Jan Burghardt lebt in Dürrn im Enzkreis zwischen Stuttgart und Karlsruhe, ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Söhnen. Der promovierte Ingenieur ist heute als Organisationsberater und Führungskräfteentwickler tätig. Als Partner einer mittelständischen Management- und Personalberatung arbeitet er in einem Netzwerk von rund 30 Beratern für seine Kunden.
Er war aus der katholischen Kirche ausgetreten, hatte mit buddhistischen Mönchen Mantren gebetet, in Freikirchen Lobpreis erlebt und bei den Protestanten Glaubenskurse absolviert. Heute ist er mit unbegrenztem Gottvertrauen gesegnet und Mitglied des Nationalen Leitungskollegs (NLK) des Regnum Christi. Wie das gekommen ist, schildert Jan Burghardt (58) im Interview mit Franz Schöffmann.
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Herr Burghardt, in Ihrem Beruf gestalten Sie erfolgreich Unternehmen und deren Strukturen um. Warum engagieren Sie sich im Regnum Christi?
Jan: Weil ich das Regnum Christi liebe! Ich fühle mich beglückt in dieser neuen Rolle zu sein. Meine größte Stärke ist es, Menschen zusammenzubringen und zu integrieren. Ich will mich als Person und meine Persönlichkeit, meinen Glauben, meine Erfahrung aus dem Management, aus der Organisation, aus der Führungskräfteentwicklung einbringen – alles für die Menschen im RC. Leiten, kommunizieren, unterrichten, vermitteln, bewegen, helfen, Visionär sein und Neues mit den Menschen gestalten macht mir Freude. Das hat mich am Leitungskolleg gereizt, da ich jeden Tag Organisationen, Teams und Menschen erfolgreich führe. Routine mag ich nicht. Mein Motto im Beruf lautet: Ich will Menschen entwickeln. Aufs RC übertragen würde das bedeuten, im Idealfall die Menschen im geistlichen Wachstum zu begleiten. Mein Traum für das Regnum Christi ist es, dass wir in der Größe und in den Regionen wachsen, aber auch über persönliche Begegnungen gemeinsam in Christus wachsen.
Was heißt es, die Menschen im geistlichen Wachstum zu begleiten?
Jan: Entscheidend ist immer wieder die Frage: Wie würde Christus sich verhalten? Wie würde er sich geben? Wenn wir uns gegenseitig bestärken, aufeinander achten, aus der Liebe leben, können wir noch tiefer in Christus sein! Wir müssen vom Herzen her sprechen, um letztlich Christus immer ähnlicher werden zu können. Da bin ich noch so weit weg!
Auch ich selbst verspreche mir von dieser Leitungsrolle noch tiefer in Christus zu wachsen. Und ich hoffe, dass viele Menschen zum Glauben kommen, Zeugen sind, für Christus brennen und die Liebe in die Welt tragen. Wenn mein Engagement allein die Wiederholung meines beruflichen Wirkens wäre, wäre mir das zu wenig.
Sie sagten: Ich liebe das Regnum Christi! Warum?
Jan: Weil es gläubige Katholiken sind, römisch-katholisch, die treu zur Lehre und zum Papst stehen. Ich war sehr lange in den Ortskirchen tätig, war Firmkatechet, habe einen Jugendclub gegründet, Glaubenskurse und einen Gebetskreis geleitet. In diesen Gruppen gab es immer wieder kraftraubende Diskussionen, beispielsweise über den Zölibat und was alles sonst so in unserer Kirche nicht passt. Seit ich das Regnum Christi kenne, ungefähr seit 2008, sind all diese kirchenpolitischen Diskussionen weg. Ich habe beim Regnum Christi erstmals das Gefühl gehabt, das ist jetzt Heimat, jetzt bin ich angekommen, jetzt bin ich in einer Gemeinschaft von wirklich Gläubigen, die sagen: Ich will Christus ähnlicher werden und will versuchen, ein Stück weit wie Christus zu sein. Obwohl mir das mit all meinen Sünden und Schwächen kaum gelingen wird. Aber am Ende will ich möglichst viele in den Himmel führen und selbst versuchen, durchs schmale Tor zu gehen. Das habe ich im Regnum Christi gefunden: Menschen mit einer so großen Liebe zum Glauben, aber auch im Zwischenmenschlichen.
