Dienstag,
8. November 2022
Liebe ist sich selbst Lohn genug
Dienstag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Maria Boeselager
Lk 17,7-10
In jener Zeit sprach Jesus: Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das
Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen? Wird er nicht
vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und
getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat,
was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde,
sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.
Einführendes Gebet: Mein Herr, so wie ich bin, komme ich zur dir. Mein Herr, so wie ich bin, liebst du mich. Mein Herr, so wie ich bin, möchte ich mich deinem Wort öffnen.
Bitte: Komm, Heiliger Geist, zeig mir die Attraktivität der demütigen Liebe Jesu!
1. Kindlicher Gehorsam. Die Sklaverei war in den meisten antiken Kulturen akzeptiert, und die Zuhörer Jesu würden die Aussage, die er hier macht, leicht verstehen. In der modernen Welt haben wir die Sklaverei abgelehnt und erkennen sie als ungerecht. Wenn wir also dieses Beispiel, wie Jesus es tut, auf die Beziehung zwischen Gott und uns selbst anwenden, wird uns das wahrscheinlich unangenehm sein. Aber vielleicht können wir akzeptieren, dass unser Gehorsam gegenüber Gott einfach durch die wesentliche Beziehung, in der wir als Geschöpfe zu ihm stehen, bedingt ist? Dass wir nicht an erster Stelle gehorchen, um uns rühmen zu können oder um eine Belohnung zu verdienen? Da unser Gehorsam der eines Sohnes oder einer Tochter gegenüber einem liebenden Vater ist, können und müssen wir uns seine Liebe nicht verdienen, denn jeder von uns ist schon jetzt unendlich geliebt. Geliebter als jetzt werde ich niemals sein!
2. Die Liebe ist sich selbst Lohn genug. Jesus benutzt ein Beispiel aus dem damaligen Alltag, um seinen Jüngern mitzuteilen, dass der Dienst an anderen in Wirklichkeit ein Privileg ist und deshalb keiner Belohnung bedarf. Papst Franziskus kommentierte diese Lesung mit den Worten: "Jesus lehrte uns, dass ‚der Leiter wie einer wird, der dient‘, und dass ‚wer der Erste sein will, der Diener aller sein muss‘. Auf diese Weise hebt Jesus die Werte der Weltlichkeit auf. Es ist kein Zufall, dass wir, wenn wir dem Herrn frei dienen, einen immer tieferen Frieden spüren." Weiter führen uns noch diese Worte: "Wir sind wertlose Sklaven, wir haben nur getan, was wir hätten tun sollen!" Was für eine enorme Portion Realismus wird uns hier serviert. Sie bewahrt uns vor Selbstüberschätzung, aber auch vor Leistungsdruck, selbst auf geistlichem Gebiet. Herr, hilf mir zu verstehen, dass der Weg zu echter Demut darin besteht, zu akzeptieren, wer ich bin, und mich selbst, meine Fehler und Leistungen nicht zu ernst zu nehmen. Jesus zeigt hier, dass demütiger Dienst, der aus Liebe zu ihm geschieht, sich selbst Lohn genug ist.
3. Jesus macht’s vor! Beim Letzten Abendmahl tat unser Gott, was kein normaler Herrscher tun würde: Er zog sich eine Schürze an und wusch seinen Jüngern die Füße. Dann sagte er ihnen, dass er dies tut, damit sie untereinander ebenso handeln und Anteil an ihm haben. – Ich bete um ein größeres Verständnis: für die Liebe Jesu zu uns und dafür, wie zentral der demütige Dienst für unsere Nachfolge ist. Herr, hilf mir, zu erfahren, dass die Liebe mich erfüllt und lebendig macht.
Gespräch mit Christus: Liebster Herr, du hast deine Zeit nicht damit verbracht, dich dessen zu rühmen, was du getan und erlitten hast. Du warst wie ein Sklave, hast uns allen gedient, uns die Füße gewaschen und bist für uns gestorben. Mach mich dir ein bisschen ähnlicher in deiner Demut und Selbstvergessenheit. Lass mich Anteil haben an dir und deiner ewigen Freude in diesem Dienst.
Vorsatz: Ich will mir einen Moment Zeit nehmen und den Herrn bitten, mir die Schönheit seiner Liebe zu zeigen. Ich möchte ihn bitten: "Herr, zeig mir die wahre Schönheit und Attraktivität deiner demütigen Liebe. Reinige meine Motivationen im Dienst an anderen. Schenk mir die Gnade, aus Dankbarkeit für deine unendliche Liebe, zu deiner Ehre, zu handeln." Geh mit diesem Gebet im Herzen (in deinen eigenen Worten) durch den heutigen Tag und suche voller Freude Gelegenheiten für diesen demütigen Dienst.