Donnerstag,
3. Oktober 2019
Gesandte Gottes
Donnerstag der sechsundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Die beiden Ewalde, Glaubensboten, Märtyrer
Br. Michael Hemm LC
Lk 10,1-12
In jener Zeit suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit voraus
in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber
es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. Geht! Ich
sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine
Schuhe! Grüßt niemand unterwegs! Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus! Und
wenn dort ein Mann des Friedens wohnt, wird der Friede, den ihr ihm wünscht, auf ihm ruhen; andernfalls wird
er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet,
hat ein Recht auf seinen Lohn. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes! Wenn ihr in eine Stadt kommt und
man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten:
Das Reich Gottes ist euch nahe. Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, in der man euch nicht aufnimmt, dann
stellt euch auf die Straße und ruft: Selbst den Staub eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir
euch zurück; doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe. Ich sage euch: Sodom wird es an jenem Tag
nicht so schlimm ergehen wie dieser Stadt.
Einführendes Gebet: Jesus, ich bereite mich heute auf die Begegnung mit dir vor, indem ich mich bemühe, die Ohren meines Herzens zu öffnen, und meinen Glauben daran erneuere, dass du jetzt zu mir sprechen wirst. Ich will nicht nur darauf achten, was ich dir sagen will, sondern vor allem darauf, was du mir zu sagen hast. Denn du gibst mir einen Auftrag.
Bitte: Jesus, lass mich meine Sendung erkennen und mich dafür begeistern!
1. Zweiundsiebzig andere. Jesus sendet nicht nur die zwölf Apostel aus (vgl. Lk 9), sondern schickt auch noch zweiundsiebzig weitere Jünger in die Dörfer, die er selbst noch besuchen möchte. Jesus beschränkt die Sendung also nicht nur auf die Zwölf, sondern weitet sie auf uns alle aus. Wir sind alle dazu gerufen, Christus in die Welt zu tragen, an all die Orte, wohin er selbst noch gehen will. Manch einer von uns wird sich dazu nicht imstande fühlen. Viele werden sagen: "Das liegt mir nicht." Doch Jesus schickt uns vor sich her. Wir müssen nur den Weg bereiten. Es geht nicht darum, aus eigenen Kräften Wunder zu wirken, sondern für Jesus die Netze auszuwerfen. Er bittet uns immer nur darum, Dinge zu tun, die wir auch können: jemanden ansprechen, etwas organisieren, jemanden besuchen… Er selbst wirkt dann die Wunder in den Herzen.
2. Wozu braucht Gott Mittler? Gott wählt Menschen aus, um selbst zu anderen Menschen zu kommen. Aber wäre es nicht viel leichter, wenn er sich allen persönlich und direkt zeigen würde, ohne Menschen als Werkzeuge zu benutzen, die doch nur schwach und fehlerhaft sind? Ein Teil der Antwort ist, dass Gott uns – seine Apostel – an seinem Leben teilhaben lassen will. Er möchte uns teilhaben lassen an seinen Sehnsüchten, seiner Gesinnung, seinen Wünschen, seinen Träumen. Er möchte, dass wir uns das alles zu eigen machen. Dazu ist er Mensch geworden, damit wir ihm ähnlich sein können. Wir können also an Jesus, am göttlichen Leben teilhaben, und er möchte uns von innen heraus in sich umwandeln. Und einer seiner größten Träume, den er auch in unser Herz pflanzen will, besteht darin, alle Menschen zu sich zu führen und mit ihnen in Freundschaft zu leben. Das ist die Erlösung, der Himmel. Apostel sein heißt also nicht in erster Linie, ein äußeres Werk zu tun, sondern wie Jesus zu fühlen, zu denken, zu wollen und zu wünschen: entsprechend seiner großen Sehnsucht nach den Menschen.
3. Die Botschaft. Die Botschaft der zweiundsiebzig Jünger lautet: Das Reich Gottes ist euch nahe. Papst Benedikt erklärt in seinem Buch "Jesus von Nazareth", dass das zugrundeliegende hebräische Wort "malkut" nicht so sehr "Reich", sondern "Herrschaft" oder "Regentschaft" Gottes bedeutet. Es geht um ein Handeln Gottes; Gott übt seine Herrschaft aus. Das wird auch an den Wundern deutlich: "Heilt die Kranken", fordert Jesus die Jünger auf. Und an einer anderen Stelle gibt er ihnen sogar die Macht, Dämonen auszutreiben. Der Mensch wird mit der Ankunft Jesu aus der Sklaverei der Sünde, des Teufels und des Todes befreit. Gott übernimmt die Herrschaft. In Jesus ist das Reich Gottes da. In Jesus ist Gott selber da.
Gespräch mit Christus: Herr, ich höre dein Wort: "Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter." Ich höre dein Wort an den Propheten Jesaja: "Wen soll ich senden? Wer wird für uns gehen?" Und mit dem Propheten antworte ich dir: "Hier bin ich, sende mich!" (Jes 6,8) Ich danke dir für meine Sendung. Danke, dass du immer bei mir bist und mich führst. Denn ohne dich vermag ich nichts.
Vorsatz: Ich werde heute bewusst jemandem als Gesandter Gottes begegnen: mit einem Akt der Nächstenliebe, einem verständnisvollen Wort, einem Wort über Gott, mit meinem gelebten Glaubenszeugnis…