Samstag,
30. Dezember 2017
Außer-Gewöhnliche Gottesbegegnungen
6. Tag der Weihnachtsoktav
Hl. Felix I, Papst
Hl. Sabinus, Märtyrer
Hl. Germar OSB, Abt
Mathias Reimer
Lk 2,36-40
In jener Zeit lebte eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Pénuëls, aus dem Stamm
Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann
gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente
Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über
das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Als seine Eltern alles getan hatten, was das
Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran
und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm.
Einführendes Gebet: Jesus, ich möchte mich ganz in deine Gegenwart versetzen. Du bist jetzt hier und schenkst mir die Möglichkeit, dir zu begegnen.
Bitte: Komm in mein Leben, Herr! Schenke mir eine tiefe, persönliche, Erfahrung von dir.
1. Fasten und Beten als Gottesdienst. In Hanna haben wir ein weiteres Beispiel eines Menschen, der mit seinem ganzen Leben Gott dient. Beeindruckend ist in ihrem Gottesdienst nicht nur die Zeit, die sie ihm widmet. Interessant ist auch die Art und Weise: durch Fasten und Beten. Das mag zunächst ganz unauffällig klingen, aber Jesus misst dem Fasten und Beten später im Evangelium eine große Stärke zu (vgl. Mk 9,29; Mt 17,21). Wie sehr pflege ich diese beiden Arten des Gottesdienstes? Das Fasten ist viel mehr als nur eine willkommene Art des Abspeckens nach der Weihnachtszeit oder eine bloße Selbstdisziplin. Das Fasten ist eine Ausrichtung unserer selbst auf das Wesentliche, auf das wirklich Wichtige hin: auf Gott selbst. Diese Beschränkung auf das Wesentliche kann auch zur Reinigung der Seele und zur Fürbitte für andere werden. Und mein Gebet? Durch das regelmäßige Gebet geben wir Gott beständig genügend Raum in unserem Leben. Durch das persönliche und intime Gebet können wir Gott preisen.
2. Über Gott sprechen. Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund. Hanna war so von Gott erfüllt, dass sie gar nicht anders konnte, als den anderen von Gott zu erzählen. Sie brannte so sehr für Gott und seine befreiende Botschaft, dass sie "allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten," in Jesus den Messias verkündete. Sie betrieb keinen Proselytismus, sondern strahlte auf andere aus und teilte ihnen die Wahrheit mit. Hanna sprach zu denen, die ein offenes Ohr für Gottes Botschaft hatten, und solche Menschen öffneten ihre Herzen. Die Worte, mit denen wir über Gott zu anderen sprechen, stoßen immer auf ein offenes oder verstecktes Verlangen nach Gott.
3. Gott im Alltag entdecken. Nicht nur Hanna hat Gott in ihrem Alltag Raum gegeben. Auch die Heilige Familie ist, wie Lukas berichtet, nach diesen besonderen Begegnungen im Tempel wieder nach Hause, nach Nazaret, zurückgekehrt und führte dort ihr "normales" Leben weiter. Das Evangelium schweigt weitgehend über diese Zeit, denn schließlich war sie ja auch alltäglich. So sehr, dass die Einwohner von Nazaret eines Tages an diesem ihnen wohlbekannten Jesus irrewerden sollten. Und dennoch heißt es in diesem einen Satz über das verborgene Leben Jesu, dass er heranwuchs, kräftig und von Weisheit erfüllt wurde und Gottes Gnade auf ihm ruhte. Wie segensreich kann unser Alltag also sein! Wie unscheinbar und doch so stetig arbeitet Gott an uns! Versetzen wir uns in den konkreten Alltag der Heiligen Familie und lernen wir von ihr; wie wir Gott im Alltag begegnen können: indem wir die gewöhnlichen Dinge mit außergewöhnlicher Liebe tun.
Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir für diese besondere Zeit des Gebets. Hilf mir, deine Gegenwart in meinem Leben zu entdecken. Stärke in mir den Willen, dir in Zukunft auch tiefer in meinem Alltag zu begegnen.
Möglicher Vorsatz: Heute möchte ich mir überlegen und aufschreiben, welche konkreten Momente in meinem Alltag ich der Begegnung mit Gott widmen will.