Sie haben die katholische Kirche schon in vielen Facetten erlebt?
Jan: Ich bin katholisch getauft worden. Als Jugendlicher konnte ich mit dem Glauben nichts anfangen, hatte andere Interessen und habe mich nicht firmen lassen. Mit dem ersten verdienten Geld bin ich aus der Kirche ausgetreten. Beruf und Familie waren das einzig Wichtige. Bei allem beruflichen Erfolg war da aber auch eine Leere. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, der Liebe und der Wahrheit bin ich beim Buddhismus gelandet, war beim Dalai Lama und habe mit Mönchen in Malaysia Mantren gebetet. Tief in mir wuchs das Bewusstsein, dass das Heil der Menschen nicht im Buddhismus, sondern in Jesus Christus liegt. Ich habe bei Freikirchen Lobpreis gelernt und bei den Protestanten Religionsunterricht für Erwachsene genommen, bin dort ausgebildet worden und habe gelernt, die ganze Bibel zu lesen. Da sind auf einmal Dinge so klar sichtbar geworden. Den evangelischen Pfarrer habe ich sehr gemocht, auch seine Gottesdienste, aber es hat mir immer noch etwas gefehlt. So bin ich weitergezogen zur katholischen Kirche, in eine heilige Messe gegangen, habe Christus real erlebt, eine Stunde lang geweint, nächsten Sonntag wieder. Jesus in der Eucharistie empfangen ist so etwas Großartiges und Heiliges. Dann habe ich gewusst: Ich will wieder katholisch werden! Das ist es, was Christus von mir will.
Was eine katholische Messe so alles bewirken kann …
Jan: Oh ja! In dieser frühen Phase des Wieder-katholisch-Werdens war ich um die 40 Jahre alt. Ich habe die Realpräsenz Christi in der heiligen Messe erlebt und weiß, dass das nicht etwas Theoretisches von irgendwelchen Päpsten ist. Ich weiß, dass die katholische Kirche die ganze Wahrheit und den ganzen Schatz hat. Dann habe ich mich in der Ortsgemeinde mit unserem früheren Pfarrer vielfältig engagiert, mich aber irgendwann in den Strukturen aufgerieben und immer weniger wohlgefühlt. In dieser Zeit hatte ich das große Glück, Pater Karl [Maurer LC] und später Pater Klaus [Einsle LC] von den Legionären Christi kennenzulernen. Den beiden habe ich viel zu verdanken.
Was verdanken Sie den Patres?
Jan: Unter anderem haben meine Frau und ich auf ihre Empfehlung hin an einem „Liebe Leben“-Wochenende teilgenommen. Das hat uns derart beeindruckt, dass wir nach zwei Jahren nochmals Teilnehmer waren. Wir haben uns davon noch mal so viel mitgenommen, sodass ich zu Lucia Hauser [Leiterin von „Liebe Leben“] gesagt habe: Das ist das Beste, was ich in meiner katholischen Zeit kennengelernt habe! Dieses Apostolat ist unglaublich! Heute sind wir selbst fester Bestandteil des „Liebe Leben“-Teams und haben sehr viel Freude daran.
Viel Freude daran, den Glauben, die Erfahrung und das Wissen weiterzugeben?
Jan: Ja! Meine Frau und ich begleiten auch eine große Gruppe junger Ehepaare, wir laden zu Impulsabenden und Familiensonntagen ein. Als Mitverantwortlicher für die Region Karlsruhe Südwest arbeite ich mit Pater Martin [Baranowski LC ] zusammen und vertrete nun die Laien im nationalen Leitungskolleg. In den nächsten drei Jahren wird das der Spannungsbogen sein, wie ich alles unter einen Hut bekomme. Wie kriege ich das hin, wenn ich außergewöhnlich viele Stunden pro Woche im Kundenprojekt gebunden bin? Die Lösungen werden sein: Stunden beim Autofahren zu nutzen, Zeiten im Hotel, priorisieren, so wie ich das bislang auch schon mache und Vertrauen aufbauen. Pater Valentin [Gögele LC] meinte: „Der liebe Gott hilft, das kriegst du schon hin!“ Mit Gottvertrauen.
Ihr Gottvertrauen ist wie groß?
