„Die Zielgruppe waren Jugendliche ab 15 Jahren, die sich als Teamleiter im ECYD bei Camps, GetStrong und LookingGood engagieren“, erzählte P. Raphael Ballestrem LC, der das Wochenende gemeinsam mit einem Projektteam, bestehend aus den regionalen ECYD-Verantwortlichen und Jugendlichen, vorbereitete. „Ziel des Treffens war die Befähigung und Inspiration der Teamleiter, sowie Gemeinschaft und Vernetzung.“
Klare Vision für Kinder Gottes
P. Raphael begann mit einem Vortrag über die Grundlagen der Pädagogik im ECYD und stellte den Jugendlichen in diesem Zusammenhang Dave Brailsford (britischer Radsporttrainer und Manager) vor. Dieser hatte dem Radrennsport in Großbritannien vor über zehn Jahren zahlreiche sportliche Erfolge beschert. „Was war seine Erfolgsformel?“ Dieser Frage ging P. Raphael auf den Grund. „Ganz einfach! Eine klare Vision (wo will ich hin, was will ich erreichen), ein positives Selbstbild und der beständige Wunsch kleine Dinge zu verbessern. Davon können wir auch im ECYD lernen.“
Dann stellte er eine weitere Frage: „Wie blicken wir auf die Jungen und Mädchen, die an Aktivitäten und Programmen teilnehmen? Hoffentlich sehen wir in ihnen Kinder Gottes, die von ihm unendlich geliebt sind, egal wie viele Lausbubenstreiche sie aushecken. Und ich lade euch ein, immer wieder zu träumen und euch auszumalen, wie sich diese Kinder und Jugendlichen in der Zukunft entwickeln können und was sie mal für die Gesellschaft und die Kirche tun können.“
Nicht nur Aufpasser sein!
„Du nicht einfach Babysitter für jüngere Kinder. Du bist eine Mischung aus einem Lehrer, der den Kindern Wissen und Tugenden beibringt, aus einem Hirten, der beständig und umsichtig für sie sorgt, und aus einem großen Bruder oder einer großen Schwester, die ein riesengroßes Herz für die Kinder haben!“, motivierte er die Teamleiter. Doch wie bekommt man das pädagogisch und damit altersgerecht hin? „Behalte die unterschiedlichen Bereiche der Ausbildung immer im Auge: die geistliche Ausbildung, die menschlichen Fertigkeiten, das Wissen, das Apostelsein und die Teamfähigkeit. Fördere den ECYD-Prozess, d.h. ECYD = Encounters, Convictions, Your Decisions. Das bedeutet Begegnungen zu ermöglichen, die zu wichtigen Erfahrungen und Einsichten führen. Wenn wir uns diese Einsichten zu eigen machen, sind das persönliche Überzeugungen, die dann wiederum unsere Entscheidungen prägen.“
Jede Person ist einzigartig
„Wenn du bei deinem Hausarzt in einer 10er Gruppe behandelt würdest, wärst du unzufrieden. Zu Recht, denn jede Person ist einzigartig. Das gilt auch für die Jugendarbeit. Wir wollen für jeden Teilnehmer persönlich da sein, ihn kennenlernen und helfen, dass er seine Talente entfalten kann“, führte P. Raphael weiter aus. „Dazu gehört auch, dass ihr den Kindern einen Ausgleich zwischen Wertschätzung, Herausforderung und Sicherheit vermittelt. Arbeitet mit positiver Motivation! Stellt ein paar wenige Regeln auf, die aber klar definiert sind und die ihr auch umsetzt.“
Herausforderungen eines Apostels
„Wir sind auf dem Weg zur Gruppenstunde und alle sind schlecht gelaunt.“ Mit dieser möglichen Situationsbeschreibung begann Bernadette Ballestrem (gottgeweihte Frau im Regnum Christi) ihren Vortrag. „Haben wir alle schon erlebt. Alles nervt. Aber sobald wir ankommen und die Gruppenstunde anfängt, ist alles vorbei. Wie ein Spuk und am Ende gibt es Freude, viel zu Lachen und wir kommen zufrieden zurück. Nehmen wir das positiv!“
Auch praktische Probleme gäbe es immer wieder. Bei der Planung eines Camps könne z.B. auch einmal alles schiefgehen, was schiefgehen kann. Die Anmeldung für die Unterkunft könne plötzlich verlorengehen, oder man müsse feststellen, es gäbe nur zwei Zimmer für viel zu viele Teilnehmer. Dann würde es vielleicht noch die ganze Zeit regnen usw. Was also tun? „Nehmt die Dinge an, wie sie kommen und macht das beste daraus! Am Ende ist es womöglich sogar das Camp, an das sich alle besonders erinnern werden“, erzählte sie aus ihrer eigenen Erfahrung und motivierte sie die Teamleiter.
Stell dich der Entmutigung entgegen!
