Foto: Rita Winkler | Nun, ein echter Abenteurer endet auch schon einmal im Wasser. Aber Gott bewahrte Paulus vor dem Ertrinken.

Zuerst erschienen in der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ vom 25.04.2024| Katechese für Kinder von Bernadette und Raphael Ballestrem LC

 

Stell dir eine wilde Achterbahn vor – das Leben dieses Mannes war tausendmal aufregender. Worum geht es? Um das Tagebuch eines Abenteurers.

Der Apostel Paulus war ein richtiger Abenteurer. Sein bewegtes Leben kannst du im Neuen Testament nachlesen. Heute wird er gemeinsam mit dem heiligen Petrus als Apostelfürst verehrt. Aus seinen Abenteuern können wir eines lernen: nämlich wie spannend das Leben ist, wenn du es mit Gott lebst! Hätte Paulus Tagebuch geführt, könnten das ein paar seiner Notizen gewesen sein.

Schluss mit den Christen!

Heute Nachmittag klopfte es an meiner Tür. “Herein!”. Ein paar aufgeregte Männer stürmten ins Zimmer. Sie keuchten. “Was ist los?”, fragte ich sie. Sie erzählten mir, dass sie endlich ihr Ziel erreicht hätten. Dieser Stephanus, von dem ich auch schon gehört hatte, redete in der Öffentlichkeit über Jesus von Nazareth. Damit bringt er die frommen Juden vom Glauben ab. Heute wurde er vor den Hohen Rat gebracht. Dort hat er versucht, sich wortreich zu verteidigen. Zum Glück war die Menge aufgebracht. Die Männer erzählten mir, sie hätten ihn anschließend aus der Stadt getrieben. Alle hätten geschrien.

Der Lärm sei ohrenbetäubend gewesen. Und vor der Stadt haben sie ihn dann gesteinigt. “Gut gemacht!”, antwortete ich ihnen.
Langsam reift in mir ein Beschluss: Ich will alle diese Jesus-Nachfolger ausrotten. Sie sind eine Gefahr für unseren jüdischen Glauben. Und wenn ich sie nicht umbringe, dann will ich sie wenigstens zerstreuen. Dieser Spuk muss ein Ende haben. Ich glaube nicht an Jesus. Lauft, wenn euch euer Leben lieb ist!

Mein Leben wird gut

Uff, das war knapp. Fast hätten sie mich getötet. Ich fange mal vorne an: Vor ein paar Tagen wollte ich nach Damaskus gehen. Die Jesus-Nachfolger dort waren mir ein Dorn im Auge. Unterwegs strahlte plötzlich ein helles Licht vom Himmel. Es war heller als die strahlendste Sonne. Ich stürzte zu Boden und konnte nichts mehr sehen. Dann hörte ich eine Stimme: “Saul, warum verfolgst du mich?”. Ich wusste nicht, wer mit mir redet.

Die Stimme sagte, er sei Jesus, den ich verfolge. Wie bitte? Ich war fertig mit den Nerven. Die Stimme forderte mich auf, nach Damaskus zu gehen. Sehr witzig – ich konnte doch auch mit offenen Augen nichts sehen. Gut, dass ein paar Untergebene bei mir waren. Sie führten mich. Unterwegs musste ich die ganze Zeit über Jesus nachdenken. War er vielleicht doch Gott? Und ist er doch von den Toten auferstanden? In Damaskus traf ich einen Jesus-Nachfolger, der über mich betete. Ich konnte wieder sehen. Unfassbar. Viele hatten mir von Jesus erzählt. Jetzt verstand ich: Sie hatten recht.

In letzter Minute gerettet

Der Mann nahm mich mit zum Wasser. Ich sollte dort reinsteigen. Er tauchte mich dreimal unter und sprach: “Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes”. Jetzt bin ich Christ. Und ich heiße nicht mehr Saulus, sondern Paulus. Ich glaube, es fängt eine neue Epoche in meinem Leben an. Irgendwie fühle ich mich befreit. Ich ging dann zu den Jesus-Nachfolgern und sagte ihnen, dass Jesus wirklich der Sohn Gottes sei.

Klar, die waren etwas verwirrt, diese Worte aus meinem Mund zu hören. Sie dachten, das sei eine hinterlistige Strategie von mir. Und deswegen wollten sie mich in Damaskus umbringen. Alle Stadttore wurden bewacht. Meine Freunde haben deswegen in der Nacht einen großen, festen Korb genommen und an ein langes Seil gebunden. Ich musste mich hineinsetzen. Sie ließen mich an der Stadtmauer hinunter. Eine waghalsige Flucht. Sie war der einzige Ausweg aus Damaskus. Fast hätten sie mich sonst umgebracht.

