„Diakon“ kommt von dienen

Diakonweihe von zwei Legionären Christi in Altötting: László Erffa LC und Wolfgang Dichgans LC – Interview

Am 6. Juli 2019 empfingen László Erffa LC und Wolfgang Dichgans LC in der Basilika St. Anna in Altötting durch Handauflegung von Erzbischof Nicolas Thevenin die Diakonweihe. Erzbischof Thevenin stammt aus Saint-Dizier (Frankreich), seit 1994 ist er im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls tätig. Am 5. Januar 2013 berief ihn Benedikt XVI. zum Apostolischen Nuntius in Guatemala und am 6. Januar 2013 weihte er ihn im Petersdom zum Bischof. Erzbischof Thevenin ist Firmpate von László Erffa LC. Der Gottesdienst begann um 11.00 Uhr. Ca. 800 Gläubige und Freunde der Gemeinschaft aus Deutschland und Österreich nahmen daran teil. Im Anschluss waren alle Gäste zum Empfang im „Klostergarten“, neben der Basilika St. Anna, eingeladen.

Zwei neue Diakone aus Deutschland

László Erffa LC wurde am 28. Mai 1988 in Coburg als Zweitältester von fünf Geschwistern in einer katholischen Familie geboren. Bereits in der Schulzeit nahm er an Sommercamps der Legionäre Christi teil, später auch als Betreuer. Nach dem Abitur 2007 trat er in das Noviziat der Legionäre Christi in Bad Münstereifel ein. Erste Profess 2009, danach Studium in Spanien und USA und vier Jahre als Ausbilder im Seminar der Legionäre Christi in Cheshire, CT, USA. Seit 2016 studiert er in Rom Theologie.

„Vor der Priesterweihe ist das Jahr als Diakon sehr wichtig, um diese Dynamik besser zu begreifen: Gott beruft mich zum Dienst an den Menschen; als Diakon ist man in erster Linie Diener. Und das hört nicht auf mit der Priesterweihe, das soll fürs Leben gelten“, sagt er.

László Erffa LC wird in diesem Sommer im Noviziat in Neuötting-Alzgern von P. Nikolaus Klemeyer LC die Aufgabe des Assistenten des Novizenmeisters übernehmen. Wir danken an dieser Stelle auch P. Nikolaus für all seine Arbeit in den letzten Jahren! Er wird nach Mexiko gehen, dort seelsorgerlich arbeiten und seine Studien fortsetzen.

Wolfgang Dichgans LC stammt aus Überlingen in der Erzdiözese Freiburg. Er wurde als viertes von insgesamt sechs Geschwisterkindern 1988 geboren und hat drei Brüder und zwei Schwestern. Mit 18 Jahren trat er direkt nach dem Abitur in das Noviziat der Legionäre Christi ein. Nach einem Studienjahr in Spanien studierte er von 2011 bis 2013 Philosophie in New York und Rom. Danach absolvierte er von 2013 bis 2015 ein pastorales Praktikum im Regnum Christi in Düsseldorf und von 2015 bis 2016 in der „Dublin Oak Academy“ in Irland. Seit 2016 studiert er in Rom Theologie.

Über seine Diakonweihe sagt er: „Für mich ist das zunächst einmal ein großer Schritt auf das Priestertum, gleichzeitig ist es der Beginn einer neuen Etappe, die ganz Gottesdienst werden soll, besonders im pastoralen Dienst an den Menschen steht. Als Diakon möchte ich vor allem ein Diener und Freund Gottes und der Menschen sein.“

„Gott ruft, leitet und trägt dich“

Im Interview mit Karl-Olaf Bergmann spricht Br. Wolfgang darüber, wie er seinen eigenen Weg mit Gott fand, warum er sich für die Ordensgemeinschaft der Legionäre Christi entschied, wer Gott für ihn ist und was für ein Priester er später einmal sein möchte.

 

Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen, Priester werden zu wollen?