Jan: Das ist unbegrenzt. Bei der Charismatischen Erneuerung hörte ich einst von drei jungen Frauen den nachhaltigen Satz: „Jesus wünscht sich, dass du jeden Tag zehn Minuten mit ihm spazieren läufst.“ Ich reagierte zuerst skeptisch, machte das dann aber. Das zu erleben war fantastisch. Ich sage heute jedem: Wenn du noch gar nichts von Jesus weißt, gehe davon aus, dass es ihn gibt! Gehe mit ihm spazieren, rede mit ihm persönlich! Zehn Minuten, jeden Abend! Dann zeigen dir die Erlebnisse, dass es Ihn gibt. Ich frage Ihn jetzt vor Entscheidungen immer: Jesus, was machen wir jetzt? Ich weiß nicht mehr weiter, hast Du eine Idee? Er ist da, nur meine begrenzten Augen sehen Ihn nicht, wie er neben mir steht. Es ist schön, das zu wissen, auf Ihn vertrauen zu können, dass Er es gut mit uns meint.
Mit Menschen Organisationen entwickeln, ist ihr Slogan im Beruf. Kann denn die überschaubare Gruppe an Regnum-Christi-Mitgliedern Essenzielles erreichen?
Jan: Wir sind ein vergleichsweise kleines Häufchen, ja. Wenn wir ein Unternehmen wären, müssten wir sagen, dass wir kaum Marktdurchdringung haben. Ich will aber über das Regnum Christi nicht businessmäßig denken. Langfristig bin ich davon überzeugt, dass das Regnum-Christi-Modell das Modell der Kirche sein wird. Menschen, die in Communio miteinander leben, leidenschaftlich für Christus und seine Kirche brennen und auch Verantwortung für einander und für die Kirche übernehmen. Wir sehen es bei den vielen jungen Menschen im RC. Die jungen Leute zieht es zu einem authentisch gelebten Glauben, gleichzeitig auch dorthin, wo Lobpreis und Anbetung stattfinden.
Im Regnum Christi wird der Glaube authentisch gelebt?
Jan: Ich erlebe hier die Gemeinschaft, die Nähe zu Menschen, für die Jesus Christus wirklich im Zentrum steht, kann dort selbst geistlich wachsen. Alle Menschen sehnen sich nach Liebe, Zuneigung und Wärme. Wir im Regnum Christi wollen sie so lieben, wie Christus uns liebt. Bedingungslos. Das ist natürlich ein großer Auftrag, aber genau der müsste uns anziehend machen. Wenn uns das als betender Gemeinschaft immer wieder mal gelingt, diese Liebe dort auszustrahlen, wo wir gerade hingestellt sind, müssten alle zu uns sagen: Was ist denn mit denen los? Was ist in die gefahren? Hey, wo kommst du her? Was hast du getrunken?
Da klingt Optimismus durch …
Jan: Ich bin sicher, dass Gott mit dem Regnum Christi viel vorhat und es in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine Schlüsselrolle spielen wird, gerade in unseren deutschsprachigen Kirchen. Wir haben eine Nähe zu den Priestern und inzwischen auch eine gute Priesterdichte. Wir machen bei Get Strong, Looking Good, EXODUS90, Real Man, Liebe Leben und vielem mehr bereits exzellente Arbeit. Es liegt jetzt an uns Laien zu entscheiden, welche Apostolate wir anbieten. Es gibt so viel Potenzial für echte Evangelisierung und Wachstum in den kommenden Jahren. Ich wünsche mir, dass ein Segen auf dem liegt, was wir tun, dass wir Zeugnis geben und im Idealfall in der Welt wirken. Und mein Traum ist, dass die Welt in x-hundert Jahren eine christliche ist.
Danke für das Gespräch!
(Das Interview führte Franz Schöffmann)
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Dieses Interview veröffentlichen wir in einer Reihe von vier Interviews mit ehemaligen und neuen Mitgliedern der Leitungskollegien der Regnum-Christi-Föderation, einer Leitungsform in der katholischen Kirche, die kirchenrechtlich ein Novum darstellt und erst seit 2019 existiert. Das Regnum Christi lebt von der Initiative und der Mitverantwortung aller und aller Berufungen in unserer geistlichen Familie. Die Interviews wollen Frauen und Männer näher vorstellen, die sich in unserer Gemeinschaft einbringen: Wer sind sie? Was bewegt sie? Was heißt für sie Christsein? Wie denken sie über das Regnum Christi, die Kirche und die Welt?