Anja Biberger (28) ist eine neue, junge Stimme der Laien im Nationalen Leitungskolleg (NLK) des Regnum Christi. Im Interview verrät sie, wo ihr Jesus erstmals persönlich begegnet ist, was sie an der Gemeinschaft wertvoll findet und sie daran verbessern will.

„Das Regnum Christi ist meine Familie im Glauben“

Anja Biberger (28) ist eine neue, junge Stimme der Laien im Nationalen Leitungskolleg (NLK) des Regnum Christi. Im Interview verrät sie, wo ihr Jesus erstmals persönlich begegnet ist, was sie an der Gemeinschaft wertvoll findet und sie daran verbessern will.

Seit Oktober 2022 ist Anja Biberger für drei Jahre Mitglied des Nationalen Leitungskollegiums in Deutschland. Sie stammt aus Wackerstein, ist verheiratet, wohnt in Bayreuth, hat Geografie studiert und ist Umweltgenehmigungsplanerin bei einem Übertragungsnetzbetreiber. Vor 12 Jahren ist sie bei der „MOVE“ ins Regnum Christi eingetreten und hat sich danach viele Jahre lang für „Looking Good“ engagiert – in Leitungsfunktionen in Altötting und München und zuletzt deutschlandweit.

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Frau Biberger, Sie haben als Laie Verantwortung im Nationalen Leitungskollegium des Regnum Christi übernommen. Was heißt das für Sie?
Anja: Verantwortung zu übernehmen – als Christin in der Kirche für den Auftrag, das Evangelium zu verkünden, als Katholikin, als Frau und als Laie. Alles läuft für mich in einem zusammen: dem Herrn treu zu sein. Gerade jetzt, vor dem Hintergrund der Diskussionen über Verantwortung von Frauen in der Kirche, ist es mir wichtig, mit gutem Beispiel voranzugehen. Man muss kein Priestergewand tragen, um als Frau an der Kirche mitbauen zu können. Das läuft auch auf ganz klassischem Weg.

Was heißt das für Sie, dem Herrn treu zu sein?
Anja: Wenn ich als Katholikin Jesus nachfolgen will, heißt das, seinen Auftrag ernst zu nehmen und ihm zuliebe mitzuarbeiten, am Aufbau seiner Kirche, an der Neuevangelisierung, in der Verkündigung seiner Botschaft. Es geht im Endeffekt darum, die Menschen zu ihm zu bringen und ihnen zu zeigen, welcher Riesenschatz in unserem Glauben steckt.

Wie kann man die Kirche aufbauen, wo sich doch so viele von ihr verabschieden?
Anja: Das geht nur über Jesus, er will die Menschen persönlich erreichen. Der erste Kontakt funktioniert nur über eine menschliche Beziehung, über eine Gemeinschaft, die attraktiv, offen, akzeptierend und herzlich ist, wo Leute gerne hinkommen und sich angenommen fühlen. Diese Gemeinschaft lebt aus der Liebe Gottes und zeigt, dass Jesus ihre Quelle der Freude und Liebe ist. Der Identitätsstifter ist Gott, der liebende Vater. Es gilt also, die Menschen zuallererst zu Jesus zu bringen. Und nicht zur Kirche, zur Institution, zur Lehre – das folgt und gehört unbedingt dazu, ist aber verständlicherweise unattraktiv, wenn es nicht auf einer Beziehung zu Jesus aufbaut.

Jesus ist Quelle der Liebe und Freude: Wo haben Sie das konkret erfahren?
Anja: An erster Stelle in der eucharistischen Anbetung und im Gebet. Im Gespräch mit dem Herrn darf ich immer wieder erfahren, dass er einfach ein total persönlicher Gott ist, Jesus war ja auch Mensch.