Wolfgang Dichgans LC: Seit ich mich erinnern kann, wollte ich immer Priester werden und ich weiß gar nicht mehr genau, wann mir zum ersten Mal der Gedanke kam. Auf jeden Fall im Kindergarten. Ich kann mich aber an keinen Moment in meinem Leben erinnern, in dem ich nicht Priester werden wollte.

Haben Sie sich irgendwann einmal darüber gewundert, dass Sie nur dieses eine Ziel vor Augen haben?

Wolfgang Dichgans LC: Im Kindergarten hat natürlich keiner mit mir weiter darüber gesprochen und meine Eltern haben das in den Folgejahren auch einfach erst einmal nicht beachtet. Genauso wie Eltern nicht weiter darauf eingehen, wenn ihr Kind sagt, es möchte General oder Schaffner werden. Und ich denke, das war auch die beste Einstellung, die meine Eltern haben konnten, weil mir das von Beginn an viel Freiheit gelassen hat. Ich war mir auch gar nicht bewusst, dass das ein besonderer Weg sein könnte. Meine Eltern haben das auch später nicht groß kommentiert.

Später wurde ich Ministrant und war bei den Pfadfindern (KPE). Zur Zeit der Erstkommunion habe ich mir dann mehr Gedanken darübergemacht. Da war zum einen mein Heimatpfarrer, dann lernte ich die Zisterzienser in der Wallfahrtskirche Birnau kennen und schließlich die Legionäre Christi.

2008 haben Sie Ihr Abitur gemacht. Gleich darauf traten Sie in das Noviziat der Legionäre Christi ein. Warum so schnell? Und warum in diese Ordensgemeinschaft?

Wolfgang Dichgans LC: Ich wollte das so! [lacht] Wieso zögern, wenn der Weg klar ist. Einen Moment des Zögerns gab es aber schon noch: Gleich nach dem Abitur bot mir eine Tante an, zusammen mit ihrem Sohn zum Weltjugendtag nach Sydney zu reisen. Da war dann die Alternative: Entweder die Kandidatur bei den Legionären Christi machen oder die geschenkte Reise nach Australien antreten. Das war so ein kurzer Moment, wo ich dachte: Kann ich nicht erst nach Australien und dann später dazukommen? [lacht wieder]

An den Legionären Christi hat mir gefallen, dass sie sich wirklich darauf konzentrieren, Menschen zu Jesus Christus zu führen. Aber auch, dass die Priester in Gemeinschaft leben. Dass sie außerdem im Apostolat mit den Laien – als große Gemeinschaft – zusammenarbeiten. Das Gemeinschaftsleben hat mich wirklich sehr angezogen. Ich hatte auch den Eindruck, dass die Priester der Gemeinschaft für Christus brennen.

Schon ein Jahr nach Ihrem Eintritt ins Noviziat kam das abgründige Doppelleben des Gründers ans Licht? Wie ging es Ihnen damit, als Sie davon erfuhren?

Wolfgang Dichgans LC: Unser Novizenmeister rief uns sofort nach Bekanntwerden zusammen und sprach mit uns darüber. Er hat auch mit jeden von uns das Gespräch gesucht. Ich muss sagen, ich hatte bis dahin ein sehr glückliches Noviziat genossen. Deshalb war das zunächst ein Schock. Andererseits muss ich sagen, dass ich auch nicht verstanden hatte, warum dieser Mann im Orden so derart wichtig genommen wurde. Das entsprach nicht meiner Art und ich hatte schon Zweifel daran gehabt, ob ich jemals ein richtiger Legionär Christi werden könnte. Über die vielen Veränderungen im Orden, die darauffolgten, bin ich sehr froh, insbesondere, dass mit der Gründeridealisierung Schluss war.

Nach dem Noviziat in Bad Münstereifel [seit 2014 befindet sich die Apostolische Schule in Bad Münstereifel und das Noviziat in Neuötting-Alzgern, Anmerkung der Redaktion] haben Sie Humanistische Studien in Spanien absolviert, darauf Philosophie in New York und Rom studiert, dann – von 2013 bis 2016 – Ihr apostolisches Praktikum in Düsseldorf und Dublin (Irland) gemacht und studieren seit 2016 in Rom Theologie. Gab es Themen im Studium, die Sie besonders interessiert haben?

