Donnerstag,
17. August 2006
Vergib immer
Donnerstag der neunzehnten Woche im Jahreskreis
P. Richard Gill LC
Mt 18,21-19,1
Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muß ich meinem Bruder
vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal? Jesus sagte
zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.
Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Diener vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen. Der Herr hatte Mitleid mit dem Diener, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. Als nun der Diener hinausging, traf er einen anderen Diener seines Herrn, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und rief: Bezahl, was du mir schuldig bist! Da fiel der andere vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. Als die übrigen Diener das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. Da liess ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Diener! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich so angefleht hast. Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt.
Als Jesus diese Reden beendet hatte, verließ er Galiläa und zog in das Gebiet von Judäa jenseits des Jordan.
Einführendes Gebet: Erneuere meinen Glauben, meine Hoffnung und Liebe, Herr, und sende mir den Heiligen Geist, damit er mich den ganzen Tag über in meinen Gedanken, Worten und taten führt.
Bitte: Herr, schenke mir ein Herz wie das deine, das jede Beleidigung vergibt und in der Vergebung keine Grenzen kennt. Befreie mich von dem Wunsch, besser als andere zu sein und lehre mich, anderen immer in Liebe und Verzeihung zu begegnen.
1. Vergib anderen... und höre auf, zu zählen wie oft. Gott hat uns unsere Vergehen zahllose Male vergeben, und wir beten jeden Tag im Vater Unser: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.” Wenn wir wollen, dass uns vergeben wird, sollten auch wir die Verpflichtung, anderen zu vergeben, ernst nehmen, selbst dann, wenn es scheint, dass die anderen das nicht verdienen. Schließlich sind wir Gott gegenüber in der gleichen Lage, und er zeigt uns, dass sein Erbarmen groß ist. Jesus verkündet, dass wir mit dem gleichen Maß gemessen werden, mit dem wir messen. Wie können wir diese Vergebung in die Tat umsetzen?
2. Dass die Welt erkenne. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass die größte Aufgabe der Kirche heute darin liegt, ein Zeichen und Botschafter der Versöhnung zu sein. Gott bietet uns das durch Jesus Christus an. Wir leben in einer Welt, die – wie Papst Johannes Paul II. es ausgedrückt hat – „Angst vor dem Erbarmen Gottes hat”, da es uns zur Umkehr und zu einer völlig neuen Art zu leben ruft. So wie wir die Welt von Hass, Gewalt, Streit und Bitterkeit erfüllt sehen, so sollten wir Christen uns für Versöhnung und Heilung einsetzen. Es ist dabei notwendig, von unseren nahen persönlichen Beziehungen ausgehend immer weitere Kreise zu ziehen, bis hinein in unsere Nachbarschaft, Schulen, Vereine, Gemeinden und dem Arbeitsplatz. Wir sollten diejenigen sein, die anderen Vergebung und die Botschaft der Versöhnung bringen.
3. Undankbarkeit macht unmenschlich. Der Grund dafür, dass wir von dem ungerechten Schuldner so schockiert sind, ist die schreiende Offensichtlichkeit der Undankbarkeit, die er verkörpert, selbst nachdem ihm so viel vergeben wurde. Wenn wir aber genauer hinschauen, können wir darin auch etwas von unserer eigenen Geschichte entdecken. Wie schnell vergessen wir die Vergangenheit! Wie leicht sind wir versucht, zu denken, dass wir einfach unseren Sünden entwachsen sind, ohne Gottes Liebe und Gnade dafür die Ehre zu geben. Schnell können wir den Schwächen anderer gegenüber zu einer verurteilenden Haltung kommen, als ob es in unserem Leben nichts gäbe, was uns leid tut. Indem wir einen gesunden Sinn für unsere eigene Sündhaftigkeit behalten, sind wir imstande, andere als Brüder und Schwestern zu behandeln und nicht auf sie herabzuschauen.
Gespräch mit Christus: Jesus, du hast mir so viel vergeben. Schenke mir ein Herz das deinem immer ähnlicher wird, damit ich dein Erbarmen und deine Heilung den anderen Menschen mitteilen kann, die sich noch in Missverständnissen, Hass oder Bitterkeit verzehren.
Vorsatz: Ich will heute nach einer Gelegenheit suchen, eine Kraft der Versöhnung zu sein in einer Gemeinschaft, zu der ich gehöre und in der es innere Spaltung und Uneinigkeit gibt.