Die Stimme, die im Herzen widerhallt

Gedanken von Br. Rafael Maria Böhm LC auf seinem Weg zur Ewigen Profess, am 24. Juli 2022 in der Apostolischen Schule der Legionäre Christi in Bad Münstereifel.

Zehn Jahre nach seinem Eintritt in die Ordensgemeinschaft der Legionäre Christi (2012) wird Br. Rafael Maria Böhm LC am 24. Juli 2022 seine Ewige Profess ablegen. Br. Rafael Maria stammt aus Herford, dort wurde er 1992 geboren, er wuchs jedoch im Allgäu auf. Er hat eine jüngere Schwester. Schon früh kam er über seine Eltern mit Musik und handwerklicher Arbeit in Kontakt. Er war Schüler an der Apostolischen Schule der Legionäre Christi in Frankreich und wechselte später an die Apostolische Schule in Bad Münstereifel in Deutschland. Dort machte er auch das Abitur. Am 6. September 2014, am Ende der Noviziatszeit, legte er das erste Mal zeitliche Gelübde ab. Im Laufe seiner Ausbildung studierte er Philosophie in Rom und absolvierte ein apostolisches Praktikum an der Apostolischen Schule in Bad Münstereifel. Aus Rom, wo er derzeit Theologie studiert, schreibt er über seine Vorbereitung auf die Ewige Profess und was dieser Schritt in seinem Leben für ihn bedeutet.

* * *

Die Ewige Profess scheint mir ein bisschen wie der Brennpunkt einer Lupe, in dem sich viele verschiedene Lichtstrahlen bündeln und zu einer gewaltigen Dichte verschmelzen.

Zum einen ist es ein Schritt, den ich persönlich in freier Entscheidung gehe. Ich werde aufstehen und sagen, dass ich mich Gott ganz weihen möchte, dass ich das in der Legion tun möchte, und dass ich bereit bin, alles zurückzulassen, weil ich hier die kostbare Perle gefunden habe, von der das Evangelium spricht. Meine große Liebe, Jesus.

Aber gleichzeitig ist es viel mehr Jesus, der auf mich zugeht, der mich zuerst geliebt hat, und dessen Stimme in meinem Herzen widerhallt: Komm! Bei einer Hochzeit ist es genauso: der Bund, den die Eheleute eingehen ist beidseitig, jeder schenkt sich dem anderen. Hier schenkt sich Jesus ganz, und ich schenke mich ganz. Für immer. Eigentlich ein ziemliches Ungleichgewicht, wenn man bedenkt, dass Jesus die Liebe in Person ist, und auf meiner Seite die vielen Fehler und Sünden mit dabei sind, die ja irgendwie das Einzige sind, was ich wirklich meins ist, alles andere habe ich ohnehin von Gott geschenkt bekommen …

Das Ganze wird konkret in einer Gemeinschaft und in der Kirche. Die Profess ist auch der Moment, an dem die Kirche sagt, ja, hiermit bestätigen wir definitiv deine Berufung, die du lange Jahre geprüft hast. Es ist der Segen der Kirche, der auf einer Profess ruht. Deswegen findet die Profess auch öffentlich statt und ist ein Fest für alle.

Für mich bedeutet die Tatsache, konkret bei den Legionären Christi die ewige Profess abzulegen, aber noch etwas anderes. Durch unsere vom Kreuz gekennzeichnete Geschichte verkörpert die Legion Christi ein Geheimnis unseres Glaubens, nämlich das der erlösenden und liebevolle Barmherzigkeit Gottes, der unsere Vaterwunde heilt und uns unsere ursprünglichste Identität wiederschenkt: Du bist mein geliebter Sohn! Die Legion leidet, wie so unendlich viele Menschen in unserer Gesellschaft, an einer Vaterwunde. P. Maciel ist unser Gründer, Punkt. Das ist ganz einfach ein historisches Faktum. Er hat uns aber auch verraten und durch seine Verbrechen und den Vertrauensmissbrauch eine tiefe Wunde in die Herzen so vieler Menschen gerissen, auch in unsere Herzen. Diese Vaterwunde lastet schwer auf uns.

Gleichzeitig entpuppt sie sich aber als der Ort der tiefen Begegnung mit der heilenden Kraft Gottes, der uns als der Auferstandene erscheint, seine offene Seite zeigt und uns den Finger in die Wunde legen lässt. In ihm kann ich mich wieder erkennen, dort findet ich Kraft und Heilung. Dort kann auch meine Wunde in IHM das Echtheitssiegel der Erlösung und der glorreichen Auferstehung werden.

