Freitag,
24. August 2018
Gottes Schwäche für das Kleine
Hl. Apostel Bartholomäus
Fest
Hl. Isolde OSB
Hl. Jeanne-Antide Thouret,
Ordensgründerin
Hl. Karl von Borango SJ
P. Klaus Einsle LC
Joh 1,45-51
In jener Zeit traf Philippus Natanaël und sagte zu ihm: Wir haben den gefunden, über
den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus aus Nazaret, den Sohn Josefs. Da sagte
Natanaël zu ihm: Aus Nazaret? Kann von dort etwas Gutes kommen? Philippus antwortete: Komm und sieh! Jesus
sah Natanaël auf sich zukommen und sagte über ihn: Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit.
Natanaël fragte ihn: Woher kennst du mich? Jesus antwortete ihm: Schon bevor dich Philippus rief, habe ich
dich unter dem Feigenbaum gesehen. Natanaël antwortete ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der
König von Israel! Jesus antwortete ihm: Du glaubst, weil ich dir sagte, dass ich dich unter dem Feigenbaum
sah? Du wirst noch Größeres sehen. Und er sprach zu ihm: Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel
geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn.
Einführendes Gebet: Ich danke dir, mein Gott, weil… (beginne das Gebet mit zwei Minuten des Dankes)
Bitte: Sende mir heute deinen Geist und schenke mir Bescheidenheit.
1. Nazaret. Nazaret war das, was man landläufig als Kaff bezeichnen würde (das deutsche Wort "Kaff" kommt übrigens vom jüdischen Wort "kefar", was nichts anderes als "Dorf" bedeutet). Es war ein winziges Dörflein in Galiläa. Dort wohnten ein paar Familien mit Großeltern, Eltern und Kindern, so wie es zu dieser Zeit üblich war. Das Dorf spielte keine Rolle im damaligen geschichtlichen Geschehen und wird in keinem damaligen Zeitdokument erwähnt. Ein Kaff also. Von daher erklärt sich die Frage von Natanaël: "Kann aus Nazaret etwas Gutes kommen?"Gott scheint jedoch gerade für das Kleine und Unbedeutende eine Vorliebe zu haben. Warum eigentlich? – Damit niemand sich rühmen und sich selbst das Verdienst zuschreiben kann. Denken wir an den kleinen David, den jüngsten und unbedeutendsten der acht Söhne Isais; denken wir an den jungen Propheten Jeremia; an die kleine Maria aus Nazaret; an die kleine ungebildete Bernadette von Lourdes oder die kaum zehnjährigen Kinder von Fatima. – Kleinheit ist für Gottes Wirken kein Hindernis.
2. Komm und sieh! Die schönste Art, anderen etwas vom Evangelium mitzuteilen, ist durch Erfahrung: Natanaël wollte Philippus nicht glauben und er zweifelte. Da fiel Philippus nichts anderes ein, als zu sagen "Na, schau es dir selber an und dann entscheide." Das "Kommen und Sehen" ist so wichtig, damit wir im Glauben Fortschritte machen.Zwei Fragen:-Was sehen Menschen, die nicht glauben, in dir? Würden sie durch dein Verhalten aufgeweckt und Interesse an Gott und dem Glauben zeigen? Würden sie eine Erfahrung machen? Was müsste sich bei dir ändern oder verbessern, damit das geschieht?-Wann hast du das letzte Mal eine Erfahrung von Gott gemacht? Lebendig und echt, so dass sie dich weiter gebracht hat? Lässt du es zu? Suchst du danach? Ehrlich und schlicht und in deiner stillen Kammer?
3. Ein echter Israelit. Die Worte, die Jesus zu Natanaël spricht, treffen ihn zutiefst. Innerhalb weniger Augenblicke bricht aus ihm dieses große Glaubensbekenntnis hervor: "Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel!" Mit wenigen Worten zeigt Jesus diesem frühen Jünger, wie gut er ihn kennt. Und der spürt es: Dieser Mensch, dieser Jesus, erkennt mich durch und durch. Er kennt die Tiefe meiner Seele; er weiß, wie ich bin (ein Israelit ohne Falsch), er kennt meine Geschichte (der Feigenbaum).Jesus kennt uns ganz tief. Vor ihm wollen und sollen wir nichts verbergen. Jesus kennt und liebt. Diese Kombination ist so wichtig.Denn nur Kennen kann auch sehr gefährlich sein und missbraucht werden. Nur Lieben kann sehr oberflächlich und unbeständig sein. Aber kennen und lieben – das hat Natanaël bei Jesus erfahren. Und du: Weißt du dich ganz von Gott gekannt, mit allem Licht und Schatten, mit allen Ängsten und Freuden, mit allem, was du bist? Und so geliebt, wie du bist?
Gespräch mit Christus: Guter Jesus, dir ist das Kleine und das Schwache nicht fremd. Daher kann ich auch das Schwache in mir vor dir öffnen und dir anvertrauen. Ich will dir heute einmal in aller Offenheit von mir und meinen Sorgen erzählen… (offenbare Jesus im Gebet die tiefsten Tiefen deiner Seele, die vielleicht niemand kennt außer dir allein).
Möglicher Vorsatz: Ich will heute bewusst bescheiden sein und nicht glänzen oder ankommen wollen, sondern einfach und schlicht dienen.