„Wo“ ist der Himmel? Dieser Frage geht Pater George Elsbett LC in seinem geistlichen Impuls zum Hochfest Christi Himmelfahrt nach.

Am Ende geht es nur um eins: Um den Himmel!

„Wo“ ist der Himmel? Dieser Frage geht Pater George Elsbett LC in seinem geistlichen Impuls zum Hochfest Christi Himmelfahrt nach.

Ich musste mein Unterkiefer vom Boden aufheben. Hat er das gerade wirklich gesagt? Aber ich habe im Nachhinein den offiziellen Text erneut überprüft. Mehr dazu später. „Der Himmel“ – an Christi Himmelfahrt feiern wir, dass Jesus in den Himmel „hinaufgefahren“ ist. Auch wenn die geografische Beschreibung natürlich nur metaphorisch zu verstehen ist. Der Himmel ist ja nicht irgendwo da oben. Oder weit weg. Er ist eine Dimension des Seins, die viel realer ist als die, in der wir leben. Und zuweilen bricht er in unsere Welt herein. Deswegen ist die Hinauffahrt in den Himmel kein Verlassen der Jünger. ER ist uns ganz nahe.

Wo ist der Himmel? Gott ist der Himmel. Die Vereinigung mit ihm, in dem wir leben, uns bewegen und sind (Apg). Deswegen beginnt er schon immer dort in diesem Leben, wo Menschen sich hineinziehen lassen in die Beziehung mit ihm, zulassen, dass er uns das „Wasser des Lebens“ (Offb 21) umsonst gibt, dieses Wasser, das der Geist ist (Joh 7), der uns in die Vereinigung zwischen Vater und Sohn hineinversetzt und dort erhält. Je mehr Raum wir ihm in uns schenken, je mehr wir in Gott geborgen sind, desto mehr erfahren wir den Himmel schon hier und jetzt. Auch wenn der Vorhang sich erst dann hebt, wenn wir sterben. Auch wenn die Seins-Wirklichkeit, zu der wir dann erhoben werden, unsere jetzigen Erfahrungswerte völlig übersteigt. „Nein, wir verkünden, wie es in der Schrift steht, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was in keines Menschen Herz gedrungen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“ (1 Kor 2,9). Wir werden ihn sehen, wie er ist (1 Joh 3).

Paulus spricht vom vergeistigten Körper (1 Kor 15,44). Das heißt, die Integration von allem in uns, was sich gegen den Geist auflehnt (Röm 7). Wir beobachten in uns „ein anderes Gesetz, (das) mit dem Gesetz der Vernunft im Streit liegt“ (Röm 7,23). Ich sehe das Gute, das ich will, und tue das Böse. Im Himmel hingegen geht es um die Aufwertung von allem in uns, was körperlich ist. Schon in einem tugendhaften Leben geht es nicht um Unterdrückung des Bösen, sondern um einen Geschmack am Guten. Man will gar nichts anderes … so wie ein Verliebter nicht auf die Idee kommen würde, die von ihm geliebte Person verletzen zu wollen. Und doch, hier auf der Erde ist das nie vollkommen und der Widerstreit klopft bei uns erneut immer an. Im Himmel reden wir aber von einem dauerhaften Zustand, von einer Unmöglichkeit des Widerstreits, von einer völlig neuen Situation. Man wird wirklich Herr über sich selbst sein, ich werde voll und ganz über mich selbst verfügen können. Das ist ein Grad an innerer Freiheit, den wir uns gar nicht vorstellen können. Aber es gibt mehr.

Himmel ist nicht nur der Ort, wo der Mensch die Einheit mit sich selbst zurückgewinnt: Körper, Geist, Seele. Himmel ist Teilhabe an dem, was wesentlich menschlich in mir ist an dem, was wesenhaft göttlich ist. Es ist nicht so, dass wir vorher nicht „Söhne im Sohn“ gewesen wären, nicht Kinder Gottes, kraft der Ausgießung des Geistes (Röm 5,5). Aber der Unterschied wird so krass sein, dass alles, was wir hier erlebt haben, wie ein Schatten im Vergleich zu dieser neuen Wirklichkeit sein wird. Es geht eben nicht nur um eine Steigerung der Intensität, sondern die Art der Erfahrung selbst.

Die Selbstmitteilung Gottes betrifft nicht nur die Seele, sondern auch den Körper, oder besser, den gesamten Menschen, er teilt sich mir mit, in allem, was mich in meiner Individualität ausmacht. Es geht um eine gegenseitige Selbsthingabe, die wir uns auch deswegen nicht so vorstellen können, weil wir uns nie ganz hingeben können. Wir können uns nämlich wirklich nur ganz schenken, wenn wir dabei in die Hände Gottes fallen … aber auch das ist uns in diesem Leben nie ganz möglich, weil wir nicht völlig über uns selbst verfügen können. Das ist sogar bei einem Ehepaar so, das sich heiß und innig liebt. Auch die beiden schaffen es, sich gegenseitig zu verletzen, egoistisch zu sein, Dinge zurückzuhalten.

