Donnerstag,
21. April 2016
Auserwählter, Gegenspieler und Verzweifelter
Donnerstag der vierten Woche in der Osterzeit
Hl. Konrad von Parzham, OFMCap
Hl. Anselm von
Canterbury OSB, Erzbischof
P. Georg Rota LC
Joh 13,16-20
Nachdem Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte, sprach er zu ihnen: Amen, amen,
ich sage euch: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr, und der Abgesandte ist nicht größer als der, der
ihn gesandt hat. Selig seid ihr, wenn ihr das wisst und danach handelt. Ich sage das nicht von euch allen.
Ich weiß wohl, welche ich erwählt habe, aber das Schriftwort muss sich erfüllen: Einer, der mein Brot aß,
hat mich hintergangen. Ich sage es euch schon jetzt, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschehen ist,
glaubt: Ich bin es. Amen, amen, ich sage euch: Wer einen aufnimmt, den ich sende, nimmt mich auf; wer aber
mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.
Einführendes Gebet: Herr ich trete mit demütigem Herzen vor dich hin. Ich bin es nicht wert, dass du dich zu mir herabbeugst und mir die Füße wäschst, und doch sehne ich mich danach, dass du mich berührst und meine Wunden heilst.
Bitte: Herr, lass nicht zu, dass ich jemals von dir getrennt werde.
1. Der Auserwählte. Jesus gibt uns und seinen Jüngern durch die Fußwaschung ein vielsagendes Beispiel radikaler Demut. Obwohl er der Herr und Meister ist, wollte er uns die Füße waschen, damit wir nie wieder daran zweifeln, wie sehr er uns liebt. Gleichzeitig lehrt er uns, dass wir unseren Mitmenschen nie überheblich begegnen, dass wir uns nicht für etwas "Besseres" halten, sondern unseren Nächsten dienen sollen. Die "Auserwählung" des Christen beinhaltet stets eine Berufung zum Dienen. Der Papst nennt sich "Diener der Diener Gottes", das gilt ebenso für alle anderen Geistlichen, ob sie in der Kirche oder jeweiligen Gemeinde ein Amt innehaben oder nicht. Wir sind auserwählt, um zu dienen.
2. Der Gegenspieler. Auch Judas war ein Auserwählter. Er ist Jesus anfänglich sicher mit großer Begeisterung nachgefolgt. Nach und nach hat sich in die aufrichtige Christusnachfolge auch ein Streben nach eigener Anerkennung und Bereicherung eingeschlichen. Es kam zwischen der Berufung zum Dienst und diesem egoistischen Streben zu einem frontalen Zusammenstoß: "Ich muss auch an mich denken! Ich muss mich finanziell absichern!" So wurde ein Auserwählter zum Gegenspieler. Nicht von heute auf morgen, sondern allmählich, durch eine Vergiftung mit Egoismus und Gottvergessenheit, die tröpfchenweise voranschritt.
3. Der Verzweifelte. Der Mensch, der sich von Gott entfernt, um dauerhaft nur um sich selbst zu kreisen, bewegt sich auf den Abgrund des Absurden zu. Der Mensch ist dazu bestimmt, auf ewig bei Gott zu sein. Wenn man Gott systematisch aus seinem Leben ausklammert, läuft man Gefahr, in den Abgrund der Verzweiflung zu stürzen. Dies wird auch am Beispiel des Judas deutlich, der einst als Auserwählter gelebt hat und dann durch schrittweise, egoistische Bereicherung seiner selbst zum Verräter an Christi Sache wurde. Darin hat er nicht etwa sein Glück gefunden, sondern es brachte ihm die Verzweiflung und ein trauriges Ende.
Gespräch mit Christus: O Herr, lass nicht zu, dass ich mich in meinem Leben durch eine stete Dosis stumpfer Routine von dir entferne. Nimm von mir alles, was mich von dir trennt. Reinige mein Herz und erfülle es mit dem Beispiel deiner selbstlosen Liebe.
Möglicher Vorsatz: Ich werde mich heute von einer konkreten Sache, die mich im Kleinen oder Großen von Christus entfernt, lossagen.