Samstag,
19. Oktober 2019
Heilige Planlosigkeit
Samstag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hll. Johannes de Brébeuf und Isaak Jogues und
Gefährten, Märtyrer
Hl. Paul vom Kreuz, Priester, Ordensgründer
Beate Scheilen
Lk 12,8-12
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich sage euch: Wer sich vor den Menschen
zu mir bekennt, zu dem wird sich auch der Menschensohn vor den Engeln Gottes bekennen. Wer mich aber vor den
Menschen verleugnet, der wird auch vor den Engeln Gottes verleugnet werden. Jedem, der etwas gegen den
Menschensohn sagt, wird vergeben werden; wer aber den Heiligen Geist lästert, dem wird nicht vergeben. Wenn
man euch vor die Gerichte der Synagogen und vor die Herrscher und Machthaber schleppt, dann macht euch keine
Sorgen, wie ihr euch verteidigen oder was ihr sagen sollt. Denn der Heilige Geist wird euch in der gleichen
Stunde eingeben, was ihr sagen müsst.
Einführendes Gebet: Jesus, ich möchte diese Zeit ganz bewusst an deinem Herzen verbringen. Du bittest unaufhörlich um die Liebe jedes Menschen; ich möchte dir heute meine Liebe geben.
Bitte: Herr, schenke mir Aufmerksamkeit für die Botschaft, die du heute für mich ganz persönlich hast.
1. Christsein ist kein Versteckspiel. Jesus macht es einem nicht leicht. Er scheint sich nämlich immer mal wieder selbst zu widersprechen. Kaum hat man die Stelle beherzigt, wo er vor der Zurschaustellung beim Beten warnt ("Wenn du betest, geh in deine Kammer"), wird man nun aufgefordert, sich vor anderen Menschen zu Jesus zu bekennen. Christ sein, ohne dass es jemand merkt, ist zwar bequem und stört niemanden, aber es ist wohl doch nicht ganz das, was Jesus sich vorstellt. Im Gegenteil: Nur wer öffentlich zu Jesus steht, darf damit rechnen, dass Jesus sich am Ende auch zu ihm bekennt. Von Ausnahmen ist keine Rede. Auch wenn mir das Bekenntnis Nachteile bringen kann, soll ich meine Beziehung zu Jesus nicht verstecken. Was das im Zweifelsfall bedeutet, davon können viele Christen im Nahen Osten, in Nordkorea oder in der ehemaligen Sowjetunion einiges erzählen.
2. Ein unglaubliches Versprechen. Jesus verlangt viel, aber er hilft auch dabei. Seine Jünger werden vor den Gerichten, Herrschern und Machthabern dieser Welt nicht alleine und reduziert auf ihre menschlichen Möglichkeiten dastehen. Weil Jesus ihnen für solche Fälle seinen Beistand verspricht, brauchen sie sich vorab keine klugen Reden zurechtzulegen. "In der gleichen Stunde", also just wenn sie benötigt werden, wird der Heilige Geist den Anhängern Jesu die Worte eingeben, die sie ihren Gegnern erwidern sollen, unabhängig von ihrem Bildungsniveau und ihren rednerischen Fähigkeiten. Diese Aufforderung zu einer Art "heiliger Planlosigkeit" ist schon atemberaubend! In Deutschland kommt man zwar für den Glauben (noch) nicht ins Gefängnis, aber die eine oder andere unangenehme Situation kann es schon mal geben. Wie wäre es, wenn wir auch da dieses Versprechen unseres Herrn ernst nehmen würden?
3. Das Geheimnis der Freiheit. Warum macht Jesus nun einen Unterschied zwischen der Zustimmung zu ihm als "Menschensohn" und dem Heiligen Geist? Wer etwas gegen Jesus sagt, dem kann vergeben werden – wer den Heiligen Geist lästert, kann keine Vergebung erhalten. Ist Jesus demnach weniger wichtig? Wohl kaum. Vielleicht kann man es so sehen: In Jesus hat Gott sich bewusst zum "Diener" gemacht und hat dabei auch riskiert, nicht ernst genommen zu werden, weil viele Leute nur das menschliche Äußere und die eher einfache Herkunft Jesu gesehen haben. Ihn nicht als Gott anzuerkennen, wäre somit verzeihlich. Wer sich allerdings direkt gegen den Geist Gottes wendet, wohl wissend, mit wem er es zu tun hat, der will bewusst eine Anti-Haltung einnehmen. Er kann keine Vergebung erhalten, weil er keine will – nicht, weil Gott sie nicht geben würde! Hier stehen wir wieder vor dem Geheimnis der Freiheit, die Gott uns Menschen zugesteht. Sie kann so schreckliche Konsequenzen haben, dass man sich manchmal fast wünschen würde, Gott würde uns ein wenig zu unserem Glück zwingen. Aber damit wäre die Liebe am Ende…
Gespräch mit Christus: Jesus, mein oberstes Ziel soll ab heute die Herzensgemeinschaft mit dir sein! Von da aus werden sich alle schwierigen Situationen viel einfacher klären, als wenn ich alleine damit fertig werden wollte.
Vorsatz: Heute will ich mich bewusst zu Jesus bekennen – und wenn es nur um eine Kleinigkeit geht.