Ein total persönlicher Gott – wann hat Sie Jesus intensiv berührt?
Anja: Ich fand es als Teenager super nervig, am Sonntag früh aufzustehen und in die Messe zu gehen. Über die Freundin meiner Mutter kam ich zu ´Looking Good´ und erlebte an dem Wochenende das erste Mal diese Form einer attraktiven Gemeinschaft von gleichaltrigen, gläubigen Mädels. Ich kann mich noch genau an diese Szene erinnern: In der eucharistischen Anbetung ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen und meinem Herzen gezeigt worden, dass das Jesus ist, dass unser Gott eine Person ist und eine Beziehung mit mir will, dass er mit offenen Armen einfach nur auf mich wartet. Sich ihm zuzuwenden und in seine geöffneten Arme fallen zu können, diesen Prozess muss ich immer wieder mal durchlaufen.

Sie müssen sich daran erinnern, dass Gott sie mit offenen Armen empfängt?
Anja: Das ist so wie eine Wellenbewegung, auch noch fast 15 Jahre nach dieser Erfahrung in der Anbetung. Da kommt immer wieder mal die Sorge auf, dass das alles doch nur eine schöne Geschichte sein könnte und Gott es vielleicht doch nicht so gut meint mit mir. Ich muss mich dann selber mahnen, dass diese Gedanken Unsinn sind. Ich denke, dass so manches Tief im Glauben normal ist. Das Glaubensleben ist ja etwas Lebendiges.

Es braucht also immer wieder dieses entschiedene Ja zum Herrn?
Anja: Ja, das braucht es zu Jesus wie in jeder anderen Beziehung auch. Wenn man in einer Beziehung nicht miteinander spricht, nicht miteinander Zeit verbringt, sich nicht um den anderen kümmert, dann endet sie.

Und an diesen Zweifeln und Herausforderungen wächst die Beziehung?
Anja: Absolut! Ich bin noch weit davon entfernt, der perfekte Christ zu sein. Eine reife Beziehung zu Jesus hält Höhen und Tiefen aus, dafür ist sie da. Wenn mir jemand immer alles happy-clappy schildert, dann ist er wahrscheinlich noch in der Flitterwochenphase mit Jesus. Das sei ihm gegönnt. Aber um im Glauben wirklich auf stabilen Beinen stehen zu können, ist es gut, wenn er manchmal auf die Probe gestellt wird, wenn man sich immer wieder für Jesus entscheidet.

Sie haben nun auch Ja zum Nationalen Leitungskolleg gesagt, warum?
Anja: Ich dachte, da bin ich aufgrund meiner Erfahrungen gut aufgehoben und kann die Zukunft mitgestalten. Ich glaube, Wertvolles beitragen zu können.

Was denn?
Anja: Ich bin schon lange im Regnum Christi, habe Höhen und Tiefen durchgemacht, kenne es in Deutschland recht gut, kenne viele Mitglieder. Ich habe viel Erfahrung gesammelt, mich etwa bei „Looking Good“ in Bayern engagiert, war Coworkerin in Düsseldorf. Jetzt wohne ich sozusagen in der Diaspora in Bayreuth, relativ weit weg von den ApostelHäusern.

Diaspora klingt nicht nach einem Optimum – oder?
Anja: Das war natürlich nicht ganz ernst gemeint. Ich bin ein großer Fan der ApostelHäuser in Ratingen und Alzgern und begeistert von dem, was dort entsteht. Nichtsdestotrotz vertrete ich auch die Regnum-Mitglieder, die drei, vier Autostunden davon entfernt leben und nicht die Möglichkeit haben, einmal pro Monat dort hinzufahren. Die sollten wir nicht vergessen, auch ihnen sollten wir Gemeinschaft ermöglichen, zum Beispiel mit Apostolaten, die mehr in ihr Umfeld hineinwirken, oder mit Online-Angeboten. Es ist ein Ziel von mir, das Leben im Regnum Christi noch besser zu vernetzen. Früher hatten wir Laien wenig Austausch, hier Bayern, dort NRW und so weiter, man begegnete sich kaum. Das ist in den letzten Jahren schon sehr viel besser geworden und daran würde ich gerne weiterarbeiten, weil wir eine Gemeinschaft sind, voneinander lernen und uns gegenseitig bereichern können.