Wolfgang Dichgans LC: Ich möchte nochmal kurz zurückspringen, zu meiner Zeit im Praktikum in Dublin. Dort habe ich als Ausbilder in einer Akademie unserer Gemeinschaft gearbeitet und war für ca. 50 Jugendliche verantwortlich [„Dublin Oak Academy“, Anmerkung der Redaktion]. Was ich an dieser Arbeit besonders geschätzt habe, war, dass ich mich ganz darauf konzentrieren konnte, diesen Jungen zu helfen, ohne z.B. irgendwelche organisatorischen oder Verwaltungsaufgaben übernehmen zu müssen. Ich war einfach ganz für sie als Seelsorger da. Das war wunderbar.

Was mir am Theologiestudium besonders gefallen hat? Ganz ehrlich: die Fundamentaltheologie, die hat mich begeistert, die Frage, ob zu glauben an sich sinnvoll ist, ob dieser Glaube glaubwürdig ist. Aber auch die Moraltheologie, und hier die Entdeckung, dass es in der Morallehre nicht darum geht, irgendwelche ‚Dinge‘ noch zusätzlich ‚machen‘ zu müssen, sondern um die Antwort Gottes auf die Frage: „Wie werde ich glücklich?“ Die Menschen haben doch auch gerade heute eine große Sehnsucht danach, glücklich zu werden. Und genau damit beschäftigt sich letzten Endes ja die Moraltheologie.

Sie haben vor Ihrer ewigen Profess am 20. August 2017 ein weiteres Mal für ein Jahr zeitliche Gelübde abgelegt. Warum? Haben Sie ein Extrajahr der Vorbereitung gebraucht?

Wolfgang Dichgans LC: Ich war bei den Legionären Christi eingetreten, weil ich das gerne wollte. Weil mir vor allem die Begeisterung für Christus gefiel. Das schien mir aber nicht genug zu sein für ein Leben in einer Ordensgemeinschaft. Ich merkte, wie schnell sich die Stimmung ändern kann und dass mein Wollen kein ausreichend festes Fundament war, um mein Leben darauf aufzubauen. Ich musste wirklich noch einmal der Frage nachgehen, was will eigentlich Gott. Mir war klargeworden, dass Gott und sein Wille das einzig wirklich verlässliche Fundament bieten konnten. In dieser Zeit habe ich z.B. ein diözesanes Priesterseminar besucht und in einer Pfarrei mitgearbeitet. In der Zeit wurde mir besonders klar: Ja, du kannst diesen Schritt gehen, Gott ruft, leitet und trägt dich auf diesem Weg. Dann und nur dann konnte ich fröhlich mich auf diesem Weg ganz hingeben.

Was hat Ihnen die Sicherheit in der Berufung wiedergegeben?

Wolfgang Dichgans LC: Gott! Punkt!

„Diakon“ kommt von dienen. Die Zeit als Diakon ist recht kurz. Was haben Sie sich für diese vorgenommen?

Wolfgang Dichgans LC: Mich ganz für die anderen hinzugeben, nicht in meinen Dingen, sondern in deren Dingen, besonders in meiner Gemeinschaft, mit den Mitbrüdern.

Jetzt noch zwei letzte Fragen. Wer ist Gott für Sie, Wolfgang Dichgans?

Wolfgang Dichgans LC: Mein Freund, der mich schon kannte, bevor ich geboren wurde, und der mich mein ganzes Leben begleitet. Jesus Christus. Mein Vater.

Im nächsten Jahr werden Sie – Gott will – zum Priester geweiht werden. Welches Priesterbild haben Sie vor Augen? Was für ein Priester möchten Sie sein?

Wolfgang Dichgans LC: Ein Priester, der die Menschen auf ihren Weg begleitet zu Christus hin.

Danke für das Gespräch!

 

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