P. Andrés Poblete LC wurde 1991 als zweiter von sechs Brüdern in Santiago de Chile geboren. Sein älterer Bruder José Pablo ist Priester der Legionäre Christi, er wurde, gemeinsam mit P. Michael Hemm LC, im Mai 2022 in St Paul vor den Mauern in Rom geweiht. Andrés Poblete besuchte fünfzehn Jahre lang das Colegio Cumbres de Chile, wo er das ECYD und das Regnum Christi kennenlernte.
Nach seiner ersten Profess 2012 absolvierte er in Cheshire (USA) humanistische Studien und von 2014 bis 2017 studierte er Philosophie an der Päpstlichen Hochschule „Athenaeum Regina Apostolorum“ der Legionäre Christi in Rom. Sein apostolisches Praktikum machte er (2017 – 2019) als Ausbilder an der Apostolischen Schule der Legionäre Christi in Bad Münstereifel. Anschließend studierte er in Rom Theologie. Daraufhin kehrte er in sein Heimatland Chile zurück, wo er im Juli 2022 zum Diakon geweiht wurde und derzeit Ausbilder am Colegio Cumbres ist.
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Wie haben Sie das Regnum Christi kennengelernt?
Ich habe das Regnum Christi sowohl durch das Colegio Cumbres kennengelernt, wo ich 15 Jahre lang in die Schule ging, als auch durch meine Mutter, die zu einem der ersten Regnum Christi-Teams in Chile gehört. Solange ich mich erinnern kann, ging meine Mutter zu Treffen und erzählte mir von ihren Aktivitäten. Als ich dann in die 5. Klasse kam, schloss ich mich dem ECYD an, erfuhr mehr von Jesus und ging eine lebendige Freundschaftsbeziehung mit ihm ein. Im zweiten Jahr der Sekundarschule trat ich dann dem Regnum Christi bei.
Wann haben Sie das erste Mal über eine Berufung zum Priestertum nachgedacht? Wie alt waren Sie da?
Bis zu meinem fünfzehnten Lebensjahr nie. Als Junge wollte ich Arzt werden und später wollte ich Wirtschaftswissenschaften studieren. Ich nahm zwar an Veranstaltungen des ECYD teil, ging sonntags zur hl. Messe, dachte aber nie über eine Berufung nach.
Alles änderte sich am 15. Mai 2006: An diesem Tag hörte ich den Vortrag eines Priesters der Legionäre Christi für junge Leute. Ich weiß nicht mehr, was er sagte, aber ich war sofort beeindruckt von seiner aufrichtigen Freude und wie er so viel Frieden und Erfüllung ausstrahlte. Während des Gesprächs danach spürte ich zum ersten und einzigen Mal eine sehr klare und sanfte Stimme in mir, die zu mir sagte: „Andrés, ich möchte, dass du Priester wirst und vielen die Freude und die Fülle meiner Liebe bringst“. Ich erinnere mich, dass mein Herz vor Freude zerspringen wollte und ich sogar Gänsehaut bekam. Ich sah mich um, alles war noch genauso wie vorher, aber ich wusste, dass Jesus zu mir gesprochen hatte. Von diesem Tag an veränderte sich mein Leben. Ich habe nie wieder eine so klare Erfahrung gemacht, dass Gott in meinem Leben spricht und diese Erfahrung hat gereicht, um zu wissen, was Gott von mir wollte.
In Ihrer Familie ist Ihr älterer Bruder bereits Priester, jetzt werden Sie zum Priester geweiht. Welche Rolle spielen Ihrer Erfahrung nach, die Eltern im Berufungs- oder Entscheidungsprozess ihrer Kinder?
Ich habe durch meine Eltern den Glauben, Gott und das Beten kennengelernt. Im Colegio Cumbres, ECYD und Regnum Christi bin ich dann weiter im Glauben gewachsen. Die Rolle der Eltern in jeder Berufung besteht darin, den Glauben an ihre Kinder weiterzugeben und den Grundstein zu legen, damit dieser wächst und all die Früchte trägt, die Gott in der Berufung vorgesehen hat. Ich bin dankbar für all die Unterstützung, Offenheit und Liebe, die ich auf diesem Weg von meinen Eltern erfahren habe.
War es sehr schwierig, diese Entscheidung zu treffen? Wie haben es Ihre Freunde aufgenommen?
