Sonntag,
14. November 2021
Wie geht Neuschöpfung?
Dreiunddreißigster Sonntag im Jahreskreis
P. Thomas Fox LC
Mk 13,24-32
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: In jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird
die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und
die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit
großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier
Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. Lernt etwas aus dem Vergleich mit
dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe
ist. So erkennt auch ihr, wenn ihr das geschehen seht, dass er nahe vor der Tür ist. Amen, ich sage euch:
Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine
Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel,
nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.
Einführendes Gebet: Herr, es ist seltsam, aber ich denke oft, die Welt würde immer weiter wie bisher ihren gewohnten Gang gehen und nehme wirklich an, der nächste Tag sei mir sicher. Ich wünsche es mir, träume davon und plane entsprechend. Aber das ist sehr "weltlich" gedacht. Danke, dass du mir diese vermeintliche Sicherheit nimmst und immer wieder meine Erwartungen durchkreuzt! Berühre mich jetzt und lass mich mein Herz deinem Geist öffnen, der alles erneuert.
Bitte: Herr, wenn in meinem Leben alles aus den Fugen gerät, dann bleibe du bei mir. Sei du mir Zuflucht und Burg. Dein Wort sei für mich wie ein Fels in der Brandung.
1. Aus der Traum… von der stets gleichbleibenden Welt. Wie Jesus hier klarstellt, ist sein Wort "härter" als die Realität dieser Welt. Es stößt sie einfach um. Und das ist alles schon geschehen und im Geschehen! Befinden wir uns nicht seit langer Zeit ständig in einem solchen Umsturz? Als Ferdinand Magellan 1519 die Welt zum ersten Mal umsegelte und damit bewiesen war, dass die Erde rund wie ein Globus und nicht flach wie eine Scheibe ist, ging ein altes Weltbild zu Bruch. Und wie haben Galileo Galilei und die "wissenschaftliche Revolution" unser Weltbild verändert, als klar wurde, dass die Erde nicht im Zentrum des Universums steht, sondern sich irgendwo am Rande der Milchstraße befindet? Verringerte das nicht den Glanz unserer Sonne und des Mondes? Fielen damit nicht die Sterne aus dem perfekt geglaubten Himmel herab? Und müssen wir uns seitdem nicht ständig in immer atemberaubenderem Tempo auf neue Revolutionen einstellen, auf eine Welt, in der scheinbar alles in Fluss geraten ist? Wie viele Revolutionen haben sich seitdem ereignet: industrielle, politische, soziale, technische!
2. Woran kann man sich festhalten? Bei der Endzeitrede Jesu empfinden wir sehr stark, dass unser Erkennen Stückwerk ist. Es wäre schon ein Erfolg, wenn wir daran auch nur einen Punkt festmachen könnten: Woran kann man sich bei der alles in ihren Sog ziehenden Dynamik der kosmischen Umwälzungen überhaupt noch festhalten? Unwillkürlich erinnere ich mich an die Darstellung Michelangelos vom Jüngsten Gericht (Sixtinische Kapelle). Der Ruhepunkt ist die Person Jesu Christi selbst. Er, "das Wort", wird nicht vergehen. Er ist einerseits die Kraft, die alles in Bewegung hält, andererseits die Hand, die uns aus allen Prüfungen errettet.
3. Jesus Christus, Ruhepol und innerster Beweger durch den Geist. Der Anfang einer Hymne im Stundengebet lautet: "Du starker Gott, der diese Welt im Innersten zusammenhält, du Angelpunkt, der unbewegt den Wandel aller Zeiten trägt…" – Hier haben wir das große Bild vor Augen, das Wirken Gottes im äußeren Kosmos. Wenn wir betrachten wollen, wie Gott im Kleinen, in uns persönlich, wirkt, ist das rechte Bild der Dialog. Denn Gott verwandelt uns, indem er zu unserem Herzen spricht. Das versucht Jesus Nikodemus bei einer nächtlichen Begegnung zu erklären: Die Neugeburt im Heiligen Geist macht den Menschen gehorsam gegenüber Gottes Eingebungen. Wo der Wind, der Heilige Geist, wehen will, dort setzt sich der neue Mensch für Gottes Reich ein. Die Quelle dieser Gnade aber ist das Kreuz ("der Menschensohn muss erhöht werden").
Gespräch mit Christus: Jesus, wenn ich mich offen und ehrlich von dir gestalten lasse, bringt mich das immer wieder vor dein Kreuz, wo mir alle Begriffe zerbrechen! Es läuft auf die Entscheidung hinaus, ob ich mein Leben behalten will oder bereit bin, es zu verlieren. Solange ich auf dich schaue und dein Bild vor meinem geistigen Auge bewahre, habe ich die Kraft, dir zu folgen. Bleibe bei mir in Gedanken, Worten und Werken, im Sakrament. Herr, bleibe bei mir und bei uns!
Vorsatz: Mir heute einen Neuanfang schenken lassen, z.B. indem ich mich von einem Wort Gottes treffen lasse, vom Anblick eines leidenden Menschen, vom immer neuen Geschenk der Zeit und der Ewigkeit.