Martin Schaumberger aus der Obersteiermark ist schon lange ein Mitglied des ECYD, der internationalen Jugendbewegung des Regnum Christi. Seit knapp einem Jahr leitet der 18-Jährige das ECYD in Österreich. Im Interview verrät er Franz Schöffmann, wofür er zuletzt alle seine „Gebetswaffen“ mobilisiert hat und warum ihn das ECYD so fasziniert.
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Martin, worüber freust du dich, wenn du auf dieses Jahr zurückblickst?
Martin: Es ist einfach ein Segen, wenn man so ein starkes Team hat, das sich voll engagiert. Ich versuche auch selber, mich voll für meine Aufgabe einzusetzen und etwas zu bewegen, junge Leute im Glauben zu bestärken. Wenn ich dann sehe, dass das alle unsere Betreuer machen, ist das eine große Freude für mich. Es haben sich Freundschaften gebildet, die ich mein ganzes Leben pflegen werde.
Warum ist dir das Team, die Gemeinschaft so wichtig?
Martin: Die ECYD-Gemeinschaft ist eine Säule in meinem Glaubensleben. Die Idee, geistlichen Input und Action für 11- bis 16-Jährige zu verknüpfen, ist so wertvoll, weil in diesem Alter viele Weichen fürs Leben gestellt werden. Viele wenden sich in dieser Zeit, meistens nach der Firmung, von Gott ab: ´Jetzt brauch´ ich nicht mehr in die Kirche zu gehen´. Das war es dann.
Als ich das erste Mal an einer ECYD-Veranstaltung teilnahm, dachte ich: ´Wow, das sind Leute in meinem Alter, die auch Glauben zu leben versuchen. Ich bin nicht der Einzige, der solche Probleme und Zweifel im Glauben hat.´
Du bist also in und mit der Gemeinschaft gewachsen?
Martin: Im ECYD darf man wachsen, am meisten bin ich zum Beispiel im Umgang mit den Betreuern bei Konflikten gewachsen. Und man wird beim ECYD im Glaubensleben sehr bestärkt. Deswegen bedeutet mir das ECYD so viel. Ich habe dort so viel Gutes empfangen, dass ich den Glauben jetzt, wo ich älter bin, an möglichst viele Jugendliche weitergeben möchte.
Den Glauben weitergeben: Was heißt es für dich, Apostel zu sein?
Martin: Apostel zu sein heißt für mich, wie damals die Jünger Jesus nachzufolgen, mehr so zu sein wie er, die Nächstenliebe zu leben, und Menschen, die in Not sind, zu helfen. Das ist nicht einfach. Aber ich denke, es ist schon ein riesiger Mehrwert, wenn man jeden Tag aktiv versucht und mit Entscheidungen ringt, dass man Jesus wirklich ähnlicher wird und so durchs Leben geht, auch im ECYD. Wenn ich viel Stress über längeren Zeitraum habe, dann werde ich oft grantig. Dann nehme ich mir vor: ´Hey Jesus, ich will dir dienen. Du hast mich so beschenkt in meinem Leben, ich möchte das irgendwie weitergeben und mit dir zusammenarbeiten.´ Ich schicke oft auch ein kurzes Stoßgebet zum Himmel.
Apropos Stress: Das ECYD leiten und am Realgymnasium maturieren, wie hast du das unter einen Hut bekommen?
Martin: Ich weiß es nicht. Es gibt da einen Satz in der Bibel: ´Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben.´ (Mt 6,33) Und genau das habe ich in der vergangenen Zeit stark erfahren dürfen. Da ich kein fleißiger Schüler bin und mir die Noten nicht so wichtig sind, habe ich den Fokus in diesem Maturajahr aufs ECYD gelegt, dafür das Doppelte oder gar Dreifache an Zeit investiert und die Schule nebenbei absolviert.
Eine Woche vor der schriftlichen Matura hatte ich noch eine Matheprüfung, wofür ich gefühlt alle ´Gebetswaffen´ mobilisierte. Ich hatte in jeder ECYD-Gruppe ums Gebet gebeten und Leute persönlich angeschrieben. Es war so ein Segen, dass ich die Prüfung und danach auch die Matura schaffte. Das ist ein großes Geschenk, dafür bin ich Gott sehr dankbar.
Du vertraust auf die Macht des Gebetes?
Martin: Konkret bemühe ich mich sehr, das ECYD Morgen- und Abendgebet täglich zu beten. Wenn man es sich genau ansieht: ´Ich übergebe dir meine Hände, um deine Arbeit zu tun.´ Ich finde diese Gebete sehr schön und ansprechend. Mein Glaubensleben allgemein ist sehr gut gestärkt durch die verschiedenen Gebete des Regnum Christi beziehungsweise des ECYD.
Wie schaffst du ein konsequentes Gebetsleben?
Martin: Natürlich erlebe ich immer wieder Höhen und Tiefen. Zu Beginn der Corona-Krise, während des Lockdowns, hat Pater Leonhard [P. Leonhard Maier LC] Online-Gebetszeiten initiiert. Diese Gebetszeiten sind für viele Jungs ein echter Segen und helfen uns, im Glauben einen Rückhalt zu finden. Trotzdem ist es nicht immer so einfach, diese Gebetszeiten am Leben zu erhalten, wenn manchmal nur wenige teilnehmen.
Solange ich im ECYD bin, finde ich dort meine Stütze im Glauben, kann ich auftanken. Wenn es auch viel Aufwand ist, Veranstaltungen zu organisieren, es bleibt dort immer Zeit für eine heilige Messe oder eine Beichte.
Welche Talente bringst du beim ECYD ein?
Martin: Ich kann sehr gut Leute anleiten und ermutigen. Bei einigen Camps ist es mir gelungen, dass ich das Zugpferd war und andere mitgerissen habe, besonders in unserem Betreuerteam. Dadurch entstand ein Teamwork, wo sich jeder einbringen kann. Vor allem habe ich gelernt, Talente zu erkennen und diese bei Camps bestmöglich einzusetzen.
Ein wichtiger Punkt, den ich auch lernen durfte, ist: Dass es leicht ist, zu kritisieren. Doch wenn man etwas kritisieren kann, sollte man es selber besser machen können. Und dann merkt man schnell, dass das gar nicht so einfach ist.
Danke für das Gespräch!