Als ich meiner Familie und meinen Freunden davon erzählte, gab mir das viel Frieden, denn ich konnte endlich offen sagen, was mein Herz zwei Jahre lang mit Freude erfüllt hatte. Ich erinnere mich, dass meine Familie mich voll und ganz unterstützte, auch wenn es für sie schwer es war und dass nun auch ich, wie mein Bruder, die Heimat verlassen würde. Meine Freunde haben mich sehr unterstützt und waren froh, einen Freund zu haben, der Priester wird.
Wie war es, gemeinsam mit Ihrem Bruder die Priesterausbildung zu machen?
Einen Bruder zu haben, der die Berufung zum Priestertum teilt, ist ein großes Geschenk. Für mich ist er immer noch derselbe Bruder wie immer und wir verstehen uns sehr gut. Wir lebten etwas mehr als vier Jahre während der Ausbildung zusammen. Wenn wir zusammen sind, tauschen wir uns über geisltiche Erfahrungen aus, über Dinge, die wir schwierig finden, machen Witze, gehen auch einmal Eis essen, geben uns Ratschläge, tauschen Notizen aus, treiben zusammen Sport und so weiter. Meinen Bruder Pablo in der Gemeinschaft der Legionäre Christi zu haben und alles, was wir gemeinsam erlebt haben, waren einige der besten Momente meiner Ausbildung.
Wo bist sind Sie derzeit? Und was ist Ihre Aufgabe?
Ich bin jetzt in Santiago de Chile und helfe bei der Ausbildung von Jugendlichen im Colegio Cumbres. Ich spreche persönlich mit den Schülern, ich unterstütze sie im Unterricht, ich begleite sie im Apostolat, als Priester kann für sie dann auch die hl. Messe feiern und ihnen das Sakrament der Versöhnung spenden.
Was bedeutet es für Sie, Priester zu werden?
In erster Linie bedeutet es einen Ruf Gottes und in der Verbundenheit mit Jesus Christus zu wachsen. Ich möchte Christi Botschaft, seine Worte und die Art, wie er sich an die Menschen wandte, in die Welt von heute tragen. Es ist eine Berufung, all denen zu dienen, die Gott in mein Leben stellt. Ein Dienst, der sich darin ausdrückt, dass ich anderen zuhöre, sie willkommen heiße, ihnen helfe und für sie bete.
Was bedeutet Ihnen, als Legionär Christi zur geistlichen Familie des Regnum Christi zu gehören?
Das Regnum Christi ist eine echte zweite Familie, in der ich zusammen mit anderen jungen Menschen einen lebendigen Gott kennengelernt und erfahren habe, der mich persönlich liebt und der mein Freund sein will. Dieser Freund hat einen Namen, er heißt Jesus, und durch das Regnum Christi hat er mein Herz erobert. Für mich ist es ganz natürlich, dass ich diese Freundschaft anderen näherbringen möchte, damit viele Menschen Jesus kennenlernen und die Fülle haben können, die ich gefunden habe.
Was würden Sie einem jungen Menschen sagen, der über eine Berufung zum gottgeweihten Leben nachdenkt?
Ich würde ihm sagen, dass Gott derjenige ist, der in erster Linie daran interessiert ist, dass wir glücklich sind und ein erfülltes Leben haben. Dass er einen Plan für jeden von uns hat, um diese Fülle zu erreichen, und dieser Plan ist zu lieben und geliebt zu werden. Ich würde ihm raten, Gott zu fragen, ob der Weg darin besteht, in einer geweihten Berufung zu lieben oder auf eine andere Weise zu lieben. Dabei ist es sehr hilfreich, einen geistlichen Begleiter zu haben oder mit jemandem zu sprechen, der mehr Erfahrung hat, um mehr Licht in die Unterscheidung zu bringen. Ein guter Indikator zu wissen, was Gottes Plan ist, ist zu sehen, wo wir wirklich vollkommen glücklich sind. Gott wird uns nicht zu etwas berufen, bei dem wir immer leiden oder nur mäßig glücklich sind. Wenn er Gottes Plan erfüllt, trotz aller Schwierigkeiten, gibt das dem Leben einen Sinn und lässt ihn jeden Tag mit vollem Herzen aufstehen. Zu lieben und geliebt zu werden. Ich habe das in so vielen Ehen gesehen, bei geweihten Menschen, bei Priestern und in meiner persönlichen Erfahrung.
Danke für das Gespräch!
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