Mittwoch,
2. November 2016
Erlöser im großen Schmerz
Gedenktag
Allerseelen
Br. Mariano Ballestrem LC
Joh 11,17-27
In jener Zeit als Jesus in Betanien ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab
liegen. Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. Viele Juden waren zu Marta und
Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm
entgegen, Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder
nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu
ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der
Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich
glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht
sterben. Glaubst du das? Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn
Gottes, der in die Welt kommen soll.
Einführendes Gebet: Vater, ich glaube, dass du uns deinen Sohn geschickt und ihn auferweckt hast. Auf dich setze ich meine Hoffnung, auch wenn sie bisweilen so schwach ist.
Bitte: Sei du meine Hoffnung. Eine Hoffnung, die in jeden Winkel meines Alltags dringt.
1. Marta weiß, wo sie Trost findet. Marta macht sich auf den Weg. Sobald sie hört, dass Jesus kommt, läuft sie ihm entgegen. Sie lässt all die Trauergäste im Haus zurück, will sich nicht von ihnen trösten lassen. Jene sind extra gekommen um die beiden Schwestern zu trösten, aber Marta überlegt nicht lange. Sie weiß schon, dass ihr Trost Jesus ist. Wahrscheinlich kann sie das nicht logisch begründen. Vermutlich erwartet sie gar nichts Konkretes von Jesus. Aber sie will bei ihm sein. Das scheint viel wichtiger zu sein, viel tröstlicher als alles andere. Marta erinnert sich bestimmt an die anderen Male, als Jesus bei ihr zu Gast war. – Schon diese spontane Hinwendung zu Christus allein kann ein großes Beispiel für uns sein: Damit wir uns in den schweren Momenten erinnern, wo der echte Trost zu finden ist. Und dann nicht lange überlegen, sondern uns bald zu ihm aufmachen.
2. Offenheit gegenüber Jesus. Marta weiß, wo sie in schweren Momenten Zuflucht nehmen kann. Aber in dem Moment, in dem sie Jesus trifft, scheint doch eine gewisse Bitterkeit durch: "Wärest du hier gewesen…" – Jesus hätte also etwas tun können. Obwohl sie bei Jesus ist, bleibt ihr Schmerz bestehen, bleibt dieser Vorwurf, mit dem sie innerlich ringt, bestehen. Das sagt sie Jesus auch. Sie hat solches Vertrauen zu Jesus, dass sie ihm alles sagen kann. Auch dies. Und wohl aus diesem Grund folgt sofort der zweite Satz: "Aber auch jetzt weiß ich…". Ja, Herr, innerlich kämpfe ich, innerlich bedrückt mich so einiges. Aber ich weiß, dass ich dir alles sagen darf, alles was ich denke und was mich beschäftigt. In den schönen wie in den schweren Momenten.
3. Ein nächster Schritt. Die Offenheit Martas führt dann dazu, dass das Gespräch eine große Wendung nimmt. Auf einmal wird die Unterhaltung viel tiefer. Jesus offenbart ihr die Auferstehung und dadurch auch, wer er selber ist. Marta nennt ihn zum Abschluss "Messias" – ein Titel, der Jesus im Evangelium relativ selten gegeben wird, meistens eher verbunden mit der Idee, er sei ein politischer Retter – was Jesus klar ablehnt. Marta hingegen versteht Jesus ganz und gar als Sohn Gottes und als persönlichen Retter. Und das alles erkennt sie schon, obwohl sie ihren Bruder noch nicht hat auferstehen sehen. Nein, sie sagt es vorher. Es ist das Resultat ihres Gesprächs mit Jesus. Was für eine Wendung hat die Unterhaltung hier doch genommen! Was für Einsichten hat Jesus Marta vermittelt! Er konnte sie ihr vermitteln, einfach weil sie bei ihm Zuflucht gesucht hatte.
Gespräch mit Christus: Herr, mach mich bereit, mich dir ganz zu öffnen. Gib mir Mut, dir zu sagen, was ich denke, innerlich fühle. Und gib mir aber auch das Vertrauen, dir dann zuzuhören, mich von dir berühren zu lassen, mich nicht in meinen Schwierigkeiten zu verschanzen, sondern mich ganz in deine liebenden Arme fallen zu lassen.
Möglicher Vorsatz: Heute will ich mir etwas Zeit nehmen, um mit Gott alleine zu sein. Ich will still werden, um zu hören, was du mir sagen möchtest.