Sonntag,
29. März 2020
Eine innige Beziehung
Fünfter Sonntag der Fastenzeit ("Judica")
P. Thomas Fox LC und Marianna Rustemeier, Regnum Christi
Joh 11,1-45
In jener Zeit war ein Mann krank, Lazarus aus Betanien, dem Dorf, in dem Maria und ihre
Schwester Marta wohnten. Maria ist die, die den Herrn mit Öl gesalbt und seine Füße mit ihrem Haar
abgetrocknet hat; deren Bruder Lazarus war krank. Daher sandten die Schwestern Jesus die Nachricht: Herr,
dein Freund ist krank. Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit wird nicht zum Tod führen, sondern
dient der Verherrlichung Gottes: Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden. Denn Jesus liebte
Marta, ihre Schwester und Lazarus. Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort,
wo er sich aufhielt. Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen. Die Jünger
entgegneten ihm: Rabbi, eben noch wollten dich die Juden steinigen, und du gehst wieder dorthin Jesus
antwortete: Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wenn jemand am Tag umhergeht, stößt er nicht an, weil er das
Licht dieser Welt sieht; wenn aber jemand in der Nacht umhergeht, stößt er an, weil das Licht nicht in ihm
ist. So sprach er. Dann sagte er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, schläft; aber ich gehe hin, um ihn
aufzuwecken. Da sagten die Jünger zu ihm: Herr, wenn er schläft, dann wird er gesund werden. Jesus hatte
aber von seinem Tod gesprochen, während sie meinten, er spreche von dem gewöhnlichen Schlaf. Darauf sagte
ihnen Jesus unverhüllt: Lazarus ist gestorben. Und ich freue mich für euch, dass ich nicht dort war; denn
ich will, dass ihr glaubt. Doch wir wollen zu ihm gehen. Da sagte Thomas, genannt Didymus - Zwilling -, zu
den anderen Jüngern: Dann lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben. Als Jesus ankam, fand er Lazarus
schon vier Tage im Grab liegen. Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. Viele Juden
waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus komme,
ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann
wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir
geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen
wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer
an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht
sterben. Glaubst du das? Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn
Gottes, der in die Welt kommen soll. Nach diesen Worten ging sie weg, rief heimlich ihre Schwester Maria und
sagte zu ihr: Der Meister ist da und lässt dich rufen. Als Maria das hörte, stand sie sofort auf und ging zu
ihm. Denn Jesus war noch nicht in das Dorf gekommen; er war noch dort, wo ihn Marta getroffen hatte. Die
Juden, die bei Maria im Haus waren und sie trösteten, sahen, dass sie plötzlich aufstand und hinausging. Da
folgten sie ihr, weil sie meinten, sie gehe zum Grab, um dort zu weinen. Als Maria dorthin kam, wo Jesus
war, und ihn sah, fiel sie ihm zu Füßen und sagte zu ihm: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder
nicht gestorben. Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren,
war er im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie antworteten ihm: Herr,
komm und sieh! Da weinte Jesus. Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte! Einige aber sagten: Wenn er
dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb? Da
wurde Jesus wiederum innerlich erregt, und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein
verschlossen war. Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, entgegnete ihm:
Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag. Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht
gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber
erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer
erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, dass du
mich gesandt hast. Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der
Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem
Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden, und lasst ihn weggehen! Viele der Juden,
die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.
Einführendes Gebet: Herr, lass meinen Geist zur Ruhe kommen bei dir. Weite mein Herz. Hilf mir, mich auf deine Gegenwart zu besinnen, so wie Jesus es vor dem Grab des Lazarus tat. Vater, du hast mich schon gesehen, bevor ich unter deinen liebenden Blick trat. Ich bitte dich um die Gnade, dass alle meine Absichten, Handlungen und Beschäftigungen rein im Dienst und in der Verherrlichung deiner göttlichen Majestät geordnet seien, damit dein Sohn dadurch verherrlicht werde.
Bitte: Jesus, vermehre meinen Glauben!
1. Innige Beziehungen. Kein Zweifel, die Menschen, die sich ganz auf Jesus einließen, unterhielten innige Beziehungen mit ihm, menschlich und im Glauben. Ein reger Austausch fand unter ihnen statt. Nicht immer konnten sie sich sehen, nicht immer Worte miteinander wechseln. Aber im Geiste waren sie sich gegenseitig gegenwärtig. Man erkennt es an der Botschaft, die die Schwestern des Lazarus Jesus ausrichten ließen: "Herr sieh: Der, den du liebst, er ist krank." Und es steht geschrieben, das heißt, es ist Wort Gottes: "Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lazarus."
2. "Ich will, dass ihr glaubt." Herr, die Freundschaft mit dir erspart uns nicht die schwierigen Momente des Lebens und des Sterbens. Dem Anschein nach hast du deine Freunde in höchster Not im Stich gelassen. Doch du sagst uns auch, warum du das alles tust: "Ich will das ihr glaubt." Glaube ist eine göttliche Tugend und Tugend muss geübt, muss "tüchtig" werden. Tugend, die nicht erprobt ist und sich nicht in der Prüfung bewährt, ist keine Tugend. Es ist ein seltsames Ding mit uns. Solange wir unerprobt sind, glauben wir oft nur zu glauben. Widrige Umstände fördern dann zutage, was in unseren Tiefen liegt: Unsicherheit. Jesus möchte uns durch sie hindurch zur Gewissheit des Glaubens führen. Er möchte, dass wir auf ihn vertrauen. Er sucht eine innige Beziehung, die in der Prüfung standhält.
3. "Damit sie glauben, dass du mich gesandt hast." In seiner Menschheit war Jesus ganz auf sich gestellt. Er war zwar Gott, besaß aber die göttlichen Eigenschaften nur in dem Maße, in dem er sie vom Vater jeweils erbat und der Vater sie ihm für das Erlösungswerk zur Verfügung stellte. All das kann man dem kurzen Gespräch entnehmen, das Jesus vor dem Grab des Lazarus mit seinem Vater führte: "Jesus erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herumsteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast."Man muss übrigens achtsam sein und verstehen, dass das einzelne Wunder Jesu in sich keinen besonderen Wert hat. Es besitzt diesen Wert nur in Bezug auf die Gesamtgestalt Christi, wenn es zum Glauben an ihn, an seine Person und Sendung führt. Wie der aussätzige Samariter, der nach seiner Heilung als Einziger zu Jesus zurückkam und ihm dankte, sollen wir sein. Nicht das Wunder, sondern die Person soll im Zentrum stehen. Unsere innige Beziehung zu ihm.
Gespräch mit Christus: Danke, Jesus, dass ich an dich glaube. Selbstverständlich ist es nicht. Auch mein Glaube hat in meinem Leben schon einige Prüfungen überstehen müssen. Danke, dass du mir mehr zumutest, als ich von mir aus zu ertragen bereit wäre. Das gibt mir die Chance, mein Herz zu öffnen, mich dir zuzukehren und noch inniger mit dir zu verkehren.
Vorsatz: Zur Vertiefung meiner Beziehung mit Gott will ich mich während des Tages immer wieder unter den Blick des himmlischen Vaters stellen oder mich im Herzen in Jesu erlösende und befreiende Liebe fallen lassen.