Jesus verspricht der Frau am Jakobsbrunnen ein Wasser, das ihrem Durst für immer ein Ende macht (vgl. Joh 4, 14). Einmal ganz abgesehen davon, dass wir in unseren Breiten echten Durst wohl gar nicht wirklich kennen, frage ich mich: Ob ich mir überhaupt wünschen soll, niemals mehr Durst zu haben? Was wäre ein kühles Bier ohne Durst?
Es war der 24. Juli 2019, ein normaler italienischen Sommertag. Um 4 Uhr morgens war ich mit dem Fahrrad von Rom aufgebrochen. Nach zehn Stunden intensiver Fahrt kam ich mit großem Durst in Pisa an und hoffte, am einzigen Trinkwasserbrunnen auf dem Platz vor dem schiefen Turm Wasser zu bekommen. Doch die Menschen warteten in zwei langen Schlangen vor dem Brunnen. So lange konnte ich bei meinem Durst nicht warten. Die Kosten nicht scheuend, gönnte ich mir eineinhalb Liter gut gekühltes Cola-Bier. Welch eine Wohltat.
Gott führt das Volk Israel aus Ägypten heraus durch die Wüste und weil das Volk sich von ihm abwendet und ihm nicht vertraut, fügt Gott gleich noch 39 Jahre in der Wüste hinzu. Gott selbst provoziert den Durst und löscht ihn mit Wasser aus dem Felsen (vgl. Ex 17, 3-7). Wenn man genauer hinschaut, geht es Gott gar nicht in erster Linie darum den Durst des Volkes zu stillen, sondern darum, dass sich das gleichgültig gewordene Volk ihm wieder zuwendet und ihm, dem gütigen Gott, ganz vertraut. Der Durst ist dazu nur ein Mittel.
Welchen Durst meint Jesus, als er der Samariterin Wasser verspricht, das diesen Durst für immer nehmen wird? Er meint den Durst, den er selbst unserem Herzen erschaffen hat, die Sehnsucht nach Liebe. Sobald die Samariterin sich Jesus zuwendet beginnt, ihm zu vertrauen, erkennt sie ihren wahren Durst: „Geh und ruf deinen Mann …“ Joh. 4, 16. Da wird es ihr klar, das ganze Leben hatte sie nach Liebe gesucht, doch statt dem Glück, das sie suchte, fand sie nur Enttäuschung. Welche Enttäuschung, fünf Männer und keine wahre Liebe und wohl auch die Unfähigkeit wahre Liebe zu empfangen und zu schenken.
Diesem Durst nun macht Jesus auf immer ein Ende, nicht, indem er das durstige Herz entfernt, sondern indem er seine Liebe, den heiligen Geist, in ihr Herz gießt, der in ihr zur Quelle wird, der ihren Durst bis in Ewigkeit löscht.
Gottes Segen,
Euer P. Clemens Gutberlet LC
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Pater Clemens wird am 22. April 2023 seine „Tour-Roma“ zur Priesterweihe von voraussichtlich 30 Diakonen der Legionäre Christi in Rom starten, eine Spendentour mit dem Fahrrad, die ihn in 7 Tagen auf dem Fahrrad von Nordrhein-Westfalen (Dt.) in die Ewige Stadt führen soll. Die Tour will dazu animieren, die Priesterausbildung der Legionäre Christi zu unterstützen. Weitere Informationen insbesondere zu den Etappen der „Tour-Roma“ und der Möglichkeit, an P. Clemens persönliche Gebetsanliegen zu übermitteln, folgen in Kürze in einem eigenen Artikel.