Samstag,
14. September 2019
So sehr hat Gott die Welt geliebt
Samstag der dreiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Kreuzerhöhung
Br. Benoît Terrenoir LC
Joh 3,13-17
In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodémus: Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen
außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist, der Menschensohn.
Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat,
so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat. Denn Gott hat die
Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren
geht, sondern ewiges Leben hat.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch
ihn gerettet wird.
Einführendes Gebet: Herr Jesus Christus, wie Nikodemus komme ich heimlich zu dir, um dir zu erzählen, was mir am wichtigsten ist. Ich weiß, dass du Antworten auf alles hast, aber hilf mir, dir die richtigen Fragen zu stellen. Hilf mir besonders, deine Liebe zu mir zu erfahren! Heilige Jungfrau Maria, lass mich jedes Mal die Liebe deines Sohnes mehr und mehr erfahren!
Bitte: Herr Jesus Christus, lass mich deine Liebe jeden Tag mehr erfahren!
1. Nicht nur Dekoration. Heute feiern wir das Fest der Kreuzerhöhung. Seit meiner Kindheit bin ich daran gewöhnt, das Kreuz überall zu sehen. Es hängt an der Wand meines Zimmers, ich sehe es entlang der Straßen, ich kann es an meiner Halskette tragen, viele Vereine benutzen es als Symbol ... Es ist in meinem täglichen Leben so anwesend, dass ich dafür abstumpfen kann. Es kann mir genauso passieren wie Nikodemus: Nikodemus hatte mit Sicherheit die Geschichte der ehernen Schlange hundertmal gelesen und gehört. Diese Schlange war von Mose auf Gottes Befehl geschmiedet worden, um der Invasion giftiger Schlangen ein Ende zu bereiten. Diese drohten, die Hebräer auszurotten, bevor sie ins Gelobte Land kommen konnten. Diese eherne Schlange ist das Zeichen der unglaublichen Liebe Gottes, der sein Volk trotz dessen Untreue rettet. Für Nikodemus aber war dieser Bericht eine unerklärliche Anekdote geworden. Und wie steht es mit mir? Ist das Kreuz für mich ein bloßes Dekorationselement geworden? Begegne ich dem Kreuz mit Routine?
2. Ein besonderer Schnappschuss. Unter den Bildern, die wir zu Hause aufbewahren und oft anschauen, sind einige, die uns an die wichtigsten Momente unseres Lebens erinnern: als ich geboren wurde, als ich einen Wettbewerb gewann, als ich meinen Abschluss machte, als ich meine Frau bzw. meinen Mann kennenlernte, als ich heiratete, als unser erstes Kind geboren wurde... Jedes dieser Fotos kann eine Menge guter Erinnerungen in mir aufkommen lassen. Und genauso ist das Kreuz. Es ist nämlich eine Momentaufnahme des wichtigsten Augenblicks meines ganzen Lebens. Obwohl Christus vor fast 2000 Jahren gestorben ist, ist er für mich gestorben. Er hat an mich gedacht, als er seinen Geist in die Händen des Vaters befahl. Um mich vor dem ewigen Tod zu retten, ließ er sich kreuzigen. Hätte er sein Leben für mich nicht hingegeben, dann wäre mein Leben ohne Hoffnung. Deshalb kann ich jedes Mal, wenn mein Blick auf das Kreuz fällt, an die unermessliche Liebe Gottes denken, der seinen Sohn in die Welt gesandt hat, damit die Welt durch ihn gerettet wird.
3. Schuldschein oder Blankoscheck? Ein weiteres Hindernis, das mich davon abhalten kann, die Liebe Gottes durch einen Blick auf das Kreuz zu entdecken, ist die Angst. Angesichts all dessen, was Christus für mich gelitten hat, kann ich Angst davor haben, dass er dafür von mir einiges zurückverlangen könnte. Als ob Gott ein pingeliger Kaufmann wäre, dessen Tod am Kreuz eine Rechnung wäre, die ich zu begleichen hätte. Diese Sichtweise ist zutiefst falsch. Das Kreuz ist kein Schuldschein. Es ist kein Vorwurf. Christus starb aus freien Stücken für mich, ohne mich um etwas zu bitten, ohne etwas von mir zu fordern. Das Kreuz ist ein reiner Akt der Liebe. Aber wieso verbindet mich in diesem Fall das Kreuz mit Christus? Was hat es mit mir zu tun? Die Antwort werde ich nur in seiner stillen Betrachtung finden. Und diese Betrachtung wird mir vor allem eine Frucht bringen: die Erfahrung, dass Gott mich liebt. Es ist wichtig, mir für diese Erfahrung viel Zeit zu lassen, damit sie in mir wachsen und sich festigen kann. Und nur dann werde ich die Einladung verstehen, die mir Christus durch das Kreuz ausspricht: "Mich dürstet! Ich dürste nach deiner Liebe"! Und nur dann werde ich dazu bereit sein, der unendlichen Liebe Christi mit Liebe zu entsprechen, ohne Angst, ohne mich ihr zwangsverpflichtet zu fühlen.
Gespräch mit Christus: Herr, an diesem Fest der Kreuzerhöhung bitte ich dich demütig, dich so tief betrachten zu dürfen, dass ich nicht umhin kann, dich zu lieben! Und hilf mir, dich so sehr zu lieben, dass ich nicht umhin kann, dir zu folgen! Maria, du hast deinen Sohn am Kreuz sterben sehen, gib mir deine Augen, gib mir deinen Blick, damit ich mich von deinem Sohn unendlich geliebt fühle!
Vorsatz: Heute werde ich mir reichlich Zeit nehmen, um das Kreuz zu betrachten.