„Der Empfang der Soutane ist ein äußeres Zeichen von etwas, das in mir gewachsen ist: der Wunsch, für Gott zu sein und mich ihm zu weihen“, sagt Simon Kempen (26). Am 16. November empfing er feierlich das Ordensgewand der Legionäre Christi, die Soutane, als Zeichen des Eintritts ins europäische Noviziat der Ordensgemeinschaft in Madrid (Spanien).
Die Zeremonie fand in der Gemeinschaft der Legionäre Christi in Cerro del Coto (Madrid) statt. Anwesend vor Ort waren u.a. P. Sylvester Heereman LC, der Simon in Deutschland auf seinem Berufungsweg begleitet hatte, außerdem der Vater und die Schwester von Simon. Der Tag war auch vom Gedenken an seine Mutter geprägt, die vor einigen Jahren verstorben war. – Im europäischen Noviziat leben derzeit sechs Novizen und Kandidaten.
Abitur und FSJ, Behindertenpflege und Gartenbaustudium, schließlich Noviziat
Simon stammt aus Much und hat zwei ältere Geschwister. Nach dem Abitur absolvierte er ein neunmonatiges Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) als Fahrer von Krankentransporten. Daran schloss sich ein „Work & Travel“-Jahr in Kanada an. Danach entschied er sich, ein halbes Jahr in der Pflege von Kindern mit Behinderungen zu helfen (FSJ). Im Anschluss studierte er Gartenbau mit Bachelor-Abschluss. – Im Interview spricht er über seinen bisherigen Berufungsweg und seine ersten Schritte im Noviziat.
Was bedeutet für Dich die Einkleidung mit dem Ordenshabit der Legionäre Christi?
Simon: Sie bedeutet für mich in erster Linie Teil zu sein und teilzuhaben an der ganzen Gemeinschaft der Legionäre Christi. Heute Morgen las ich passend zur Einkleidung in der Heiligen Schrift die Stelle aus dem Galaterbrief: „Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen“.
Wie würdest Du Deinen Weg bis zu diesem Schritt beschreiben?
Simon: Mein Lebensweg war wahrscheinlich bisher vor allem etwas holprig. Der Weg des Glaubens aber war sehr geführt und sehr begleitet. Ich würde sagen, wie in einer Spirale nach oben. Es gab Zeiten der tiefen Sehnsucht und Zeiten der Antworten von Gott, der Türen öffnet und der mir ins Herz legte, was er für mich bereitet hat.
Der erste Gedanke zum Priestertum kam bereits in der Grundschule, später noch einmal, als ich in die Apostolische Schule eintreten wollte, was meine Eltern jedoch ablehnten. Danach geriet der Gedanke ein wenig in Vergessenheit. Dann gab es auch noch einmal eine „Glaubenspause“ in meinem Leben. Und danach eine Bekehrung, mit 20. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich eine feste Freundin. Als ich plötzlich Jesus nachfolgen wollte, konnte sie das nicht verstehen. In den kritischen Momenten der Beziehung dachte ich, wenn das mit meiner Freundin nicht sein soll, hat Gott vielleicht etwas anderes mit mir vor. Und so kam der Gedanke zum Priestertum wieder hoch.
Dann kam der Tag der Priesterweihe von P. Ignacio Rubio LC (am 24. April 2021 in Madrid), an dem ich innerlich, während der Lesung aus dem Buch Jeremias, einen starken Ruf verspürte: Hab keine Angst, ich sende Dich dorthin, wo ich Dich möchte. Seitdem ging es los mit geistlichen Exerzitien und der geistlichen Begleitung durch P. Sylvester.
Was sagt Deine Familie dazu? Deine Freunde? Gibt es auch Unverständnis?
Simon: Meine Familie ist wahrscheinlich so ein bisschen so und so. Meine Schwester freut sich sehr. Aber natürlich ist es auch schmerzhaft sich zu verabschieden. Für meinen Vater ist es schwieriger. Ich in sozusagen der jüngste und letzte in der Familie, der die Flügel spannt und wegzieht. Das ist nicht so einfach für ihn. Viele meiner Freunde, die auch im Regnum Christi sind, freuen sich sehr und beten für mich. Während des Studiums hatten wir eine kleine Hauskirche von Studenten aus den verschiedenen Konfessionen gegründet, die sich jetzt auch für mich freuen. Tatsächlich gibt es auch eine Freundin die sagt, da kann sie leider nicht mitgehen, ich solle mich melden, wenn ich wieder ausgetreten bin. Natürlich hat das geschmerzt, aber ich denke, das gehört auch teilweise dazu.
Mit der Einkleidung beginnt das Noviziat, es dauert in der Regel zwei Jahre. Auf was freust Du Dich bzw. welche Herausforderungen siehst Du für Dich in den kommenden Monaten?
