Donnerstag,
9. April 2020
Umwertung des Sozialen
Gründonnerstag
Dr. Christoph Kunkel
Joh 13,1-15
Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser
Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe
bis zur Vollendung. Es fand ein Mahl statt, und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, schon
ins Herz gegeben, ihn zu verraten und auszuliefern. Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand
gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, stand vom Mahl auf, legte sein
Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den
Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. Als er zu Simon
Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen? Jesus antwortete ihm: Was ich tue,
verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen. Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du
mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. Da
sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. Jesus
sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid
rein, aber nicht alle. Er wusste nämlich, wer ihn verraten würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein.
Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen:
Begreift ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so;
denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr
einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch
gehandelt habe.
Einführendes Gebet: Herr, die Würde jedes Menschen ist für mich deutlich spürbar. Ja, auch ich möchte den Menschen dienen. So viele Mütter und Väter, Lehrer, Ärzte, Krankenpfleger, Ordensfrauen und Priester stellen immer wieder den Nächsten in den Mittelpunkt ihres Lebens. Lass unseren Dienst am Nächsten eine Lobeshymne für dich sein.
Bitte: Lass uns dich nicht in den Bedürftigen vergessen!
1. Umwertung des Sozialen. Willy Brand sackt vor dem Opferdenkmal zu Warschau auf die Knie. Die Nationen sind erschüttert, diese Demutsgeste unseres damaligen Bundeskanzlers 1970 bleibt unvergesslich. Weil Jesu Fußwaschung die sozialen Werte des Abendlandes bleibend geprägt hat. Dient einander, wie ich euch gedient habe: Fürsorge für die Ärmsten, Schutz für die Erbärmlichsten heißt das Sozialziel später.
2. Im Dienen immer mehr wachsen. Im Dienen zu wachsen, heißt immer zu wissen, dass es Jesus auch tat. Wie kann ich unwürdige Person da zurückstehen? Die gesamten klösterlichen Lebensgemeinschaften des Abendlandes z. B. wurden vom Dienen geprägt. Der Spur des Dienens folgen wir durch die ganze Karwoche: das Nardenöl auf Jesu Füßen, jetzt das Opfer der Fußwaschung, später beim Opfermahl der Verzehr des Fleisches und Blutes des HERRN; am Ende die Kreuzigung – das Opfer SEINES ganzen Leibes und Lebens.
3. Die Umgestaltung eines Christen. Während im Buddhismus um das demütige Abstreifen der Ichhaftigkeit gerungen wird, betet der Christ demütig um die Überwindung seines Egoismus und bleibt dabei doch Person, ein Ich vor einem persönlichen Gott. Im Opfer vor GOTT zerfließt der Mensch und wird zur Schale für den Höchsten; indem er seine Konturen umformen lässt, wird er zum Kelch der Herrlichkeit und ist doch bloß eine Schüssel für die Fußwaschung.
Gespräch mit Christus: Herr, forme mich in das dienende Gefäß um, an dem du Gefallen hast.
Vorsatz: Ich werde heute darauf achtgeben, wie oft ich im Geist des Dienens handle.