„Mit Gott kommt es immer anders, aber nie schlechter,“ sagt Kosmas Pistner (19) im Interview am Ende seines ersten Coworkerjahres im Regnum Christi in Paris.

Riesiger Schatz an Erfahrung

„Mit Gott kommt es immer anders, aber nie schlechter,“ sagt Kosmas Pistner (19) im Interview am Ende seines ersten Coworkerjahres im Regnum Christi in Paris.

Gleich nach dem Abitur und bevor er ein Studium begann, absolvierte Kosmas Pistner ein Coworkerjahr im Regnum Christi in Paris. Der Weg führte ihn von Erfurt (Thüringen), über Alzgern (Bayern), nach Paris (Frankreich). Ist er zufrieden mit diesem Jahr? Haben sich seine Erwartungen erfüllt? Was rät er jenen, die darüber nachdenken, ein solches Jahr vielleicht selbst zu machen? Lesen Sie hier das Interview von Samuel Jeschke mit Kosmas!

* * *

Hallo Kosmas! Du hast Dein Coworkerjahr in Paris verbracht. Wie bist Du mit der fremden Sprache und Kultur zu Recht gekommen?
Kosmas: Am Anfang war es ziemlich schwer. Ich habe zwar in der Schule Französisch sprechen und lesen gelernt, allerdings war das halt einfach ein anderes Level und nicht wirklich alltagstauglich. Ich habe viel Zeit gebraucht, die Leute hier richtig zu verstehen und dann auch eine gescheite Antwort zu formulieren. Das war noch nicht intuitiv. Mittlerwei-le habe ich Französisch sehr gerne und es fällt mir auch leichter, zwischen Deutsch, Französisch und Englisch hin und her zu wechseln. Jetzt macht es viel Freude die Sprache zu sprechen und ich hänge jetzt noch ein Französischexamen dran.

Du machst jetzt also noch ein richtiges Französischexamen?
Kosmas: Ja, genau, ich mache eine sprachliche Prüfung. Wenn ich aus meinem Coworkerjahr noch ein Französisch-Diplom rausholen kann, ist das klasse.

Wie würdest Du Dein Coworkerjahr in ein paar Sätzen zusammen?
Kosmas: Naja, in ein paar Sätzen kann ich das nicht wirklich (lacht). Insgesamt war es ein Jahr, indem ich unglaublich persönlich gewachsen bin. Es war eine sehr reiche Zeit an Begegnungen und vielen Möglichkeiten, und definitiv eine Zeit, sich zu suchen und zu finden.

Du hast also viel an Dir arbeiten können. Welche Entwicklungen hast Du an Dir bemerkt?
Kosmas: Es war nicht nur ein Selbstfindungstrip. Die Jugendarbeit und das Organisieren von Jugendcamps waren eine gute Übung der Geduld und Gelassenheit. Ich würde jetzt lügen, wenn ich nicht sagen würde, dass da auch viel zu genießen dabei war! Vor allem waren für mich die Coworker-Gipfel [Treffen aller Coworker eines Jahrgangs zum Austausch und Auftanken. Anmerk. d. Red.] eindrucksvoll, wo man mit der altbekannten Truppe, also den anderen Coworkern, durch die Gegend ziehen konnte.

Du hast u.a. bei vielen Aktivitäten und Camps für Kinder mitgeholfen. Was genau hast Du gemacht?
Kosmas: Ich habe drei Camps geleitet und die waren Highlights. Die tolle Stimmung unter den Kids ist mir definitiv in Erinnerung geblieben. Aber auch bei den jugendlichen Betreuern habe ich den Geist der Regnum-Christi-Familie so richtig gespürt.
Meine Aufgabe bestand oft darin, so ein bisschen alles zu machen, wo gerade Bedarf war. Das fing bei Arbeiten im Haus der Gemeinschaft an und ging weiter über Videoproduktionen, Übersetzungsarbeiten und Gestalten von Gebetsheften. Ich habe auch Anbetungen und „Begegnungen mit Christus“ für Kinder und junge Erwachsene gestaltet und betreut, sowie Katechismus-Kurse in der Schule gegeben.

Wie sah eine normale Coworkerwoche bei Dir so aus?
Kosmas: Mein Tag begann morgens mit Gebet. Montags war Gemeinschaftstag also ein freier Tag, den wir als Gemeinschaft verbracht haben. Dienstags gab es in der Früh Katechismus-Kurse, am Nachmittag Seelsorge und abends Obdachlosen-Missionen. Mittwochs war der ganze Tag für Seel-sorge reserviert. Donnerstags gab es Anbetung und die „Begegnungen mit Christus“. Freitags und samstags waren ECYD-Treffen mit Kindern, beziehungsweise Gruppenstunden, und sonntags gab einmal im Monat Missionen mit der Regnum-Christi-Jugend. Aber gerade das Wochenende war eher unvorhersehbar, da es oft irgendwelche Termine gab, die spon-tan aufkamen.

Im letzten Jahr erschwerte auch in Frankreich die Corona-Pandemie den Menschen das Leben. Wie seid Ihr damit umgegangen?
Kosmas: Natürlich gab es Hygienekonzepte bei allen Veranstaltungen. Im Freiluftbereich bestand zum Glück nur kurz die Maskenpflicht. Im Rahmen der Möglichkeiten konnten wir also die seelsorgerischen Aktivitäten weiterführen. Bei Aktivitäten wie Camps mussten wir schauen, inwiefern Maßnahmen umzusetzen waren. Wir haben diese deutlich gespürt, aber es hat die Arbeit nicht unmöglich gemacht. Für mich schuf die Maskenpflicht allerdings noch ein ganz neues Problem, denn ich habe die Franzosen dann nicht ganz so gut verstanden. Das hat sich aber zum Glück irgendwann gebessert.

