiligkeit zu wachsen. Du weißt nur zu gut, wie sehr ich deine Gnade brauche, um mein Leben nach deinem Willen zu leben. Schenke mir ein offenes Herz, das bereit ist, deine Lehren anzunehmen. Ich möchte die Dinge gerne klar und von deinem Standpunkt aus sehen, vom Standpunkt der Nächstenliebe und der Erlösung.
Bitte: Herr, hilf mir, alles vom richtigen Standpunkt aus zu betrachten, damit ich gute Entscheidungen treffen kann.
1. Vom Standpunkt der Schriftgelehrten und Pharisäer. Die Schriftgelehrten und Pharisäer bezogen alles auf das Gesetz. Das Gesetz des Moses gab ihnen die Richtschnur für die Beurteilung moralischer Fragen, für das Urteil, was richtig und falsch ist. Das war ja grundsätzlich nicht schlecht. Es war ja schließlich Gott, der ihnen das Gesetz gegeben hatte, und es war gut, diesem Gesetz zu folgen. Dennoch fehlte etwas in ihren Argumenten. Etwas war verdreht in ihren Gedanken, als sie darauf warteten, ob Jesus die verdorrte Hand des Mannes an einem Sabbat heilen würde. Mit welchen Augen betrachte ich die Taten Christi und meiner Mitmenschen?
2. Von Jesu Standpunkt. Jesus setzt das Gesetz des Moses in die richtige Perspektive. „Ich frage euch: Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zugrunde gehen zu lassen?“ Das Gesetz ist kein Selbstzweck, es ist dazu da, Gutes zu tun, Leben zu retten. Gutes zu tun ist der höchste Maßstab. Die Negativregel, am Sabbat nicht arbeiten zu dürfen, ist nicht dazu da, gute Taten zu beschränken, sondern schlechte. Ihr Zweck besteht darin, Gott zu preisen, und in der Hilfe für Kranke und Lahme wird Gott sicherlich gepriesen. Wenn das Gesetz also in die rechte Perspektive gesetzt wird, dann sieht man, dass die Taten Jesu ein Lobpreis Gottes sind.
3. Rechte Absicht. Der Plan der Schriftgelehrten und Pharisäer war es, Jesus in die Falle zu locken und ihn dazu zu bringen, etwas zu tun, das sie ihm später vorwerfen können. Ihre Absichten hinter der Befolgung der Gesetze waren nicht rein. Ihre Absicht war nicht, Gott zu preisen, sondern etwas zu finden, was sie gegen ihren Feind verwenden konnten. Wenn wir etwas nicht in rechter Absicht tun, werden wir immer Wege finden, die Wahrheit zu verbiegen und das, was in sich gut und recht ist, für unsere Zwecke missbrauchen. Unsere unreinen Absichten machen uns blind, und unsere Blindheit führt uns so weit, dass wir Ärger über das empfinden, was wirklich gut ist, so wie die Schriftgelehrten und Pharisäer von Wut über Jesu Tat erfüllt waren und berieten, was sie gegen ihn unternehmen könnten.
Gespräch mit Christus: Herr, du weißt, dass meine Absichten oftmals nicht rein sind und dass ich die Wahrheit verdrehe und zurechtbiege, damit sich die Dinge so entwickeln, wie ich es möchte. Gib mir die Gnade, die Welt und die Umstände meines Lebens mit einem reinen Herzen zu sehen, mit einem Herzen, das nicht von Eigensinn, Neid, Ärger und Habgier getrübt ist. Hilf mir, alles, was man tun oder nicht tun soll, in der richtigen Perspektive zu behalten und Gott durch gute Taten zu preisen.
Vorsatz: Ich werde mich heute besonders bemühen, meine Absichten hinter meinen Taten zu erkennen und meine moralischen Entscheidungen in die richtige Perspektive zu setzen.