Freitag,
27. Dezember 2024

Lieben heißt laufen

27. Dezember 2024

Hl. Johannes, Apostel, Evangelist
Fest

Beate Scheilen

Joh 20,2-8
Am ersten Tag der Woche lief Maria von Mágdala schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben. Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte.

Einführendes Gebet: Jesus, hier bin ich! Ich möchte allen sogenannten "Vorweihnachtsstress" hinter mir lassen und mich auf das Gespräch mit dir konzentrieren. Denn ohne dich gäbe es auch kein Weihnachten …

Bitte: Bitte hilf mir, jetzt zur Ruhe zu kommen und alle Ablenkungen auszuschalten.

1. Wer liebt, möchte schnell sein. Diese Woche hat es in sich: Von der Geburt Jesu zum ersten Märtyrer, und von dort gleich weiter zur Auferstehung. Maria Magdalena war am leeren Grab und läuft von dort zu Petrus und Johannes. Warum zu diesen beiden? Vermutlich wollte Maria Petrus als Leiter der Apostelgruppe die Nachricht als Erstem überbringen, und Johannes war gerade bei ihm. Wie auch immer: Beide laufen zum Grab, in dem Wissen, dass sie dort niemanden mehr vorfinden werden, so dass es eigentlich keine Eile hätte. Trotzdem – wenn die beiden ganz in Ruhe zum Friedhof schlendern würden, verriete das wenig Interesse an Jesus. So aber wird das Ganze sogar zum Wettlauf, bei dem Johannes als der Jüngere gewinnt.

2. Wer liebt, kennt seine Rolle. Trotzdem wartet Johannes draußen auf Petrus. Er schaut zwar schon mal ins Grab hinein, aber dann lässt er Petrus den Vortritt, aus Respekt für den Älteren und für seine Stellung innerhalb der Apostelgemeinschaft. Er kennt seine Rolle. Petrus schaut sich um und nimmt alles genau wahr: Die Leinenbinden, das sorgfältig gefaltete Schweißtuch … kein Grabräuber würde sich diese Mühe machen. Etwas ganz Anderes, Außergewöhnliches ist hier passiert. Johannes kommt hinzu, sieht das Szenario – und kommt zum Glauben.

3. Wer liebt, drängelt nicht. Die Sehnsucht nach dem Herrn treibt beide an, Petrus und Johannes. Aber jeder hat sein eigenes Tempo. Manche Theologen interpretieren es so: Petrus repräsentiert in der Kirche das Amt, Johannes die Liebe. Die Liebe ist immer schneller als das Amt, erkennt Dinge, die geschehen müssten, möchte umsetzen, helfen … Aber die Kirche als Institution braucht Zeit, darf nichts überstürzen. Veränderungen können lange dauern, für manchen zu lange. Warten ist nicht jedermanns Sache. Aber Demut heißt: Schneller sein als die anderen – und dann trotzdem auf sie warten. Für Menschen, die Christus und seine Kirche lieben, ist Drängeln keine Option. Zögerlichkeit allerdings auch nicht.

Gespräch mit Christus: Jesus, es ist gar nicht so leicht herauszufinden, was du mir mit diesem Evangelium sagen möchtest. Über deine Kindheit erfahren wir fast nichts, aber das Wettrennen von zweien deiner Jünger zu deinem Grab scheint so wichtig zu sein, dass es ausführlich beschrieben wird. Die Heilige Schrift hat definitiv ihre eigenen Prioritäten! Bitte hilf mir, sie zu verstehen.

Vorsatz: Warte ich ungeduldig auf Veränderungen in der Kirche? Wenn ja: Wobei und warum? Oder möchte ich lieber so wenig wie möglich verändert sehen? Wenn ja: Warum? Über diese Fragen möchte ich mich mit jemandem austauschen, von dem ich weiß, dass er meine Ansichten nicht teilt.