Was waren für Dich die Highlights des Jahres?
Kosmas: Die Romfahrt zur Priesterweihe von P. Michael Hemm LC ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Und der Geist in der Gruppe von Kindern, die mit uns dorthin gefahren ist, war wirklich bemerkenswert. Auch das Skicamp war genial. Ostern war besonders – da haben wir mit Jugendlichen auf einem Anwesen die Tage von Gründonnerstag bis Ostermontag zusammen verbracht. Das war eine Zeit der Einkehr, der Gemeinschaft und auch des Apostolats, das hat mich tief bewegt. Gerade auch die Ostermesse war tief beeindruckend.
Weitere Highlights waren der Coworkerkurs und dort vor allem die Stadtrally. Der erste Coworkergipfel, als wir zu fünft durch München getigert sind. Auch die ganzen Missionen, die wir gemacht haben, waren genial. Und da gab es noch so viel mehr, was mir jetzt alles gar nicht mehr einfällt. Es war auf jeden Fall vollgepackt mit schönen Momenten und Highlights.

Einer der Coworker musste leider gesundheitsbedingt das Jahr frühzeitig abbrechen. Was hat das mit Dir gemacht?
Kosmas: Ja, das war schwer. Zum einen, weil mit Raphaël [Jeschke] auf einmal der Coworker, der mir am nächsten stand und mit dem ich am meisten geredet hatte, plötzlich weg war. Was mir aber half, war die geistliche Begleitung in dieser Phase und einfach aus mir herauszugehen und neue Leute kennenzulernen.

Keine einfachen Erfahrungen, die Du da ansprichst! Wie bist Du im Allgemeinen mit schwierigen Momenten umgegangen?
Kosmas: Bei Tiefs, die mich aktiv runtergezogen haben, war meine Antwort darauf, die Gemeinschaft zu suchen und Freundschaften zu vertiefen. Da war das sehr wohlwollende Umfeld des Regnum Christi, auch bei den Gottgeweihten Frauen im Regnum Christi und den Priestern der Legionäre Christi oder den Jugendlichen wirklich ein Segen. Einfach Leute zu haben, die für einen da sind.
Wenn ich ein Tief erst im Nachhinein ausmachen konnte, zum Beispiel gemerkt habe, dass ich total schlecht gelaunt oder gestresst war. Dann hat es mir geholfen, Zeit für mich zu nehmen. Das war zum einen Zeit fürs Gebet und zum anderen um Abstand zu gewinnen. Einfach mal ein paar Stunden im Wald spazieren zu gehen und runterzukommen. Paris war für mich anstrengend, weil immer überall Menschen waren, und das hat mich schon teilweise gestresst. Da war es gut, sich ein bisschen Stille zu gönnen.

Inwiefern hat Dich das Coworkerjahr geprägt?
Kosmas: Was mich auf jeden Fall geprägt hat, war das Regnum Christi als geistliche Familie zu erfahren. Zu erfahren, dass egal wo ich unterwegs bin es Leute gibt, die wohlwollend sind und sich auch für mich einsetzen. Ich würde auch sagen, dass ich mich persönlich sehr verändert habe. Ich bin viel spontaner, offener und selbstsicherer geworden. Ich glaube ich bin aus mir herausgekommen. Ich tue mich jetzt wesentlich leichter, mich unter die Leute zu mischen und einfach mal draufloszugehen. Ich würde es mal als einen positiven Aktivismus bezeichnen.

Vielleicht kannst Du Dich daran erinnern, dass wir zu Beginn Deines Coworkerjahres ja auch schon mal ein Interview geführt haben. Da hast Du mir gesagt Du freust Dich auf ein „verrücktes Abenteuer mit Gott!“ War es das?
Kosmas: (lacht) Ich habe da so einen Spruch, der das Ganze gut zusammenfasst: Mit Gott kommt es immer anders, aber nie schlechter. Rückblickend kann ich sagen, dass ich keine Ahnung hatte, worauf ich mich eigentlich eingelassen habe. Es war ein Jahr mit vielen Begegnungen, mit ganz verschiedenen Leuten und unerwarteten Aufgaben. Aber ich habe so vieles geschenkt bekommen und gehe mit einem riesigen Schatz an Erfahrung nach Hause: Zum Beispiel durfte ich die Gottgeweihten Frauen im Regnum Christi dieses Jahr kennenlernen! Mit denen hatte ich vorher nicht wirklich was zu tun. Oder ich habe in Paris Kontakte zur griechisch-katholischen Kirche geknüpft. Es waren viele Sachen, die einfach absolut anders kamen, was aber sehr schön war.

Was würdest Du jemandem sagen, der überlegt ein Coworkerjahr zu machen?
Kosmas: Es wird anstrengend und es wird herausfordernd und vielleicht wirst du von ein paar Leuten schief angeschaut werden, aber das ist ein großer Schatz, der dich auf jeden Fall positiv prägen und verändern wird.

Danke für das Gespräch!

(Die Fragen stellte Samuel Jeschke.)

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