Wie gehen Sie das an?
Anja: Mit viel Gebet, wie immer vor wichtigen Besprechungen und Entscheidungen. Wir bezeichnen uns als Werkzeuge Gottes und hoffen natürlich, dass wir in seinem Sinne agieren. Und ich versuche im Kopf zu behalten, für wen ich spreche. Ich fühle mich als Repräsentantin der jungen Katholiken, der Frauen und Männer, die nicht in der Nähe der ApostelHäuser wohnen. Ich kenne auch die Perspektive von Ehrenamtlichen in den Apostolaten und deren tägliche Herausforderungen. All diese Gruppen versuche ich zu repräsentieren und im Herzen zu haben, wenn wir das Regnum Christi leiten und Entscheidungen treffen.

Was ist das Regnum Christi für Sie?
Anja: Es ist für mich als allererstes meine Familie im Glauben, eine Gemeinschaft von gleichgesinnten Katholiken, die auf ähnliche Art ihre Beziehung zum Herrn leben und im Glauben unterwegs sind. Ich fühle mich gut aufgehoben in diesem Charisma. Ich würde mich selbst als relativ straight katholisch bezeichnen, also weder in liberalen Kreisen noch in super konservativen wirklich zu Hause. Für mich ist das Regnum Christi genau die richtige Mischung zwischen straight, ehrlich, katholisch, treu zum Herrn und trotzdem jung, lebendig, lebensnah. Mich beeindruckt die Art, wie hier miteinander umgegangen wird. Und man kann hier mit einem Priester auch mal ein Bier trinken wie mit jedem anderen auch. Ich finde diesen Familiengedanken, diesen Gemeinschaftsgedanken so schön – und dass der Fokus auf Jesus so präsent ist. Das ist charakteristisch für uns.

Und jetzt verantworten Sie auch dieses Charisma mit. Wie klingt das für Sie?
Anja: Aufregend. Ich bin ja mehr oder weniger mit dem Regnum Christi groß geworden, hab den Prozess der Erneuerung zwar nicht mitgestaltet, aber mitverfolgt. In dieser Phase haben wir uns alle die Frage gestellt, was das Regnum Christi ist und was wir hier machen. In diesem Prozess habe ich gesehen: Genau hier gehöre ich auf meinem Glaubensweg hin, genauso will ich meinen Glauben leben. Mit der Hilfe des Heiligen Geistes bin ich zuversichtlich, dass meine Perspektive und meine Erfahrungen einen wertvollen Beitrag im Leitungskolleg leisten können.

Danke für das Gespräch!

(Das Interview führte Franz Schöffmann)

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Dieses Interview veröffentlichen wir in einer Reihe von vier Interviews mit ehemaligen und neuen Mitgliedern der Leitungskollegien der Regnum-Christi-Föderation, einer Leitungsform in der katholischen Kirche, die kirchenrechtlich ein Novum darstellt und erst seit 2019 existiert. Das Regnum Christi lebt von der Initiative und der Mitverantwortung aller und aller Berufungen in unserer geistlichen Familie. Die Interviews wollen Frauen und Männer näher vorstellen, die sich in unserer Gemeinschaft einbringen: Wer sind sie? Was bewegt sie? Was heißt für sie Christsein? Wie denken sie über das Regnum Christi, die Kirche und die Welt?

Mit modernem Design, intuitiver Benutzerführung und relevanten Inhalten schafft das Regnum Christi eine neue Plattform, die Mitglieder und Interessierte einlädt, den Glauben zu vertiefen und Teil einer lebendigen, missionarischen Gemeinschaft zu werden.

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