Simon: Meine früheren Gedanken waren, dass das total langweilig wird, Stille, irgendwo Einsamkeit, viel Gebet. Aber ich lerne immer mehr den Schatz des Gebetes und der Gemeinschaft kennen. Die Gemeinschaft zeigt mir, wer ich bin und wo ich beitragen kann und wo ich meinen Platz habe. Ich freue mich auf die Zeit des näheren Kennenlernens, wenn die Gemeinschaft zu meiner Familie wird, und der tiefen Begegnung mit Gott. Dass ich ihm immer mehr die Tür meines Herzens öffne, ihm immer mehr vertraue. Ich glaube, da fehlt noch viel.
Eine gewisse Barriere ist natürlich die Sprache. Es gehört zum Gemeinschaftsleben, sich ausdrücken zu können. Für mich ist das gerade eine Zeit des Lernens.
Was macht Ihr im Noviziat? Wie sieht der Alltag aus?
Simon: Meist vergehen die Tage super schnell. Der Alltag ist sehr vielfältig. Wir fangen mit dem Morgengebet und der hl. Messe an, dann Frühstück. Am Morgen haben wir Unterricht, z.B. Latein und Christologie – sehr spannende Themen. Dann folgt wieder Zeit zum Gebet und das Mittagessen. Am Nachmittag haben wir etwas Freizeit; unsere Gruppe ist sehr aktiv und wir machen viel Sport. Am Abend ist noch einmal Zeit fürs Gebet, für Anbetung, schließlich Abendessen. Wir verbringen den Tag hauptsächlich zusammen. Im Noviziat hat aber auch jeder sein eigenes Zimmer, in das er sich zurückziehen kann.
Und dann gibt es noch viele verschiedene Aktivitäten. Unter der Woche sind wir z.B. an der Universität und geben einen Firmkurs an Studenten. Das ist super schön, weil die Jugendlichen auf der Suche sind und eine Sehnsucht nach dem Glauben haben. Wir haben ihnen gesagt, dass sie gerne ihre Freunde mitbringen können und so ist jetzt unsere Gruppe ziemlich gewachsen. Es macht wirklich viel Spaß mit ihnen. Einer von ihnen war sogar bei meiner Einkleidung dabei. An den Samstagen gibt es meist Arbeit im Garten. Da bin ich sehr leidenschaftlich dabei. Oder wir gehen wandern, z.B. in den Bergen. Ich liebe die Berge.
Danke für das Gespräch!
(Die Fragen stellte Karl-Olaf Bergmann.)
Was ist die Kandidatur und wann erfolgt der Schritt ins Noviziat?
Diese Frage haben wir P. Sylvester gestellt, der Jugendliche und junge Erwachsene bei der Berufungsunterscheidung begleitet.
P. Sylvester: Bevor ein junger Mann in das Noviziat eintritt, durchläuft er verschiedene Etappen. Simon Kempen zum Beispiel hat schon als Teenager an Ferienfreizeiten teilgenommen. Während seines Studiums hat er immer wieder an Veranstaltungen für junge Erwachsene teilgenommen und sich bei Unterscheidungstagen im Noviziat, auf einer Romfahrt und bei Exerzitien mit der Frage nach seinem Lebensweg auseinandergesetzt.
Während eines Studienaufenthaltes in Spanien hat er ein Semester lang in einer der Niederlassungen der Legionäre in Madrid gewohnt und so die Gemeinschaft von innen kennengelernt. Im Sommer dieses Jahres hat er am Sommerkurs zur Berufungsunterscheidung im europäischen Noviziat teilgenommen, einem Angebot für junge Männer, die am Ordensleben und Priestertum interessiert sind und den Schritt in die Gemeinschaft der Legionäre Christi prüfen wollen. Diese Zeit ist geprägt von brüderlicher Gemeinschaft, Gebet und Reflektion und der Möglichkeit zu regelmäßiger persönlicher Begleitung.
Der erste formelle Schritt auf dem Weg in die Gemeinschaft ist eine mehrmonatige Prüfungszeit, die Kandidatur. Während dieser nehmen junge Männer am Leben der Novizen teil und prüfen unter realen Bedingungen ob sich ihre Anziehung zum Ordensleben bestätigt und vertieft. Während der Kandidatur steht die Beziehung zu Jesus, das Erleben von Gemeinschaft und die Berufungsunterscheidung ganz im Mittelpunkt. Die Länge der Kandidatur ist individuell, dauert aber mindestens zehn Wochen und höchstens sechs Monate. Wer am Ende dieser Phase glaubt, dass Gott ihn auf diesen Weg einlädt, bittet um Aufnahme in das Noviziat.
(Fotos: Fernando García-Yáñez für das Regnum Christi)