Aber noch mehr. Auch die Legionäre Christi sind, genauso wie auch die Kirche als ganze und jeder einzelne Gläubige, schwach, fehlerhaft und oftmals wie die Ehebrecherin, die in flagranti ertappt worden ist. Ihr ist aber nicht nur vergeben worden, Gott bindet sich noch stärker an sie. Mir kommt immer wieder der Prophet Hoseas in den Sinn, der sinnbildlich für die Beziehung zwischen Gott und dem Volk Israel eine Prostituierte heiratet und diese trotz und wegen der Untreue noch mehr liebt. So ist Gott! Unfassbare Liebe, heilend und erlösend.

Daher bedeutet für mich die endgültige Bindung an diese konkrete Gemeinschaft auch, Träger dieses Geheimnisses zu sein, des Geheimnisses des Kreuzes und des verwundeten Herzens Jesu, aus welchem uns alle Gnaden zuströmen. Das Geheimnis der Begegnung mit dem Erlöser in unseren tiefsten Wunden, der uns unsere Identität als Kinder Gottes wiederschenkt. Das Geheimnis der unfassbaren Liebe, die einzig und allein fähig ist, uns durch alle Schwierigkeiten und Kämpfe zu tragen. Es bedeutet, mit meiner Geschichte und mit meinem Leben genau diese unfassbare Liebe Gottes zu den Menschen zu verdeutlichen und zu alles daran zu setzten, dass diese heilende Begegnung zwischen den Menschen und Jesus stattfinden kann.

Bis in meinem Herzen diese Gewissheit gewachsen ist, hat es gedauert. Da gab es auch immer wieder Fragen und Zweifel, zumal ich gerne mit eigener Kraft vieles versucht habe zu stemmen und immer wieder feststellen musste, dass ich doch nicht so toll bin, wie ich mir das immer wieder eingeredet hatte…

Zurückschauend muss ich aber auch sagen, dass alle diese Fragen und Zweifel letzten Endes immer auch ein Baustein im ganzen Gebilde waren und mich haben wachsen lassen. Gott ist treu, wenn sich mal die Zeit nimmt, um die eigene Lebensgeschichte ehrlich durchzugehen, kann man das eigentlich nicht übersehen.

Gerade die Schwierigkeiten um mich herum, in der Gesellschaft, in der Kirche, in meinem engeren Umfeld, sind für mich zum Prisma für Gottes Größe geworden. Die Zeiten sind nicht einfach, wenn es überhaupt irgendwann einmal „einfache“ Zeiten gab… Deutschland ist kein christliches Land mehr, es ist tatsächlich ein heidnisches Land geworden. Es ist ein Missionsland, und diese Mission erfahre ich als unglaublich spannend und anziehend. In der Dunkelheit leuchten die Sterne kräftiger! Ich öffne die Augen und sehe Gottes Wundertaten. Das ist so spannend! Dabei sein zu dürfen, wie Gott die Menschen heilt, noch mehr in der Zukunft als Priester, das birgt in sich eine echte Anziehung, eine Freude, die aus dem Heiligen Geist kommt und mich auch immer wieder durch die ganz realen Schwierigkeiten und Konflikte trägt. Den Heiligen Geist fast greifbar wirken zu sehen, Zeuge zu sein, wie er seine Gaben verschenkt, das ist unbezahlbar.

Gottes Segen,

Euer Br. Rafael Maria

* * *

Informationen zur Feier der Ewigen Profess von Br. Rafael Maria Böhm LC und der Gelübdeerneuerung von Br. Nils Schäfer LC am gleichen Tag finden Sie in der Veranstaltung auf Facebook. Dort finden Sie auch aktuelle Informationen zur Feier und zum Ablauf vor Ort in der Apostolischen Schule in Bad Münstereifel.

Br. Marcelo Castro LC absolvierte sein apostolisches Praktikum bis Sommer 2024 als Assistent an der Apostolischen Schule. Im Interview spricht er darüber, wie ihn dieses Jahr auf seinem Berufungsweg geprägt hat.

„Ich möchte ein glücklicher Priester sein“

Neupriester P. Jesús Silva LC feierte eine Nachprimizmesse in der neuen Kapelle des ApostelHauses Alzgern.

„Welche Rolle spielt Jesus in deinem Leben?“

Diakonenweihe von Peter Hemm LC und Valentin Schmidts LC in Altötting – Predigt von Weihbischof Matthias König

Zwei Rebellen

P. Clemens Gutberlet LC fuhr zum sechsten Mal mit dem Fahrrad von Rom nach Frankreich mit dem Ziel, Spenden für Theologie-Studenten der Päpstlichen Hochschule „Regina Apostolorum“ der Legionäre Christi in Rom zu sammeln. Mehr dazu im Interview.

Sport, Spiritualität und Wohltätigkeit