Samstag,
2. November 2019
"Ich weiß, dass er auferstehen wird"
Allerseelen
Gedenktag
P. Thomas Fox LC
Joh 11,17-27
Als Jesus in Betanien ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Betanien
war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um
sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber
blieb im Haus sitzen. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht
gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr:
Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am
Jüngsten Tag. Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben,
auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?
Marta sagte zu ihm:Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen
soll.
Einführendes Gebet: Herr, wir kennen unsere Todesstunde nicht. Wir wissen auch nicht, wie lange uns die Menschen an unserer Seite begleiten werden. Manchmal führt das dazu, dass wir die Chance des Zusammenlebens nicht wirklich wahrnehmen, in Tiefe. Lass uns also nicht nach Vergänglichem haschen, oberflächlich werden. Es ist so leicht geschehen. Lehre mich, nach dem "Woher" und dem "Wohin" zu fragen und auf der Beantwortung der Frage zu bestehen, nicht nachzugeben, wenn flüchtige Eindrücke in mein Innenleben eindringen und dort die Herrschaft erkämpfen wollen.
Bitte: Hilf mir, mein Leben als Geschenk zu erkennen und zu leben.
1. Brüder und Schwestern, die heimgegangen sind. Marta und Maria trauern um ihren Bruder Lazarus, den sie gerade verloren haben. Am vierten Tag war er nach damaliger Überzeugung mittlerweile "ganz tot", nicht mehr wiederzugewinnen. – Wenn man sich umschaut, gibt es tatsächlich fast in jeder Familie Brüder und Schwestern, die einfach "vor der Zeit" gegangen sind. Solche, die das Licht des Lebens auf Erden nie erblickt haben, solche, die durch Unfall oder Krankheit in der Mitte des Lebens jäh herausgerissen wurden, und solche, die uns lange begleitet haben, immer bei uns waren und um die wir jetzt trauern. Alle waren sie ein Stück unseres Lebens, und dass sie gegangen sind, schmerzt uns wie ein tiefer Schnitt ins eigene Fleisch. Die Sehnsucht nach einem Wiedersehen in alter Vertrautheit, in freudiger Umarmung, bleibt wach und flammt immer wieder heftig und unter Tränen auf.
2. Die Erfahrung des Todes anderer. Jeder macht Erfahrungen vom Tod anderer Menschen. Es kann uns heftig mitnehmen, wenn wir es aus unmittelbarer Nähe erleben, wenn wir sehen, wie es geschieht und welche Dramatik damit verbunden ist: Ärztebesuche, Krankenhausaufenthalte, Untersuchungen, scheinbar nutzlos verhallende Hilferufe und dann die letzte Stunde. Das erlebten in diesem Fall Marta und Maria. Häufiger aber sind wir durch die Umstände nur indirekt beteiligt, nehmen den Tod anderer nur aus einiger Entfernung wahr. So erlebten es bei Lazarus die Juden aus Jerusalem, aber auch die Apostel. Wirklich und dauerhaft betroffen macht es nur den, der den verstorbenen Menschen geliebt hat und sich treffen lässt: Christus, der physisch auf Distanz war, nicht aber geistlich.
3. Christus, die Auferstehung. Jesus sucht die mit ihm befreundete Familie auf. Er nähert sich dem Haus und den darin verbliebenen Angehörigen, geistlich und physisch. In unserer Gesellschaft wird – außer in Spielfilmen oder auf perfekt eingespielten institutionellen Bahnen – die Berührung mit dem Tod vermieden, aus Respekt und aus Angst. Jesus hingegen ist bereit, dem Tod direkt ins Antlitz zu schauen. Denn er hat den entscheidenden Kampf mit ihm aufgenommen. Auch deswegen wartet er noch ein paar Tage, ehe er sich zur Familie des Lazarus begibt: Dadurch würden alle noch klarer erkennen, dass er in diesem Fall den Tod, nicht irgendeine Krankheit besiegt hat.
Gespräch mit Christus: Herr, im Evangelium führst du diese persönlichen Gespräche mit Menschen, die in deine Lehre gehen, die inmitten der dramatischen Umstände ihres Lebens lernen, dich zu lieben und an dich zu glauben. Marta sagt: "Ich weiß, dass er auferstehen wird." Von diesem Glauben will ich mich ganz erfassen lassen, wenn wir an … denke. So kann man auf einem Schriftzug eines Friedhofstors in Italien (Nähe Neapel) lesen: "Resurrecturi" – Lateinisch für "die, die auferstehen werden".
Möglicher Vorsatz: Ich werde mir eine Zeit nehmen, um für meine verstorbenen Verwandten zu beten. Und für Verstorbene, für die sonst keiner betet.