Der gesamte Monat Juni ist dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht, und mit ganz besonderer Festlichkeit begehen wir jährlich dieses Gedenken acht Tage nach Fronleichnam: am Herz-Jesu-Hochfest. Dieses Fest wurde von Jesus selbst erbeten, und zwar in Visionen, die die Ordensschwester Margareta-Maria Alacoque (1647 – 1690) empfing. Jesus sagte dabei zu ihr: „Seht das Herz, das die Menschheit so sehr liebt, aber von den meisten nur Kälte, Undank und Gleichgültigkeit erfährt. Schöpfet doch aus dieser nie versiegenden Gnadenquelle zu euerer und aller Menschen Heil und Rettung.“
Dieses Herz ist es, dessen Herzschlag der Evangelist Johannes beim letzten Abendmahl gespürt hat, welches am Karfreitag durch den Lanzenstoß vollkommen geöffnet wurde, aus dem Blut und Wasser flossen, in welches der Apostel Thomas seinen Finger legen durfte. Seit damals sprudelt diese Gnadenquelle der Liebe Jesu.
Aber wenn wir einmal ganz genau hinschauen, dann ist da nicht nur das Herz an sich, die Quelle, sondern da ist auch ein ganzer Weg, den die Lanze zurückgelegt hat, ein Kanal, der in dieses Herz führt und über den diese Liebe zu uns kommt. Dieser „Weg der Lanze“ beginnt bei der Seitenwunde und dringt in die Tiefe bis ins Herz hinein, genaugenommen reiht sich dabei Wunde an Wunde. Wie viele Fasern, Sehnen, Muskeln, sind nicht durch die Lanze verwundet worden!
Mir scheint, dass es einen solchen „Weg der Lanze“ hin zum Heiligsten Herzen Jesu auch in unserem Leben gibt. Auf dem Weg in mein eigenes Herz… sind es nicht scheinbar unzählig viele Wunden meines Lebens, denen ich auf dem Weg in mein eigenes Herz begegne? Sind da nicht unendlich viele Begegnungen, Ereignisse und Erfahrungen, die ihre Spur in mir hinterlassen haben? Bin nicht auch ich in meinem Herzen – so wie Jesus – sichtbar durch all das gezeichnet worden?
Vielleicht ist dieses Fest (und dieser Monat) ein guter Moment, um zusammen mit Jesus diesen Weg zu gehen… den „Weg der Lanze“. In sein Herz, in mein Herz. Denn nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir (Gal 2, 20). Und deswegen werde ich sein Heiligstes Herz berühren, wenn ich meinen eignen „Weg der Lanze“ und in mein Herz gehe. Den „Weg der Lanze“ zu gehen bedeutet, zusammen mit Jesus an diese Momente zurückzukehren: Momente meines Lebens, in unserer geistlichen Familie, Wunden in der Kirche… zuzulassen, dass Jesus sie berührt, sie küsst, sie salbt und sie erlöst.
Die Gnadenquelle sprudelt, weil Jesu Liebe sie dazu drängt. Sein Herz fließt über. Ist es nicht schön zu wissen, dass diese Quelle in meinem eigenen Herzen sprudelt? Dass der Gnadenstrom seines Herzens auch über meinen „Weg der Lanze“ in die Welt hinausströmen kann, weil mein Herz mit allem, was dazu gehört mit seinem Heiligsten Herzen vereint ist?
Herz Jesu, vereine mich mit dir und bilde mein Herz – mit allem was dazu gehört – nach deinem Herzen!