Verzeihen und Vergeben fällt zwar oft schwer, schenkt aber Freude, Frieden, baut die Liebe wieder auf und hat auch den Effekt, sich selbst etwas Gutes zu tun.

„Vergeben ist für uns ein freudiger Neuanfang!“

Verzeihen und Vergeben fällt zwar oft schwer, schenkt aber Freude, Frieden, baut die Liebe wieder auf und hat auch den Effekt, sich selbst etwas Gutes zu tun.
Wozu es führen kann, wenn sich zwei Seiten unversöhnlich gegenüberstehen, erleben wir immer wieder, im Kleinen wie im Großen. Dabei berührt das Thema Vergebung den Kern des Evangeliums. Jesus selbst hat uns im „Vaterunser“ das Beten gelehrt: „Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben“ (Mt 6,12). Die Vergebung ist der Königsweg. Doch die Kultur der Versöhnung will eingeübt werden. Wie das gelingen kann, schildern einige Teilnehmer einer Gesprächsrunde mit Pater George Elsbett LC.

Sich an den wunderschönen Moment der Trauung erinnern

Wenn es um die Versöhnung mit meiner Ehefrau geht, versuche ich mich an meine Trauung – an diesen Moment vor dem Traualtar – zurückzuversetzen“, sagt Emmanuel. „Wenn ich daran denke, dann bin ich gefühlsmäßig bei dieser wichtigen Lebensentscheidung: Dass ich meine Frau liebe und respektiere, dass ich die Kinder, die Gott uns schenkt, annehme. Und wenn dieses wunderschöne Gefühl da ist, dann habe ich viel mehr Kraft, um zu meiner Frau zu gehen und sie um Verzeihung zu bitten. Vielleicht ist das ein Tool auch für andere: Dieses positive Gefühl bei der Entscheidung für den Partner zu bestärken und dann in die Vergebung zu gehen.
Auch Johannes Paul II. hatte die Idee, sich in unseren Gefühlen einen Verbündeten zu suchen. Da steckt etwas Tiefes darin: Wenn uns zum Beispiel Schönheit trifft, dann trifft sie uns ganzheitlich, also nicht nur unseren Verstand, sondern auch unser Gefühl. Die Gefühle als Verbündeten zu nützen, um unseren Willen in Bewegung zu setzen, kann sehr nützlich sein.“

Das Vaterunser als Anlass der Vergebung

Meine Frau Daye, sie war damals meine Verlobte, was totally mad at me und verließ den Raum. Als sie zurückkam, sagte sie schlicht: ´Ich vergebe dir´“, schildert Christoph. Die Zeile des Vaterunsers ´wie auch wir vergeben unseren Schuldigern´ hätte sie dazu veranlasst. „Was? Eine 180-Grad-Wendung? Ihr bedingungsloses Vergeben hat mich zutiefst ergriffen, das hatte ich noch nie zuvor von einem Menschen erhalten. Heute denke ich, dass mich Gott – durch meine Frau – direkt angesprochen hat. Es war für mich der Punkt, wo ich sagte: Jesus, ja, ich glaube an dich. Da gibt es so viel Kraft und Stärke, die ich mir durch weltliche Dinge nicht erklären kann. Ab da habe ich wieder schrittweise zum Glauben zurückgefunden. Ich bin wieder in die Kirche eingetreten. Vergebung spielt noch heute eine riesengroße Rolle in unserer Ehe. Wenn man den Karfreitag mit Streit, Zorn und mit Sich-in-die-Haare-Kommen verbindet, ist der Karsamstag das Ausharren und Sich-Anschweigen und der Ostersonntag das Vergeben und Sich-Versöhnen. Das ist für uns ein entspannter und freudiger Neuanfang.“

Der große Groll und die rettende Beichte

Lucia ist überzeugt: „Es ist ein Weg zur Hölle, wenn wir nicht bereit sind, zu vergeben. Wenn eine Verletzung sehr tief ist und wenn man diesem Groll die Erlaubnis gibt, weiterzuwirken, kommt man immer mehr in die Dunkelheit. Ich wurde in Gedanken auf eine üble Art und Weise kreativ, innerlich härter, Rachegedanken wuchsen. Ich sah mich auf einer schiefen Ebene immer tiefer rutschen, ohne einen Boden unter mir. Das wahrzunahmen, was mit mir passiert, wenn ich dieser Verletzung nicht Einhalt gebiete, war schlimm: Ich verliere mein Herz.
Die Rettung war damals die Beichte. Ich bin wie ein neuer Mensch rausgekommen. In meinem Herzen waren wieder Licht und Leben. Dieser Wille und Wunsch, für diese Person, die mich verletzt hat, Gutes zu tun und zu beten. Darum kann ich heute sagen: Es ist ein Weg zur Hölle, wenn wir nicht bereit sind zu vergeben. Vergebung zeigt ein Stück das Antlitz des barmherzigen Gottes. Wir entscheiden uns in unserem Herzen für die Hölle – oder für den Himmel, für den Hass oder die Liebe, für die Zerstörung oder das Leben. Es ist voll krass, welche Verantwortung in unserem Herzen ist. Und wie zerbrechlich wir sind. Wie wir diesen Lebensstil der Vergebung einüben müssen, um innerlich am Leben zu bleiben.“