„Wer von euch wollte nicht auch schon einmal alles hinschmeißen? Wer von euch ist nicht auch schon einmal entmutigt worden? Wem von euch ist das alles nicht auch schon einmal passiert?“, fragte Bernadette. „Uns allen! Auch mir! Vielleicht sind wir Deutschen da auch besonders begabt: ‚Wenn der Deutsche auch alles verliert – eines hat er immer noch: Bedenken‘. Es gibt immer Gründe entmutigt zu sein. Und im Apostolat bekommen wir diese manchmal regelrecht hinterhergeschmissen! Die Entmutigung ist eine Versuchung, die immer wieder kommen wird.“ Was können Teamleiter dagegen tun? Bernadette sehr praktisch: „Redet miteinander! Tauscht euch aus! Zieht euch wieder hoch, baut euch gegenseitig wieder auf, und natürlich: betet!“
Wie alles unter einen Hut bekommen?
Unsere moderne und auf wirtschaftlichen Erfolg ausgerichtete Gesellschaft folge insbesondere dem Prinzip, dass sich alles stets nur beschleunigen müsse, noch dynamischer sein müsse, um nicht unterzugehen, so Bernadette. Dadurch entstünde aber auch oft ein endloser Steigerungszwang. Das wiederum führe zur Überzeugung, dass das ultimative Lebensziel darin bestünde, die eigene Ressourcenlage zu optimieren (mehr Einkommen, mehr Bildung, mehr Gesundheit, mehr Information etc.). Ressourcen seien wichtig, betonte sie, aber was, wenn der Optimierungsprozess kein Ende fände? „Eile tötet alles, was uns wichtig ist“, gab Bernadette zu bedenken. „Spiritualität, Gesundheit, Beziehungen, Kreativität, Großzügigkeit lassen sich nicht optimieren und folgen nicht den Gesetzen der Marktwirtschaft. Spart deshalb nicht an Zeit, die der Beziehung zu Gott gewidmet sein soll. Beim regelmäßigen Beten könnt ihr zur Ruhe kommen und euch neu innerlich ausrichten. Sucht euch gegebenenfalls einen geistlichen Begleiter, der euch auf eurem Glaubensweg hilft.“ Schließlich erinnerte Bernadette an die „vielen Herausforderungen in unserer Zeit: Corona, Ukrainekrieg. An Gründen sich Sorgen zu machen, mangelt es nicht. Allerdings helfen diese Sorgen kaum weiter, außer dass sie uns beunruhigen und lähmen. Werft die Sorgen auf Jesus!“, empfahl sie den jugendlichen Teilnehmern.
Workshops und Best Practice
In einem Workshop arbeiteten die Teilnehmer daran, wie jeder von ihnen ein guter Betreuer für Kinder und Teenager werden kann. P. Martin Baranowski LC, der auf über 20 Jahre Erfahrung in der Kinder- und Jugendpastoral zurückschauen kann, gab den Teilnehmern zahlreiche Tipps und Einblicke. Michael Lorey, der seit vielen Jahren Teamleiter von „GetStrong“ in Franken ist, sprach über sicheres Auftreten und wie man einen „Elevator-Pitch“ zu wichtigen Themen vorbereitet. Diakon Michael Hemm LC und P. Raphael erklärten den Jugendlichen, wie man Vorträge und thematische Impulse gut vorbereitet und hält, und wie Veranstaltungen stressfrei organisiert werden können. „Gute Fotos leicht gemacht“ war das Thema von P. Alejandro Espejo LC, der selbst ein leidenschaftlicher Fotograf ist.
Wie die Teilnehmer das Wochenende erlebten
„In diesen Tagen hat mir die Zeit in Gemeinschaft sehr geholfen, denn mit vielen Teamleitern bin ich schon lange befreundet. Und auch die Vorträge sind eine Hilfe für die Aufgaben, die ich als Teamleiter habe. Der Workshop über sicheres Auftreten kam wie gerufen“, erzählte Johannes (15).
„Die Inputs waren sehr hilfreich, weil sie einfach so praktisch und anwendbar sind. In diesen Tagen habe ich auch gespürt, dass wir als Teamleiter Gebet und Anbetung brauchen. Die Zeit mit Jesus ist durch Nichts zu ersetzen!“, freute sich Clara (20).
Maria (20): „Ich bin so dankbar, dass diese Gemeinschaftserfahrung mit Teamleitern aus vielen Regionen möglich war. Da konnten wir gemeinsam unsere Vision auffrischen und uns erinnern, warum wir das alles machen. Der Gedanke, als große Schwestern für die Mädchen in unserem LookingGood-Team da zu sein, hat mich sehr berührt. Genau das will ich!“
„Teamleiter sind der Schlüssel für eine lebendige und ansprechende Jugendarbeit. Mit dem jährlichen Treffen wollen wir das ehrenamtliche Engagement wertschätzen und fördern, gemeinsam für die Teams beten, den Austausch fördern sowie Weiterbildung anbieten. Die betende, kreative und aktive Gemeinschaft der jungen Leute, die ich am Wochenende erlebt habe, begeistert mich und schenkt mir Hoffnung für die Zukunft“, freute sich am Ende P. Martin (Nationaler ECYD-Verantwortlicher des Regnum Christi im deutschsprachigen Raum).
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