Mittwoch,
2. Mai 2018
"Der wahre Weinstock" – oder: "Liebe bindet sich"
Gedenktag
Hl. Athanasius von Alexandrien, Kirchenlehrer
Hl. Sigismund
Hl. Boris
Hl.
Zoë, Märtyrerin
P. Thomas Fox LC
Joh 15,1-8
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin der wahre Weinstock, und mein
Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht
bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt
habe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur,
wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin
der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn
getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und
er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und wenn
meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird
dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.
Einführendes Gebet: Herr, binde mich an dich! Mit Banden, die kein Geschöpf, kein Mensch, kein Engel und keine Versuchung lösen kann. Ja, binde mich an dich! Ich will diesen Bund, so wie du ihn gewollt hast. Mit der gleichen Tiefe und Unwiderruflichkeit. Mit der gleichen Schönheit und Reinheit. Mit der gleichen Ewigkeit.
Bitte: Binde mich an dich!
1. Tiefe Verbundenheit. Die große Skulptur des auferstandenen Christus in der Audienzhalle im Vatikan wirkt wie eine bildliche Darstellung des heutigen Evangeliums: Christus ersteht zu neuem Leben und reißt alle mit sich, die mit ihm verbunden sind. Eine wahre Explosion des Lebens! Wie ein Weinstock, der geistigerweise seine Reben nach allen Seiten hin ausbreitet und an sich zieht: Keine Macht der Welt kann den Zusammenhalt zwischen Christus und den Seinen schmälern, Wucht und Kraft dieses gemeinsamen Lebens hemmen. Wenn der Herr in Herrlichkeit kommt, werden diese geheimnisvollen Bande, die uns auch heute schon mit ihm verbinden, alle offengelegt werden: Jedes Gebet, das sein Atem in uns ist; jedes Opfer, das unser Herz zerbricht und sein Blut in uns fließen lässt; jede gute Tat, die nichts anderes als sein Wirken in uns ermöglicht.
2. Die Grundlage unserer Hoffnung. Was uns am tiefsten mit Christus verbindet und verbinden wird, sind seine Sakramente – wenn wir sie würdig empfangen. Denn er selbst handelt in ihnen. Durch sie reicht er bis auf den Grund unserer Seele hinab, schenkt uns Sein von seinem Sein, taucht uns ein in sein Sein. Denn in den Sakramenten sind wir mehr Empfänger als Handelnde. Handelnder ist Gott. Schlicht und einfach beschenkt stehen wir da, als Sünder, Bettler, Lahme, Kranke – vor seiner unermesslichen Güte, mit der er uns erfüllt. Denken wir nur an die Beichte und daran, wie viele Male er uns dies und jenes verziehen hat. Jede, in wahrer Reue vor ihm bekannte Schuld wird zu einem mächtigen Band, das uns tief mit ihm verbindet. Seine Liebe ist wahrhaft erlösend. Sie ist wahr und wunderbar. Wer sie erfährt, kann sie niemals vergessen.
3. Seine Hingabe weckt in uns die Antwort der Liebe. Unter beiden eucharistischen Gestalten, Brot und Wein, ist der Herr bei uns geblieben. – Die Bitte der Emmausjünger: "Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden." ist damit erfüllt und sein Versprechen eingelöst: "Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt." Und damit in uns der eucharistische Hunger wächst, sagt er: "Ich bin das Brot des Lebens", "Nehmet und esset alle davon." Und in Bezug auf den Wein: "Ich bin der wahre Weinstock", "Nehmet und trinket alle davon". Unsere tiefe Verbundenheit mit ihm sollen wir im Glauben an die Kraft seines Leibes und Blutes verankern, durch die er in uns lebt. Für uns, seine Freunde, tritt er aufgrund dieser Einheit vor dem Vater mit unaussprechlichem Seufzen ein. Geben wir ihm immer wieder unser freies Jawort zu diesem Bund!
Gespräch mit Christus: Herr, in Stille bewundere ich deine Schönheit und verborgene Macht. Du hast uns zusammengefügt, uns miteinander verschmolzen. Die Einheit, die du schenkst, verwandelt uns. Unsere Individualität bleibt erhalten, doch wir sind transparent geworden: Du scheinst in allem hindurch, weil du in uns die Herrschaft übernimmst. Dein Reich komme!
Möglicher Vorsatz: Ich werde heute durch kleine Stoßgebete meine Verbundenheit mit Christus immer wieder erneuern: Herr, bleibe in mir! Herr, bleibe in uns!