Täglich wieder neu vergeben

Für Hans-Peter ist beim Vergeben Jesus das Vorbild. „Als ich einmal verletzt worden war, war mir vom Verstand her klar: Ich muss vergeben, weil Jesus uns allen alles vergeben hat und uns immer wieder vergibt. Mein Verstand hat das also wahrgenommen, aber mein Herz hat dagegen revoltiert. Da wurde mir klar: Ich muss täglich vergeben. Immer wieder. Und mit der Zeit fand mein Herz Ruhe.
Es gibt den Bibelvers: ´Sieben mal siebzigmal sollst du vergeben.´ Ich bekam für mich zwei Deutungen. Erstens: Ich soll immer wieder vergeben, auch neue auftretende Verletzungen. Zweitens: Ich soll die eine – vielleicht schwere – Verletzung täglich wieder vergeben.“

Nicht vergeben können beendet die Beziehung

Gewalt. Mord. 22 Jahre Haft. Und Gott! Torsten hatte während seiner Haft viel Zeit zum Nachdenken. In diesem Selbsterkenntnisprozess war auch das Thema Vergebung von entscheidender Bedeutung – auf drei Ebenen.
Erste Ebene: Wie soll ich meinen Eltern vergeben? ´Du hast doch gesehen, was sie mir getan haben´, fragte ich Gott und er gab mir einen Schlüssel in die Hand: ´Schau nicht auf die Täterschaft deiner Eltern dir gegenüber, sondern schau auf ihr eigenes Opfersein.´ Mir ist aufgegangen: Was müssen meine Eltern erlebt haben, dass sie so ein auffälliges Verhalten den eigenen Kindern gegenüber hatten?
Zweite  Ebene: Eineinhalb Jahre lang rang ich mit mir, mir selber zu vergeben, bis Gott zu mir sagte: ´Ich habe dir vergeben, warum vergibst du dir nicht? ´Da habe ich verstanden, dass ich mich mit meiner Haltung, mir selber nicht zu vergeben, mich über Gott, der mir bereits vergeben hat, gestellt hatte. Und ich konnte loslassen.
Dritte Ebene: Nach meiner Haftentlassung habe ich in Südkorea meine Frau kennengelernt. Ich bin als Liebesunfähiger in eine Ehe gegangen. Damit ging die nächste Ebene auf, nämlich das Erlernen der Liebe in einer Beziehung. Und ich habe verstanden, dass jegliche Form von Beziehung von Vergebung lebt. Wenn wir aufhören zu vergeben, ist die Beziehung beendet.
Gott hat mir vergeben. Ich habe meinen Tätern vergeben. Ich bitte nicht nur um Sündenerkenntnis und Sündenbekenntnis, sondern auch um die Sündenvergebung. Eigentlich lebe ich jeden Tag aus Vergebung und begegne jeden Tag meiner eigenen Brüchigkeit. Und ich bin sehr dankbar, dass ich eine so starke, gläubige Frau habe, die meine Unzulänglichkeit, die ich in die Beziehung mitgebracht habe, dadurch korrigiert, dass sie meine Lieblosigkeit aushält, mir vergibt und wir jeden Tag wieder neu starten können. Seit ich in der Beziehung mit meiner lieben Frau bin, übe ich Liebe ein und verstehe diesen Wert der Vergebung.
Übrigens: Bei der Beichte sage ich am Schluss nicht ´bewahre mich vor Situationen, wo ich gesündigt habe´, sondern ´gib mir mehr solche Situationen, damit ich die Gottgefälligkeit und Christusähnlichkeit mehr einüben kann.´ Fernhalten nützt mir nichts. Ich hätte gerne Möglichkeiten bzw. ähnliche Situationen, um andere Reaktionsmuster einüben zu können. Was Liebe halt ist. Und das ist sehr abenteuerlich.“
All diese Statements sind im Podcast „Vergeben – was das ist, wie das geht“ des Zentrums Johannes Paul II. auf YouTube zu sehen – mit Emmanuel, Lucia, Torsten, Hans-Peter, Fabiola und Christoph, moderiert von Pater George Elsbett LC.

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