Samstag,
10. Juni 2023
Heiligkeit – alltäglich?
Samstag der neunten Woche im Jahreskreis
Michael Roidl
Mk 12,38-44
In jener Zeit lehrte Jesus eine große Menschenmenge und sagte: Nehmt euch in Acht vor
den
Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Straßen und
Plätzen
grüßt, und sie wollen in der Synagoge die vordersten Sitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben. Sie
bringen die Witwen um ihre Häuser und verrichten in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete. Aber umso härter
wird
das Urteil sein, das sie erwartet. Als Jesus einmal dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute
Geld
in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine
Münzen
hinein. Er rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den
Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben;
diese
Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen
Lebensunterhalt.
Einführendes Gebet: Jesus, du hast mir heute wieder die Möglichkeit gegeben, heilig zu sein. Jeden Tag aufs Neue schenkst du mir diese Chance. Heute will ich sie ergreifen!
Bitte: Herr, lass mich meinen Alltag heiligen.
1. Es geht um das Herz. "[…] und sie verrichten in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete." Jeder von uns weiß, dass das Gebet eine wichtige Basis in unserer Beziehung zu Gott bildet. Oftmals beschuldigen wir uns selbst, weil wir wieder während des Gebetes unaufmerksam waren, oder die Zeit wieder nicht für eine ausgedehnte Gebetszeit gereicht hat. Christus sagt uns hier jedoch, dass es gar nicht so sehr darum geht, besonders lange Gebetszeiten zu halten. Es geht darum, mit dem Herzen dabei zu sein, wirklich die Verbindung zu Gott zu suchen. Bin ich in meinem Gebet mit dem Herzen dabei? Bin ich mir bewusst, dass ich gerade eine Liebesbeziehung zu jemandem pflege? Zu jemandem wie… Gott?
2. Heiligkeit im Alltag. Objektiv gesehen hat die arme Witwe, die Jesus lobt, sehr wenig zur Instandhaltung des Tempels beigetragen. Ihr Betrag wird wenig ausmachen und doch hat sie in den Augen Jesu den größten Beitrag geleistet. Vielleicht denken wir auch oftmals, dass wir große Akte der Nächstenliebe, des Opfers und der "Selbstgeißelung" vollbringen müssen, um in den Augen Gottes einen Beitrag zu leisten. Doch einfach seine alltäglichen Schwierigkeiten für Jesus zu tragen, das ist genauso ein Weg zur Heiligkeit. Opfere ich meinen Alltag auf? Wenn die Kinder anstrengend sind? Wenn ich Stress im Job habe?
3. Die Alltagsheiligen. Es gibt sie noch, die Heiligen da draußen. Legenden wie Theresia von Avila oder der Pfarrer von Ars lassen anmuten, dass man diesen Heiligen kaum mehr folgen kann. Doch wenn wir die Augen aufmachen, so wie Jesus, dann sehen wir, dass ständig heilige Akte um uns herum passieren. So viel Schlechtes leider tagtäglich passiert, so viel Gutes wird gleichzeitig auch gewirkt. Halten wir die Augen auf und entdecken wir das Wirken des Heiligen Geistes in der Nächstenliebe um uns herum. Und lassen wir uns von Ihm inspirieren.
Gespräch mit Christus: Jesus, du lobst die Witwe und ihre alltägliche Heiligkeit. Heute hast du mir einen neuen Tag mit neuen Herausforderungen geschenkt. Gemeinsam wollen wir ihn in alltäglicher Heiligkeit bestreiten.
Vorsatz: Ich möchte meinen Tag heute bewusst Christus aufopfern, mit all seinen Höhen und Tiefen.