Mittwoch,
25. August 2021
Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer
Mittwoch der einundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Josef von Calasanz, Priester, Ordensgründer
Hl.
Ludwig, König
Dorit Wilke-Lopez
Mt 23,27-32
In jener Zeit sprach Jesus: Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler!
Ihr seid wie die Gräber, die außen weiß angestrichen sind und schön aussehen; innen aber sind sie voll
Knochen, Schmutz und Verwesung. So erscheint auch ihr von außen den Menschen gerecht, innen aber seid ihr
voll Heuchelei und Ungehorsam gegen Gottes Gesetz. Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr
Heuchler! Ihr errichtet den Propheten Grabstätten und schmückt die Denkmäler der Gerechten und sagt dabei:
Wenn wir in den Tagen unserer Väter gelebt hätten, wären wir nicht wie sie am Tod der Propheten schuldig
geworden. Damit bestätigt ihr selbst, dass ihr die Söhne der Prophetenmörder seid. Macht nur das Maß eurer
Väter voll!
Einführendes Gebet: Himmlischer Vater, danke für dein lebendiges Wort, Jesus Christus. Ich werde jetzt still und hole mich aus aller Zerstreutheit zusammen. Ich will dir zuhören. Ich will mich öffnen und meine Seele dir geöffnet hinhalten. Ich lege mich in dich hinein wie in eine große Hand.
Bitte: Hilf mir, meinen Zustand vor dir zu erkennen.
1. Ihr erscheint wie Gräber, die von außen schön aussehen. Ich glaube, dass Jesus hier vom Zustand meiner eigenen Seele spricht. Die Pharisäer waren fromme Leute, die sich bemühten, vor Gott alles richtig zu machen und denen das sicher auch größtenteils gelang. Ich gebe mir auch Mühe. Gott schaut aber tiefer und sieht den Zustand der Seele. In einer Predigt habe ich neulich gehört, dass der heilige Pfarrer von Ars Gott um die Gnade gebeten habe, den Zustand seiner eigenen Seele sehen zu dürfen, und er sei entsetzt gewesen über den furchtbaren Anblick. Wenn das schon bei einem Heiligen so ist, um wie viel mehr dann bei meiner Seele! Aber ich selbst erkenne das nicht, weil die Erbsünde meine Augen verdunkelt.
2. Wenn wir in den Tagen unserer Väter gelebt hätten. "Ich würde es besser machen, wenn ich an seiner Stelle wäre!" Die Empörung über ein Unrecht wird schnell zur Empörung über die vermeintliche Schlechtigkeit derer, die es begehen. Wir sitzen mit unserer Sündhaftigkeit aber alle im selben Boot. Der heilige Pfarrer von Ars sagt: "Die Heiligen erkannten sich selbst besser, als dies bei den übrigen Menschen der Fall ist; denn sie waren demütig. Es ist unbegreiflich, wie und worauf so kleine Geschöpfe wie wir stolz sein können… Weniger als eine Handvoll Staub sind wir nach unserem Tode. Das ist nicht sehr viel, um überheblich zu sein."
3. Vater unser im Himmel. Erst wenn ich bereit bin, den wahren Zustand meiner Seele anzuschauen und zu akzeptieren, kann ich sie unserem Vater im Himmel bringen und ihn bitten, sie zu heilen, so wie der verlorene Sohn zum Vater zurückkehrt. So wie der verlorene Sohn Gewand, Siegelring und Sandalen erhält, ist die neue Beziehung zu Gott dann tiefer und schöner als vor der Rückkehr. Der hl. Bernhard von Clairvaux predigte einmal: "Es war vor etlicher Zeit, da kam ich zu der Überzeugung, ich müsse Erbarmen mit meiner Seele haben, um dadurch Gott besser zu gefallen. Seitdem denke ich oft an sie…. Es gab eine Zeit, in der ich meine Seele weniger, oder eigentlich nicht weniger, sondern gar nicht liebte… Wer die Schlechtigkeit liebt, hasst seine Seele. Ich hasste meine Seele also, und würde sie bis zur Stunde hassen, wenn mir nicht der, der sie als erster geliebt hat, den Anfang dazu geschenkt hätte, sie wenigstens ein bisschen zu lieben."
Gespräch mit Christus: Vater unser im Himmel, ich brauche mich vor dir nicht hinter äußerer religiöser Pflichterfüllung zu verstecken. Bevor ich damit anfange, darf ich erst einmal in dein Vaterhaus kommen und mich von dir umarmen lassen. Ich möchte deinen Namen heute heiligen durch die Liebe, die ich zu leben versuche. Lass dein Reich heute in mein Leben kommen und deinen Willen geschehen - vertreibe du alles, was der Liebe entgegensteht.
Vorsatz: Ich will Barmherzigkeit mit meiner eigenen Seele haben und sie zum himmlischen Vater bringen (vielleicht in einer Beichte?) und ich will die Seelen der anderen mit Barmherzigkeit umgeben, besonders die Seelen derer, über die ich mich heute ärgere.