Eine Nacht im Gefängnis

Seit den Erlebnissen in Damaskus ist viel Zeit vergangen. Ich bin in den letzten Jahren umhergereist, um von Jesus zu erzählen. Ich frage mich jeden Morgen: Welches Abenteuer mit Jesus blüht mir heute? In den letzten Tagen ging es wieder hoch her. Erst haben wir aus einer Wahrsagerin einen bösen Geist ausgetrieben. Dann konnte sie natürlich mit der Wahrsagerei kein Geld mehr verdienen. Das fanden ihre Herren nicht lustig. Sie haben uns also verklagt. Wo sind wir gelandet? Im Gefängnis. Vorher haben sie unsere Kleider genommen. Wir wurden mit langen Ruten ausgepeitscht. Es war so schmerzhaft. Mein Rücken war blutig und tut immer noch weh. In der Gefängniszelle wurde es etwas ruhiger. Ich konnte nur mit viel Mühe beten. Zum Glück war mein Freund Silas bei mir. Zusammen haben wir gesungen und Gott gelobt.

Mitten in der Nacht. Plötzlich bebte die Erde. Alles wankte. Die Türen des Gefängnisses sprangen auf. Es lösten sich alle Fesseln. Unglaublich! Irgendwann wurde auch der Gefängniswärter wach. Wie konnte man das alles verschlafen? Er dachte, wir wären geflohen. Ich habe gerufen: “Wir sind hier!”. Er konnte es nicht fassen. Er nahm uns in der Nacht mit zu sich nach Hause, wollte von Jesus hören und ließ sich taufen. Jesus, was wir alles mit dir erleben! Ich will keines dieser Abenteuer missen. Aber hoffentlich heilen unsere Wunden bald.

Foto: Rita Winkler | Paulus hat uns viele Briefe hinterlassen. Weißt du, wo du sie findest?

Erfolg oder Blamage?

Jetzt bin ich schon einige Tage in der Hauptstadt Athen. Ich bin wütend und zornig. Die gebildetsten Männer laufen hier herum. Und was tun sie? Sie beten Götzenbilder an. Wenn ich verstehen würde, was mit ihnen los ist. Auf dem Markt rede ich jeden Tag mit ihnen. Einige von ihnen sind neugierig geworden und wollen mehr über Gott wissen. Deswegen habe ich mich heute in die Mitte des Areopags gestellt. Ich hatte in den letzten Tagen bereits meine Rede vorbereitet. In der Nähe stand ein Tempel mit der Aufschrift „Einem unbekannten Gott“.

Dann habe ich ihnen erläutert, wer dieser Gott ist, den sie dort verehren: Gott ist Geist, er ist allmächtig, er ist Mensch geworden und dieser Jesus ist von den Toten auferstanden. Den Zorn von vorhin hatte ich abgelegt. Mit aller Inbrunst wollte ich sie für Gott begeistern. Als ich aber von der Auferstehung sprach, lachten mich viele aus und rissen dumme Sprüche. Würden sie ihr Herz nur für Gott öffnen! Als ich mit der Rede fertig war, ging ich. Doch ein paar Männer folgten mir, sie wollten getauft werden.

Fast eine Katastrophe

Diese Zeilen schreibe ich in Malta. Wie ich dort hingekommen bin? In Cäsarea war ich wieder gefangen genommen worden. Um aus dem Schlamassel herauszukommen, wollte ich mit dem Kaiser in Rom reden, der die höchste Autorität ist. Das mussten sie mir gewähren, denn schließlich bin ich römischer Bürger. Wir stiegen also gefesselt auf das Schiff, um nach Italien zu fahren. Die Zeit war knapp, denn bald sollten die großen Stürme kommen. Trotzdem wollten die Soldaten die Reise nicht unterbrechen. Was passierte? Der Sturm brach los. Wir waren ihm rettungslos ausgeliefert. Tagelang trieben wir über das Meer.

Alle dachten, wir würden sterben. Ich war sehr entmutigt. In einer Nacht betete ich. Und es kam ein Engel zu mir. Er sagte, ich solle mich nicht fürchten, alle auf dem Boot würden überleben. Da fasste ich neuen Mut. Wir trieben schon zwei Wochen irgendwo auf offenem Meer. Plötzlich merkten wir, dass Land in der Nähe sei. Bei Tageslicht sahen wir Strand. Unser Schiff lief auf Sand und zerbrach. Wir schwammen zum Land und halfen denen, die nicht schwimmen konnten. Es war ein Wunder: alle wurden gerettet. Gott, du lässt uns nie im Stich. Er hat uns in der Not geholfen. Ich kann es kaum fassen. Danke!