Es ist doch jedes Jahr aufs Neue eine Überraschung, wie schnell der Advent vorbeigeht… Zwischen weltbewegendem politischem Chaos und dem nicht weniger wichtigen Plätzchenbacken und Geschenkeeinkaufen (und bitte nicht vergessen, den Christbaum aufzustellen…) kann man schon ziemlich aus der Puste kommen. Und ganz nebenbei könnte man sogar vergessen, was in etwas mehr als einer Woche eigentlich passiert.
Johannes der Täufer wird im heutigen Evangelium von verschiedenen Gruppen gefragt, was sie denn zur Vorbereitung auf das Kommen des Messias tun sollen. Da ist das allgemeine Volk, dem er sagt, dass sie von ihrem Überschuss abgeben sollen. Die Zöllner ermahnt er, nicht mehr als das Festgesetzte an Steuern zu verlangen. Den Soldaten gilt die Weisung, niemanden zu misshandeln und sich mit ihrem Sold zu begnügen. Alles in allem eigentlich nichts Außergewöhnliches.
Aber möglicherweise ist es genau das, was uns der dritte Adventssonntag in Erinnerung rufen möchte. Bei aller Erwartung, bei allem Trubel und allen Sorgen, die uns jeden Tag überhäufen: besinne dich auf das, was jetzt gerade dran ist. Lebe in der Gegenwart und deinem Stand entsprechend. Und das mit ganzem Herzen.
Es gibt keine abstrakte, ätherische Menschwerdung Gottes im Irgendwo und Irgendwann. „Und das Wort ist Fleisch geworden […]!“ (Johannes 1,14, EÜ). Fleisch. Nicht nur Mensch, nicht nur Person, nicht nur „einer-von-uns“. Fleisch. Viel greifbarer und konkreter geht es nicht. Und das in realen und prüfbaren historischen Koordinaten. Unter Kaiser Tiberius, Stadthalter Pontius Pilatus, Tetrarch Herodes…
So wie in Jesus der Sohn Gottes ganz konkret, historisch und greifbar auf diese Welt kommt, so will er auch in unser Herz kommen. Nicht abstrakt irgendwie und irgendwann, sondern ganz real, greifbar und historisch. Jetzt. Heute. Hier. Du. In deiner Familie, in deiner Arbeit, in deiner Klasse.
Besinne dich auf dein Hier und Jetzt. Dafür musst du möglicherweise der Fliehkraft deines hektischen Alltags mal kurz entsagen. Lass die Weltpolitik kurz ruhen, lass den Plätzchenteig kurz aufgehen, vielleicht kannst du dieses eine bestimmte Geschenk auch morgen kaufen… Was ist jetzt dran? Hier, heute, in deinem Herzen?
Gottes Segen,
Euer P. Rafael Maria Böhm LC