Dienstag,
5. Juni 2018
Ein unglaubliches Angebot
Hl. Bonifatius, Apostel der Deutschen
Fest
Hl. Hildebrand und Reginald
Hl. Meinwerk von
Paderborn, Bischof
Beate Scheilen
Joh 15,14-16a.18-20
In jenen Tagen sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr seid meine Freunde, wenn ihr
tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr
tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater
gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch
aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Wenn die Welt euch hasst, dann wisst, dass sie mich
schon vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt stammen würdet, würde die Welt euch als ihr Eigentum
lieben. Aber weil ihr nicht von der Welt stammt, sondern weil ich euch aus der Welt erwählt habe, darum
hasst euch die Welt. Denkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr.
Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie an meinem Wort festgehalten haben,
werden sie auch an eurem Wort festhalten.
Einführendes Gebet: Jesus, ich möchte diese Zeit ganz bewusst an deinem Herzen verbringen. Du bittest unaufhörlich um die Liebe jedes Menschen; ich möchte dir heute meine Liebe geben.
Bitte: Herr, schenke mir Aufmerksamkeit für die Botschaft, die du heute für mich ganz persönlich hast.
1. Freunde teilen ihr Herz. Hier sind wir im Kern dessen, was der christliche Glaube an radikal Neuem bringt! Weder im Judentum noch im Islam ist Gott der Freund des Menschen. Er ist der Herr, der ganz Erhabene, vor dem der Mensch nur "Knecht" oder "Sklave" ist. Zur Zeit Jesu wusste jeder, was ein Sklave ist – eine rechtlose Person, die die Anweisungen ihres Herren ausführt, ohne zu wissen warum. Erklärung: Der Sklave "weiß nicht, was sein Herr tut". Ein Freund hingegen genießt Vertrauen, ihm öffnet der Herr sein Herz. Der Unterschied könnte größer nicht sein! Begreifen wir überhaupt, wie unglaublich dieses Angebot vonseiten Gottes ist? Bedenkt man den seinsmäßigen Unterschied zwischen Gott und uns, dann ist der Status des Knechts für den Menschen viel naheliegender. Freund Gottes zu sein – wer kann das aus sich selbst heraus verlangen oder auch nur wünschen? Und trotzdem sagt Jesus: "Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage." Wir sollen schon etwas tun – aber nicht in der Haltung eines unwissenden Befehlsempfängers! Jesus öffnet uns sein Herz – und er wünscht sich Freunde, denen sein Auftrag wichtig ist, die alles daran setzen, die Herzenswünsche ihres göttlichen Freundes zu erfüllen.
2. Setzt euch in Bewegung! Jesus sagt uns ganz klar, dass er es ist, der das Heft in der Hand hat. Nicht wir haben uns Jesus ausgesucht – womöglich aus einer Vielzahl von gleichwertigen religiösen Angeboten –, sondern die Initiative geht stets von ihm aus! Und er hat dabei ein Ziel vor Augen: dass wir Frucht bringen, und zwar dauerhafte Frucht. Was ist damit gemeint? "Dauerhaft" sind Handlungen, die uns und anderen das ewige Leben bringen, das Jesus uns schenken will. "Alles, was aus Liebe geschieht, gelangt mit Christus zur Auferstehung", habe ich vor einiger Zeit auf dem Sarkophag eines Bischofs gelesen. Und wie kommen wir dazu, Früchte zu bringen? Es gibt da ein kleines, aber wichtiges Wort, über das wir vielleicht meist hinweg lesen: "… dass ihr euch aufmacht…". Durch unsere bloße Existenz allein sind wir zwar geliebt, bringen aber noch nicht die gewünschte Frucht hervor! Es geht darum, dass wir uns in Bewegung setzen und etwas tun – und es scheint nicht so zu sein, dass wir uns aussuchen können, ob wir das möchten. Jesus sagt klar: "Ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr Frucht bringt." So wie ein Auto zum Fahren bestimmt ist, so ist ein Christ zur geistigen Fruchtbarkeit bestimmt. Ansonsten verfehlt er seinen Daseinszweck. Aber Achtung: "Frucht" sind nicht nur große Werke – jedes Gebet, jede kleine Tat für meinen Mitmenschen, alles was ich entsprechend meiner Möglichkeiten und in einer Haltung der Liebe tue, ist eine Frucht, die Jesus erfreut.
3. Ein verbreiteter Irrtum. "Wenn ich nur ein besserer Christ wäre, wenn mein Leben dem Leben Christi ähnlicher wäre – dann wäre ich viel liebenswerter und viel mehr Leute würden mich mögen." So denken vermutlich viele gläubige Menschen. Aber stimmt das wirklich? Klar – Christus ähnlich werden, das ist unser großes Ziel. Aber sollen wir das anstreben, um uns beliebt zu machen? Wird das überhaupt funktionieren? Jesus Christus war der vollkommene Mensch – aber auch er war nicht bei allen beliebt. Im Gegenteil: Durch seine konsequente Liebe zur Wahrheit hat er sich bei maßgeblichen Leuten sehr unbeliebt gemacht. Rechnen wir also nicht damit, dass echtes Christsein uns Scharen von Freunden schenken wird! Es könnte eher passieren, dass es im Ernstfall ziemlich einsam um uns herum wird. Jesus spricht sogar davon, dass "die Welt" die Jünger hassen wird, die er erwählt hat. Was allerdings kein Freibrief dafür ist, sich seltsam zu benehmen und berechtigte Kritik dann mit den Worten abzuschmettern: "Wer fromm ist, erweckt halt Anstoß, das hat schon Jesus gesagt." Wenn wir angegriffen werden, machen wir doch erst einmal einen Faktencheck: Gilt die Anfeindung meiner Liebe zu Jesus – oder sind es nur meine eigenen Schrullen, über die sich andere aufregen? Eine ehrliche Antwort auf diese Frage kann in manchen Situationen viel Druck aus dem Kessel holen…
Gespräch mit Christus: Jesus, mein oberstes Ziel soll ab heute die Herzensgemeinschaft mit dir sein! Von da aus werden sich alle Fragen nach fruchtbringendem Apostolat und Umgang mit Kritik viel einfacher klären, als wenn ich sie alleine beantworten möchte.
Möglicher Vorsatz: Heute will ich mich bewusst in Bewegung setzen, um etwas für Jesus zu tun – und wenn es nur eine Kleinigkeit ist.