„Freue dich, Stadt Jerusalem! Seid fröhlich zusammen mit ihr, alle, die ihr traurig wart. Freut euch und trinkt euch satt an der Quelle göttlicher Tröstung.“ Mit diesen Worten beginnen die Messtexte vom 4. Sonntag der Fastenzeit. Aber Moment mal: Freude, Fröhlichkeit, satt trinken, Tröstung! Was haben denn diese Worte mit der Fastenzeit zu tun?
Bei uns zuhause wurde oft Kuchen gebacken. Kein Wunder! Bei acht Kindern gab es durchaus genug Anlässe: ein Geburtstag, Namenstag oder Tauftag, ein besonderer Besuch, eine Familienfeier oder einfach Lust auf einen selbstgemachten Kuchen. Wir Kinder waren über die Häufigkeit dieser Köstlichkeiten keineswegs traurig. Jedoch musste unsere Mutter deutlich öfter als ihr lieb war den nicht fertigen Kuchenteig gegen schnelle Finger und begierige Münder verteidigen. Wir konnten einfach nicht warten; die Vorfreude war zu groß. Wir wussten, dass am Ende ein köstlicher Kuchen dastehen würde. Doch wäre es nach uns gegangen, so hätte der Teig diesen Zustand niemals erreicht.
Die Liturgie heute lädt uns ein, etwas von der Vorfreude auf Ostern zu verspüren. Beim Backen rühren wir Butter, Zucker und Eier, wiegen das Mehl, kneten den Teig, alles im Hinblick auf den köstlichen Kuchen, der uns am Ende erwartet. Diese einzelnen Arbeitsschritte können uns langweilig, öde und mühsam vorkommen. Arbeit, Schule, Familie, Verantwortungen, die täglichen Aufgaben; auch unser Alltag kann uns immer wieder mal anstrengend oder sinnlos erscheinen. Es ist der Blick auf das Ziel, auf die Motivation, auf das Warum, der sowohl dem Backen wie auch unserem Alltag einen Sinn verleiht. Der Blick auf Ostern, auf den auferstandenen Jesus Christus, schenkt eine tiefe Freude inmitten unseres Alltags.
Das heutige Evangelium handelt davon, wie Jesus einem Blindgeborenen das Augenlicht schenkt. Die Pharisäer hingegen bezeichnet er als blind, da sie nicht fähig sind, den Blick auf ihn zu richten, den Erlöser und Retter. Ein solches Leben verliert sich leicht in Vorschriften, Gesetzen und Verurteilungen anderer. Jesus hingegen möchte einen Blick der Freiheit und der Freude schenken. Er möchte Herzen verändern und auf sich hin ausrichten. Ja, Jesus sehnt sich danach, dass wir glücklich sind. Die Einfachheit des Blindgeborenen erkennt das. Seine Demut nimmt Jesus an und empfängt von ihm Heilung, einen neuen Lebenssinn sowie eine tiefe Lebensfreude.
Diese Freude möchten auch wir heute von Jesus empfangen. Die Fastenzeit ist dazu da, uns neu auf ihn hin auszurichten und uns wie der Blindgeborene in Demut und Einfachheit von ihm beschenken zu lassen. Jesus möchte unseren Blick erheben vom Backen, Kneten, Rühren und Wiegen hin zum Kuchen, den er uns schenkt. Bitten wir um die Vorfreude auf Ostern und einen erneuerten und geheilten Blick auf ihn für unser ganzes Leben. Eine frohe und gesegnete Fastenzeit!
Gottes Segen,
Euer Br. Peter Hemm LC