Im Himmel gibt es aber kein „Zurückhalten“ mehr … und das nicht nur meinerseits, sondern auch seinerseits. Das ist das Gewaltige. Gott selbst schenkt sich mir ganz. Er hält nichts zurück. Und diese Selbstmitteilung gilt eben nicht nur dem Geist, sondern eben auch meinem Körper, meiner Psyche, meiner gesamten psychosomatischen Wirklichkeit. Diese Intimität mit keinem Geringeren als Gott selbst, mit all ihrer ganz subjektiven Intensität, wird mein Ich nicht aufsaugen, sondern noch unvergleichlich stärker hervortreten lassen. Seine Hingabe an mich wird mich so überwältigen, dass ich gar nichts anderes will, als mich ihm völlig zurückzuschenken. Aber nicht, weil ich meiner Freiheit beraubt sein werde, sondern weil die Freiheit hier erst wirklich zum Tragen kommt: ihre Größe, ihre Fähigkeit, völlig und ganz über sich zu verfügen – ich kann mich ja nur in dem Maß schenken, indem ich über mich selbst verfüge. Und das wird möglich sein kraft des Geistes, der ja die Liebe zwischen Vater und Sohn ist und dessen Liebe die Liebe, die Gott ist, ist. Aber zugleich ist sie auch dann meine Liebe, weil sie mir ja geschenkt wurde. Ja, ich gehöre meinem Geliebten, aber er auch mir (Hld 7,10). Göttliche Freiheit und Liebesfähigkeit, an der ich teilnehmen darf und werde.

Aber zurück zum Unterkiefer. „Das Ziel des Menschen ist die Ewigkeit, teilzuhaben am Leben Gottes selbst.“ Dieser Satz ist vorvergangenen Sonntag im Footballstadium der Notre Dame Universität (Kapazität für 81.000 Zuschauer – die Allianz-Arena in München hingegen fasst 75.000 Zuschauer) gefallen. Und zwar vom Hauptredner der gesamten Veranstaltung. Dort saß ich – und wenn ich geschlafen hätte, wäre ich spätestens dann aufgewacht. Aber die gesamte Rede war schon in diesem Stil. Das kann doch nicht wahr sein, wie kann man sich hier so etwas erlauben?

Notre Dame ist eine der Top-Universitäten des Landes und eine der bekanntesten. Normalerweise hält dort der neue Präsident der USA die Rede bei der Abschlussfeier des akademischen Jahres. Ich war völlig überrascht von ihrem „dreisten“ Stehen zur eigenen katholischen Identität. Das war einfach so. Es wird einfach vorweggenommen. Den Dekan der Notre Dame Mendoza School of Business durfte ich kurz kennenlernen – seine Rede am Samstagvormittag wäre in unseren Breitengraden völlig undenkbar: katholische Soziallehre, Christus als Orientierungspunkt fürs Leben … ich dachte, ich höre nicht recht. Das ging dann so weiter am Nachmittag. Die Messe mit 10.000 Menschen im Basketball-Stadion am Samstagnachmittag, mit vielleicht 300 bis 400 Sängern und Orchester, genialen Worten des Bischofs, die gesamte Messe vom Feinsten, wie ein kleiner Weltjugendtag. Aber die Krönung stand noch bevor.

Die Rede am Sonntag im Football-Stadion. Gehalten hat sie Erzbischof Borys Gudziak, ukrainischer Bischof in Philadelphia, Gründer der katholischen Universität in Lemberg nach dem Fall der Mauer. Das Ziel der Universität, die Identität der Universität sei es, nicht nur eine Bildungseinrichtung zu sein, sondern eine Heimat von Weisheit, von „heiliger Weisheit“, eine Gemeinschaft, in der einem geholfen werde, den Plan und das Ziel Gottes für das eigene Leben zu unterscheiden, was im Letzten nichts anders ist als das ewige Leben. Der Himmel. Ich habe versucht, mir so etwas bei uns vorzustellen. Ich glaube, es gäbe Proteste in den Straßen. Wie kann man nur!

Mir hat es auf jeden Fall gutgetan. Einfach mal, nicht überheblich, nicht bevormundend, sondern die innere Freiheit und Unbefangenheit von Menschen kennenzulernen, die schlicht und einfach über ihren Glauben sprechen und Zeugnis ablegen. Und ganz konkret, erinnert zu werden: Am Ende geht es nur um eins. Um den Himmel.

Gottes Segen, Euer

P. George Elsbett LC

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