Montag,
18. Februar 2019
Wunder auf Bestellung
Montag der sechsten Woche im Jahreskreis
Beate Scheilen
Mk 8,11-13
In jener Zeit kamen die Pharisäer und begannen ein Streitgespräch mit Jesus; sie
forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel, um ihn auf die Probe zu stellen. Da seufzte er tief auf und sagte:
Was fordert diese Generation ein Zeichen? Amen, das sage ich euch: Dieser Generation wird niemals ein
Zeichen gegeben werden. Und er verließ sie, stieg in das Boot und fuhr ans andere Ufer.
Einführendes Gebet: Jesus, ich will mich jetzt für eine kurze Zeit von meinen vielen Beschäftigungen lösen und in deine Nähe kommen. Ich möchte dir meine Freuden und Sorgen bringen und an den deinen teilhaben. In deinem Evangelium will ich die Kraftquelle für mein Leben finden.
Bitte: Bitte hilf mir, dass ich mit deinem Herzen die innere Haltung sehen kann, die dich zum Aufseufzen brachte.
1. Die vorgetäuschte Echtheits-Probe. Man sollte meinen, Jesus habe schon ausreichend Wunder gewirkt, um alle von seiner göttlichen Vollmacht zu überzeugen. Was wollen die Pharisäer, die hier offenbar als eine Art Untersuchungsausschuss anrücken, denn eigentlich noch? Nun ja, Jesus hält sich nicht an die Speisegebote, bricht die Sabbatruhe, vergibt sogar Sünden… welcher Geist wirkt in diesem Menschen? Die religiösen Autoritäten Israels haben ein berechtigtes Interesse daran, das herauszufinden. Darum verlangen sie ein himmlisches Wunder "auf Bestellung", als Probe für die Echtheit des Anspruchs, mit dem Jesus auftritt. Dabei handeln sie aber nicht eben fair. Schauen wir ins AT und lesen Deuteronomium 13, 1-6. Dort wird der Fall geschildert, dass ein Prophet auftritt, Zeichen und Wunder tut – und gleichzeitig zum Abfall von Gott und seinen Geboten aufruft. Was Jesus nach ihrer Ansicht ja offenkundig tut. Also: Wenn Jesus kein "Zeichen vom Himmel" erhält, hat er sich eben klar disqualifiziert. Wenn ein Zeichen kommt, werden die Pharisäer ihn trotzdem nicht anerkennen, denn laut der o.g. Schriftstelle ist so etwas lediglich ein Trick, den ein falscher Prophet anwendet, um Israel zum Götzendienst zu verführen. Was dann zu tun ist, steht in Dtn 13,6: "Jener Prophet… soll getötet werden… So sollst du das Böse aus deiner Mitte austilgen."
2. Mit Jesus spielt man nicht. Das ist der Plan, den sie jetzt schon für Jesus vorbereitet haben. Er ist gekommen, um Israel zu retten – und sie identifizieren ihm mit "dem Bösen". Egal was er tut, ihr Urteil ist schon gefällt. Sie geben lediglich vor, gesprächsbereit zu sein; in Wirklichkeit werden sie Jesus niemals Vertrauen schenken. Jesus bewahrt seine Souveränität, indem er sich diesem "Ermittlungsverfahren" entzieht. Glaubensbereitschaft findet Jesus beim einfachen Volk, zum Teil sogar bei den Heiden, aber nicht bei den Priestern und Schriftgelehrten. Darum bricht er diese Farce ab, erklärt, "diese Generation" (eine Anspielung auf das untreue Israel zu Moses‘ Zeiten) werde niemals ein Zeichen bekommen – lässt die Fragesteller stehen und fährt weg. Der gleiche Jesus, der niemanden fortschickt, der ernsthaft um Hilfe bittet, weist diese Bitte konsequent ab. ER ist der Herr, und er lässt nicht mit sich spielen! Wo Menschen nicht glauben wollen, zieht er sich zurück.
3. Heute macht man das so… Die heutige Variante geht ungefähr so: "Ich würde ja an Gott glauben, wenn… man seine Existenz beweisen könnte, es kein Leid auf der Welt gäbe, die Kirche so arm wäre wie vor 2000 Jahren, die Christen sich endlich mal wie Christen benehmen würden usw. – Sicher soll man nicht unbesehen alles glauben, und ja, es fehlt uns Christen insgesamt noch viel zur Heiligkeit. Es gibt auch viele ernstzunehmende Fragen an den Glauben. Aber ich vermute inzwischen, dass die o.g. Sätze oft nur als Ausrede benutzt werden, um sich nicht mit der Botschaft Jesu und dem Anspruch Gottes an die eigene Lebensführung auseinandersetzen zu müssen. Da hilft es auch nichts, wenn man dem Gegenüber vom scholastischen Gottesbeweis bis zu Mutter Teresa alles anbietet, um ihn oder sie von der Wahrheit des Evangeliums zu überzeugen. Das nützt nichts, oder wird sogar als Übergriff empfunden. In solchen Fällen sollten wir es lieber machen wie Jesus: Einfach weggehen – und lieber für die Betreffenden beten, als weiter zu diskutieren.
Gespräch mit Christus: Jesus, wie weh muss es dir getan haben, so behandelt zu werden! Aber du lässt auch denen, die in die Irre gehen, ihre Freiheit. Du drängst weder die Wahrheit auf, noch biederst du dich jemandem an. Hilf mir, dies auch in meiner eigenen apostolischen Tätigkeit zu beherzigen.
Möglicher Vorsatz: Diese Woche werde ich darüber nachdenken, auf welche Weise ich mit Menschen, die dem Glauben fernstehen, über diesen spreche. Wenn ich mich das gar nicht traue, bitte ich Jesus um Mut. Wenn ich zu denen gehöre, die von sich selbst etwas zu sehr überzeugt sind, bitte ich Jesus um Demut. Und um den Heiligen Geist beim nächsten Gespräch können wir alle bitten.