Sonntag,
17. Januar 2021
Meister, wo wohnst du?
Zweiter Sonntag im Jahreskreis
Hl. Antonius der Große, Mönchsvater, Einsiedler
P. Anton Vogelsang LC
Joh 1,35-42
In jener Zeit stand Johannes am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen
bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! Die
beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie
ihm folgten, fragte er sie: Was sucht ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister -, wo
wohnst du? Er antwortete: Kommt und seht! Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag
bei ihm; es war um die zehnte Stunde. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das
Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu
ihm: Wir haben den Messias gefunden. Messias heißt übersetzt: der Gesalbte – Christus. Er führte ihn zu
Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen. Kephas
bedeutet: Fels - Petrus.
Einführendes Gebet: Herr Jesus, ich danke dir für unsere gemeinsame Zeit. Ich möchte alle meine Sorgen und Aktivitäten hinter mir lassen, damit ich einfach nur hier bei dir sein kann. Ich glaube, dass du mich erschaffen hast und mich zu dir zurück in den Himmel führen willst. Danke für deine Liebe. Ich weiß, dass ich sie nicht verdiene, aber ich will versuchen, dich im Gegenzug zu lieben.
Bitte: Jesus, sanft und demütig von Herzen, bilde mein Herz nach deinem Herzen.
1. Seht, das Lamm Gottes! Johannes der Täufer sagt zu seinen Jüngern: "Seht, das Lamm Gottes!" Er spielt aller Wahrscheinlichkeit nach auf zwei Bilder aus dem Alten Testament an. Das erste ist das Pascha-Lamm in Exodus 12. Durch die Opferung des Pascha-Lammes wurde das Volk Israel vor dem Tod bewahrt und aus der Sklaverei des Pharaos von Ägypten befreit. Damit begann die Reise des Volkes Israel in seine Heimat, in das Gelobte Land. Das zweite Bild bezieht sich auf den leidenden Gottesknecht aus Jesaja 53. Der leidende Gottesknecht nimmt alle Sünden des Volkes auf sich und wird deshalb zum Schlachten geführt, tut aber seinen Mund nicht auf – wie ein Lamm, das vor seinem Scherer verstummt. Johannes will uns mit seinem Evangelium deutlich machen, dass Jesus nicht nur gekommen ist, um uns zu zeigen, wie wir leben sollen. Er ist gekommen, um für uns zu sterben und uns dadurch in die Freiheit zu führen.
2. Was sucht ihr? Als die Jünger ihm folgen, dreht sich Jesus um und fragt sie: "Was sucht ihr?" Sie antworten mit einer Gegenfrage: "Wo wohnst du?" Da es bereits um die zehnte Stunde des Tages ist (gegen 16.00 Uhr) suchten die Jünger vermutlich nach einem Platz zum Übernachten. Jesus lädt sie ein, bei ihm zu bleiben. Das ist die wörtliche Bedeutung des Textes. Aber indem Jesus sie fragt, wonach sie suchen, blickt er tiefer. Er fragt sie: "Wonach sucht ihr wirklich in eurem Leben?" Diese Frage taucht – jeweils in unterschiedlichen Formen – wiederholt im Johannesevangelium auf. Zum Beispiel in Kapitel 4, wo die Samariterin zum Brunnen kommt. Warum? Nun, einerseits, um Wasser zu holen. Aber auf einer tieferen Ebene dürstet sie nach lebendigem Wasser, das zu einer Quelle wird und bis ins ewige Leben fließt. Wonach suchst du wirklich in deinem Leben?
3. Sie blieben bei ihm. Die Jünger folgten Jesus und blieben bei ihm. Der wörtliche Sinn ist, dass sie Jesus einfach zu seinem Schlafplatz folgten. Aber auch hier gibt es eine tiefere Bedeutung. Sie bleiben nicht nur deshalb bei ihm, weil Jünger in der Bibel ihrem Lehrer folgen und bei ihm bleiben. Es reicht nicht aus, "nur" an Jesus zu glauben, um sein Jünger zu werden. Wir müssen ihm auf seinem Weg folgen und bei ihm bleiben. Jesus lädt auch dich ein, sein Jünger zu werden. Aber um das zu werden, reicht es nicht aus, einfach nur zu glauben. Du musst ihm folgen und bei ihm bleiben, das bedeutet, du musst so leben, wie er gelebt hat.
Gespräch mit Christus: Jesus, ich glaube an dich. Ich glaube, dass du das Lamm Gottes bist. Ich danke dir, dass du, als leidender Gottesknecht, meine Sünde auf dich genommen hast. Gib mir deine Gnade, so dass ich dir auf deinem Weg nachfolgen kann und immer bei dir bin. Das ist meine Sehnsucht.
Vorsatz: Nach dem Beispiel des Johannes des Täufers, jemandem durch Wort oder Tat Zeugnis von meinem Glauben an Jesus geben.