Donnerstag,
29. Dezember 2022
Erstaunliches Heil
Donnerstag der Weihnachtsoktav
Hl. Thomas Becket, Erzbischof, Märtyrer
Dorit Wilke-Lopez
Lk 2,22-35
Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung.
Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem
es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie
es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. In Jerusalem lebte damals
ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist
ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den
Messias des Herrn gesehen habe. Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus
hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries
Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine
Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet,
und Herrlichkeit für dein Volk Israel. Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus
gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in
Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem
widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein
Schwert durch die Seele dringen.
Einführendes Gebet: Vater, wir sind in deiner Schule und merken es nicht. Ungeübt sind wir im Lesen deiner Zeichen, ungeübt im Spüren deiner Gegenwart.
Bitte: Schick deinen Geist in uns, dass wir klug werden im Verstehen deiner Spuren. (Bernhard Meuser)
1. Sie staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Kann ich noch staunen über die Worte des Evangeliums, auch wenn ich sie schon so oft gehört habe? Sie beinhalten jeden Tag eine ganz persönliche Offenbarung an jeden Leser, die für jeden und jede anders ist. Wenn es passt, könnte ich mir jetzt (oder später) ein paar Minuten Zeit nehmen und den Satz in dieser Perikope suchen, der heute genau für mich gedacht ist. Den bewege ich dann in meinem Herzen. Ich schreibe ihn auf. Über ihn spreche ich mit dem Herrn während des Tages.
2. Denn meine Augen haben das Heil gesehen. Simeon hat sein Leben lang warten müssen, bis er den Messias sehen durfte. Die Begegnung war die Erfüllung seiner lebenslangen Sehnsucht. Wie gut haben wir es dagegen: Wir dürfen in der Taufe oft schon als Baby unseren Retter empfangen und ihn in jeder heiligen Kommunion in die Arme nehmen! Unsere Augen sehen das Heil jeden Tag: bei jedem Blick auf ein Kreuz, in jeder heiligen Messe, in jedem Tabernakel, in jeder Bibel. Gott sei Dank! Welch ein Privileg, welch ein Geschenk, welch eine Gnade!
3. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. Da Jesus ein Zeichen ist, dem widersprochen wird, dürfen wir Christsein nicht mit Harmonie verwechseln. Jesus, der Sündenlose, wird gekreuzigt werden, und Maria, die Sündenlose, wird unter diesem Kreuz stehen. "Friede, Freude, Eierkuchen" stehen nicht auf dem Programm, sondern: "Wer mir nachfolgen will, nehme sein Kreuz auf sich." Ich brauche also meinen Glauben nicht um der Harmonie willen zu verstecken oder an den Zeitgeist anzupassen, und darf es auch nicht. Wie mutig bin ich in dieser Hinsicht? Ich kann mich der Jungfrau Maria anvertrauen, die fest unter dem Kreuz gestanden hat.
Gespräch mit Christus: Gott, setze dich fest in meinen Gewohnheiten, aber bewahre mich davor, dass ich mich an dich gewöhne. Gott, lass dich ein auf meinen Alltag, aber bewahre mich davor, dass du mir alltäglich wirst. Lass mich jeden Tag im seligen Geheimnis deiner Nähe leben. (Bernhard Meuser)
Vorsatz: Heute werde ich auf dem Satz, der mich im Evangelium angesprochen hat, den ganzen Tag geistig "herumkauen", ihn drehen, wenden und mit Jesus immer wieder darüber sprechen, damit sein Wort in mir Wurzeln schlagen kann. Die Mönche nennen das "Ruminatio" – "Kauen", der heilige Ignatius von Loyola nannte es "Verkosten". Das Wort soll in alle Winkel meiner Seele sein Aroma verstreuen.