Donnerstag,
29. Juli 2021
Meine Identität und mein Handeln
Donnerstag der siebzehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Marta von Betanien
Gedenktag
Br. Nils Schäfer LC
Lk 10,38-42
In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf und eine Frau namens Marta nahm ihn freundlich auf.
Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu.
Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert
es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir
helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist
notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.
Einführendes Gebet: Christus, wie Maria will ich jetzt einfach nur in deiner Gegenwart sein und mich von dir formen lassen. Alles andere, alle Sorgen und alle Aktivität will ich jetzt ruhen lassen, um für dich da zu sein. Hilf mir, in Stille vor dir auszuharren. Lass mein Herz bei dir und nicht bei der Welt sein. Christus, du bist jetzt ganz für mich da, hilf mir, auch ganz für dich da zu sein.
Bitte: Herr, forme meine Identität als dein geliebter Sohn, deine geliebte Tochter!
1. Unser Handeln folgt unserem Sein. Es ist einer der Grundpfeiler der Philosophie: Alles Handeln folgt aus dem ihm zugrundeliegenden Sein. Es ist die einfache Idee, dass alles seiner Natur folgt. Ein Hund handelt, wie Hunde handeln, und ein Mensch wird immer wie ein Mensch leben. Das, was mir machen, sagt viel darüber aus, wer wir innerlich sind. Unser Handeln fließt aus unserer Identität und nicht anders herum. So oft handeln wir allerdings, als ob wir unsere Identität und unseren Wert mit unserer Leistung aufbauen und unter Beweis stellen müssten. Ich strenge mich an, damit ich von anderen angenommen werde oder mich vor mir selbst besser fühle. Genau hier tritt uns diese einfache Wahrheit wieder entgegen: Deine Identität hängt nicht von deinen Leistungen ab, sondern dein Handeln fließt aus deiner Identität. Wo versuche ich, mich in meinem Wert durch äußere Akte aufzubauen?
2. Meine Identität – ein Geschenk. Wir haben gesehen, dass es wichtiger ist, wer ich bin, als was ich mache. Genau das sehen wir auch heute im Evangelium. Die Werke, die ich vollbringe sind zweitrangig, wenn sie nicht aus meiner Identität als geliebtes Kind Gottes fließen. In Martas Herz gab es noch so viele Sorgen, Unruhe und selbst Neid. Es ist so leicht, Gottes Werke zu vollbringen, ohne eigentlich mit Gott zu leben oder uns von ihm formen zu lassen. Gott will uns unsere Identität als bedingungslos geliebte und erlöste Kinder schenken, doch oft hindern uns gerade unsere wohlgemeinten Anstrengungen, die darauf abzielen, uns diese Identität zu erarbeiten, daran, sie als Geschenk zu empfangen. Der erste Schritt besteht also darin, uns von Gott lieben und formen zu lassen. Dann kann unser Handeln aus dieser Wahrheit hervorgehen.
3. Zeit mit Christus. Doch wo formt sich diese Identität, und wo können wir dieses Geschenk empfangen? Auch darauf gibt uns dieses Evangelium eine Antwort. Zu Jesu Füßen, im Hören auf sein Wort und seine Stimme. Das ist das Bessere. Das stille Gebet in der Gegenwart Gottes ist der Ort, um unsere Identität als bedingungslos Geliebte formen zu lassen. Dort geht es nicht um Leistung, sondern um ein einfaches Dasein. Wir müssen in Gottes Gegenwart nichts tun und doch wird diese Zeit alles verändern. Unser Handeln muss aus der Identität fließen, die in diesem Verweilen bei Gott geformt wurde. Doch auch hier geht es nicht um ein Schwarz-Weiß-Denken, sondern um ein immer tieferes Hineinwachsen in ein Leben in Gottes Gegenwart. Vielleicht verbringe ich noch wenig "verschwendete" Zeit mit ihm, doch heute schon kann ich ihm etwas mehr schenken. Wir feiern heute den Gedenktag, der hl. Marta von Bethanien. Auch sie hat es geschafft, diesen Weg zu gehen, obwohl sie in diesem Evangelium noch um so viele andere Dinge besorgt ist.
Gespräch mit Christus: Herr, danke, dass ich einfach bei dir sein darf und du mich formst, ohne dass ich es bemerke. Ich wünsche mir, dass mein Handeln immer mehr aus meiner Identität als dein geliebtes Kind fließt. Schenke mir die Gnade einer festen Identität in dir, damit ich aufhören kann, meinen Wert in meiner Leistung zu suchen! Meinen Wert sprichst du mir zu und nichts kann ihn erschüttern. Hilf mir, mein Leben in der Stille deiner Gegenwart zu verbringen.
Vorsatz: Heute will ich eine Viertelstunde einfach in der Stille mit Gott verbringen.