Kein Schauspiel, sondern Leben

200 Zuschauer begeisterte das Passionsspiel der Jugendlichen des Regnum Christi bei den Christustagen in St. Anton in Kempten.

Nachdem am Morgen des Karfreitags schon ein Kreuzweg mit von den Jugendlichen selbst verfassten Meditationen gebetet worden war und die Teilnehmer an den Christustagen auch an der liturgischen Feier des Karfreitags am Nachmittag teilgenommen hatten, stand am Abend noch ein von den jungen Leuten selbst geschriebenes und in 48 Stunden einstudiertes Passionsspiel mit musikalischen Einlagen auf dem Programm.

Dazu wurde die Turnhalle des Kemptener Allgäu Gymnasiums zu einer Passionsbühne umgebaut. „Meine Theatergruppe zuhause nimmt sich für die Vorbereitung eines solches Stückes ein halbes Jahr Zeit, insofern ist es für mich schon ein kleines Wunder, dass es hier in gerade mal in zwei Tagen geklappt hat“, staunt Natalie, die die Koordination der Vorbereitungsarbeiten übernommen hatte. Um die Zuschauer zur Betrachtung zu führen, setzt Regisseur Jonas auf ein Zusammenspiel zwischen Schauspiel, betrachtender Musik und Technik. Neu hinzugefügt wurde dieses Jahr eine Emmaus-Szene am Schluss, um die Auferstehung Christi nach seinem Leiden anzudeuten.

Berührt von der Passion

„Für mich war es so, als wäre ich wirklich dabei gewesen“, erklärt Antonio Zell, der den Part des Pilatus übernommen hatte. Der Regensburger Student Sebastian Roidl schlüpfte bereits zum dritten Mal in die Rolle Jesu und ist besonders ergriffen von der Gethsemane Szene: „Unvorstellbar, wie schrecklich es sein musste, dass Jesus in diesem Moment genau wusste, was ihm zustoßen wird. Da spüre ich eine unglaubliche Diskrepanz zwischen dem, was ich darstellen kann und wie es wirklich war.“

Der Auftritt der Gottesmutter nach der Geißelung hat die Darstellerin Angela Kunze besonders mitgenommen: „Im Skript war eigentlich nur ein betroffener Blick vorgesehen, aber mir wurde klar, dass die Szene ein herzzerreißendes Weinen verlangte.“ „Als ich versucht habe, mich in die Rolle des Simon von Zyrene hineinzuversetzen, ist in mir immer wieder die Frage hochgekommen: Wie kann ich heute Jesus helfen“, erzählt der Kemptener Schüler Pius Rist und sein Freund Tobias Heigl fügt hinzu: „Als mitgekreuzigter Verbrecher am Kreuz beschäftigte mich die vorwurfsvolle Frage: Warum hilfst du uns denn nicht, wenn du wirklich Gott bist?“

 

„Dass Jesus mich persönlich anschaut und anspricht, fasziniert mich“, bekennt David Henninger, der als guter Schächer das Paradies verheißen bekam.

Die innere Auseinandersetzung der Schauspieler und Zuschauer mit den verschiedenen Personen der Passion ist für Jugendseelsorger P. Martin Baranowski, der die Christustage leitet, besonders wichtig: „Ich sehe die Passion Christi nicht als ein abgeschlossenes historisches Ereignis, sondern sie setzt sich auch in unserem Leben und unserer Welt fort, so dass jeder dort eine Rolle einnimmt.“

Keine Profis aber viel Herzblut

Bei den Zuschauern blieb kaum ein Auge trocken. „Es hat mich sehr berührt.“ „Keine Profis aber sehr viel Herzblut.“ „Das ging wirklich unter die Haut.“ „Es war nicht geschauspielert, sondern gelebt.“ So die Rückmeldungen einiger Zuschauer nach der Vorstellung.

Das Passionsspiel zeigte somit eine neue und eigene Sicht der Jugendlichen auf die großen und tiefen christlichen Themen. Dies wünscht sich Papst Franziskus im Anschluss an die Jugendsynode für die Kirche: „Es ermöglicht jungen Menschen, einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten und ihr zu helfen, neue Befindlichkeiten aufzugreifen und ganz neue Fragen zu stellen“ (Nachsynodales Apostolisches Schreiben „Christus vivit“, Nr 65).

 

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