Sonntag,
16. Februar 2020
Die Erfüllung des Gesetzes
Sechster Sonntag im Jahreskreis
P. Anton Vogelsang LC
Mt 5,17-37
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Denkt nicht, ich sei gekommen, um das
Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen,
das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes
vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die
Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt,
der wird groß sein im Himmelreich. Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als
die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Ihr habt gehört, dass zu
den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu
seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du
gottloser Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein. Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir
dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gebe dort vor dem Altar liegen; geh und
versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe. Schließ ohne Zögern Frieden mit
deinem Gegner, so lange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den
Richter bringen, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und du wirst ins Gefängnis
geworfen. Amen, das sage ich dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau
auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Wenn dich dein rechtes Auge
zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder
verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn dich deine rechte Hand zum
Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder
verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt. Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus
der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben. Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl
kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe
entlassen worden ist, begeht Ehebruch. Ihr habt gehört. dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst
keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast. Ich aber sage euch:
Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der
Schemel für seine Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupt
sollst du nicht schwören; denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen. Euer Ja sei ein Ja,
euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.
Einführendes Gebet: Herr Jesus, ich danke dir für unsere gemeinsame Zeit. Ich möchte alle meine Sorgen und Aktivitäten hinter mir lassen, damit ich einfach nur hier bei dir sein kann. Ich glaube, dass du mich erschaffen hast und mich zu dir zurück in den Himmel führen willst. Danke für deine Liebe. Ich weiß, dass ich sie nicht verdiene, aber ich will versuchen, dich im Gegenzug zu lieben.
Bitte: Jesus, sanft und demütig von Herzen, bilde mein Herz nach deinem Herzen.
1. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Jesus sagt: "Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen." Das griechische Wort für ‚erfüllenʻ bedeutet eigentlich ‚vollkommen machen, vollendenʻ. Jesus will damit sagen, dass es Aspekte im Alten Testament gibt, die zwar gut sind, die aber vervollkommnet werden müssen. Sie sind nicht ganz so, wie Gott sie ursprünglich für sein Volk gedacht hat. Jesus bringt das Gesetz zur Vollendung, indem er uns eine Reihe von Antithesen aufzählt, in denen er den gesetzlichen Bestimmungen des Alten Testaments das Gesetz des Evangeliums gegenüberstellt. Das heutige Evangelium enthält vier solcher Antithesen.
2. Der wirkliche Grund für das Morden ist häufig der Zorn. Das alte Gesetz verbietet Mord. Das neue Gesetz geht über das Verbot zu töten hinaus, indem es auch verbietet, jemandem zu zürnen oder ihn zu beleidigen. Jesus will damit nicht das Gefühl von Zorn verbieten, das wir alle dann und wann empfinden, z.B. wenn uns etwas Übles widerfährt. Was er verbietet, ist die innere Zustimmung zum Zorn, weil uns das in letzter Konsequenz zur Tat führen kann, indem wir jemanden verletzen, ihn verfluchen oder ihn sogar töten. Wir sehen daran, dass er das Gesetz des Alten Testaments nicht aufhebt, sondern dass er im Gegenteil tiefer in das menschliche Herz hineinschaut. Der wirkliche Grund für das Morden ist häufig der Zorn.
3. Das neue Gesetz schaut tiefer in das menschliche Herz. Das alte Gesetz verbietet Ehebruch. Das neue Gesetz schaut tiefer in das menschliche Herz. Wir begehen in unserem Herzen bereits Ehebruch, wenn wir eine andere Person voller Begehren anschauen. Gemäß der Bibel ist unser Herz nicht der Sitz unserer Gefühle, sondern unseres Willens. Die Menschen treffen in ihrem Herzen eine Entscheidung und stimmen innerlich dem Guten oder dem Bösen zu. Das bedeutet nicht, dass wir jedes Mal sündigen, sobald wir jemanden attraktiv finden. Sich von jemandem angezogen zu fühlen, ist ein natürliches Gefühl, das oft unbeabsichtigt in uns hochsteigt und nicht zu mehr führen muss. Aber wenn wir innerlich begehrlichen Gedanken zustimmen oder uns sogar in unserer Fantasie Dinge mit einer anderen Person ausmalen, dann haben wir uns entschieden, Ehebruch zu begehen.
Gespräch mit Christus: Lieber Jesus, welche Dinge in meinem Herzen müssen zur Vollendung gebracht werden? Hilf mir besonders, meinen Zorn zu kontrollieren, indem ich lerne, zu vergeben und zu vergessen, so wie du es am Kreuz getan hast. Hilf mir auch, alle Menschen so zu lieben, wie du es getan hast: mit einem reinen Herzen.
Vorsatz: Jemandem, der mir lästig ist, etwas Nettes sagen.