Dienstag,
24. Dezember 2024
Nicht ohne meine Krippe
24. Dezember 2024
Hochfest der Geburt des Herrn – Weihnachten – Am Heiligen Abend
Beate Scheilen
Mt 1,18-25
Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Siehe: Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und sie werden ihm den Namen Immánuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Er erkannte sie aber nicht, bis sie ihren Sohn gebar. Und er gab ihm den Namen Jesus.
Einführendes Gebet: Jesus, hier bin ich! Ich möchte allen sogenannten "Vorweihnachtsstress" hinter mir lassen und mich auf das Gespräch mit dir konzentrieren. Denn ohne dich gäbe es auch kein Weihnachten …
Bitte: Bitte hilf mir, jetzt zur Ruhe zu kommen und alle Ablenkungen auszuschalten.
1. Jedem das Seine. Josef hat ein Problem. Seine Verlobte erwartet ein Kind, und es ist definitiv nicht seines. Was tun? Die damals übliche Vorgehensweise hieß: Öffentliche Auflösung der Verlobung mit anschließender Steinigung der untreuen Frau. Das kommt für Josef nicht in Frage, auch wenn er nicht weiß, wie Marias Schwangerschaft entstanden ist. Dann löst sich das Problem auf einmal im Schlaf: Im Traum erscheint ihm ein Engel und klärt ihn darüber auf, was es mit diesem Kind auf sich hat. Auch hier übersteigt die Gabe Gottes die menschlichen Vorstellungen: Das unerwartete Kind ist der lang ersehnte Messias und Erlöser! Und auch hier wird von Gott vorgegeben, welchen Namen das Kind haben soll: Jesus, d.h. "Gott rettet".
2. Hätte, wäre, wenn … Im Unterschied zu Zacharias zweifelt Josef nicht an der Wahrheit der Botschaft und setzt seinen Auftrag sofort um – obgleich er den Engel "nur" im Traum gesehen hat und die Ankündigung noch unglaublicher ist als bei der Geburt des Johannes. Josef wird als "gerecht" beschrieben; er muss sehr gottverbunden gelebt haben. Trotzdem hat er bestimmt sehr gelitten, bevor ihm der Ursprung von Marias Schwangerschaft erklärt wurde. Warum hat Gott ihm das zugemutet? Warum hat Maria nichts gesagt? Warum erscheint der Engel Josef im Traum und nicht in Wirklichkeit? Oder, noch besser: Hätte der Engel nicht Maria und Josef gleichzeitig erscheinen können? Dann wäre gleich alles klar gewesen …
3. Der Herr denkt vor. All diese Fragen sind aus menschlicher Sicht verständlich, aber zu funktional. Unser Denken sieht meist so aus: Wir hätten erwartet, dass Gott bei der Erlösung der Welt alle Beteiligten zu einer Projektbesprechung einberuft, den Plan genau erklärt und dann Aufgaben verteilt. So lief das aber damals nicht, und so läuft es auch heute nicht, trotz all unserer Bemühungen, die Welt und das Leben immer mehr als Projekt zu gestalten, dessen Herren wir sind. Der Herr der Welt ist immer noch jemand anders, und seine Gedanken sind den unseren immer um Einiges voraus. Ein Beispiel: Morgen feiern wir die Geburt Jesu in einem Stall. Hätte er nicht daheim oder in einer bequemen Herberge zur Welt kommen können? Sicher doch - aber dann gäbe es keine Weihnachtskrippe … und auf die möchten wir wohl alle kaum verzichten, nicht wahr?
Gespräch mit Christus: Jesus, ich möchte am liebsten alles durchschauen: Warum die Welt so ist, wie sie ist. Warum in meinem Leben bestimmte Dinge passieren. Warum manche schon als Kinder sterben müssen und warum du in Betlehem geboren wurdest. Hilf mir einzusehen, dass ich nicht alles verstehen kann und muss. Dass es eine Gnade ist, vieles nicht zu wissen. Und dass es letztlich nur darauf ankommt, Gott und meine Mitmenschen zu lieben.
Vorsatz: Wenn ich heute Abend vor der Krippe stehe, möchte ich Gott danken für diese wunderbare Idee – und Jesus, dass er sich darauf eingelassen hat!