Donnerstag,
17. September 2015
So viel Liebe
Donnerstag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Hildegard von Bingen OSB
P. Georg Rota LC
Lk 7,36-50
In jener Zeit ging Jesus in das Haus eines Pharisäers, der ihn zum Essen eingeladen
hatte,
und legte sich zu Tisch. Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr, dass er im Haus des
Pharisäers bei Tisch war, kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl und trat von hinten an ihn
heran. Dabei weinte sie und ihre Tränen fielen auf seine Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar,
küsste sie und salbte sie mit dem Öl. Als der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, dachte er: Wenn
er wirklich ein Prophet wäre, müsste er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren lässt;
er wüsste, dass sie eine Sünderin ist. Da wandte sich Jesus an ihn und sagte: Simon, ich möchte dir etwas
sagen. Er erwiderte: Sprich, Meister! (Jesus sagte:) Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner; der eine war
ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig. Als sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, erließ er
sie beiden. Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben? Simon antwortete: Ich nehme an, der, dem er mehr
erlassen hat. Jesus sagte zu ihm: Du hast recht. Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon: Siehst
du diese Frau? Als ich in dein Haus kam, hast du mir kein Wasser zum Waschen der Füße gegeben; sie aber hat
ihre Tränen über meinen Füßen vergossen und sie mit ihrem Haar abgetrocknet. Du hast mir (zur Begrüßung)
keinen Kuss gegeben; sie aber hat mir, seit ich hier bin, unaufhörlich die Füße geküsst. Du hast mir nicht
das Haar mit Öl gesalbt; sie aber hat mir mit ihrem wohlriechenden Öl die Füße gesalbt. Deshalb sage ich
dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie (mir) so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig
vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe. Dann sagte er zu ihr: Deine Sünden sind dir vergeben. Da
dachten die anderen Gäste: Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt? Er aber sagte zu der Frau: Dein Glaube
hat dir geholfen. Geh in Frieden!
Einführendes Gebet: Herr, in Demut und Reue trete ich vor dich hin. Du kennst mich ganz und gar. Lass nicht zu, dass ich mich durch meine Sünde von dir trenne, sondern dass ich deine Nähe suche, denn du bist reich an Erbarmen.
Bitte: Stärke meinen Glauben!
1. Der Wohlgeruch der Liebe. Die stadtbekannte Sünderin tritt von hinten, ganz verschämt und demütig an Jesus heran. Sie bringt ein Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl mit. Es ist das Öl der reumütigen Liebe. Es gibt wirklich keine Sünden, die Gott uns nicht vergeben kann, wenn wir uns voll Vertrauen und Reue an ihn wenden.
2. Das Paradox der Liebe. Der Schuldner aus Jesu Gleichnis, dem mehr vergeben wurde, hegt auch eine größere Liebe zum Geldverleiher. Auch wir sollen lernen, aus dieser Perspektive mit unseren eigenen Schwächen, den Ecken und Kanten unseres Herzens umzugehen. Zunächst scheinen sie uns von Gott zu trennen, aber wenn wir lernen, unsere eigene Schwäche zum Anlass zu nehmen, mehr auf seine Kraft zu bauen, um immer wieder bei ihm die Vergebung und um neue Kraft zu bitten, dann können wir durch alle Schwachheit hindurch ein göttliches Rufen vernehmen, das uns dazu einlädt, uns ihm zu nähern.
3. Geh in Frieden! Der Glaube, der uns dazu bewegt, bei Gott Vergebung und Kraft zu suchen, wird uns auch den Frieden schenken, den wir ersehnen. Oft haben wir keinen Frieden, weil wir uns selbst nicht vergeben können und unseren eigenen Ansprüchen nicht genügen. Im Sakrament der Versöhnung verheißt die Formel der Lossprechung uns Verzeihung und Frieden: „Durch den Dienst der Kirche schenke er (Gott) dir Verzeihung und Frieden”. Diesen Frieden verheißt Jesus jedem, der sich ihm mit gläubigem Herzen im Sakrament der Versöhnung nähert.
Gespräch mit Christus: Jesus, auch ich möchte deine Füße mit dem Öl meiner Liebe salben. Ich will dich berühren und dich für alles, was mich von dir entfernt um Verzeihung bitten. Gib du mir die Kraft, die ich in den Momenten meiner Schwäche brauche und schenke mir die befreiende Erfahrung und den Frieden deiner Vergebung.
Möglicher Vorsatz: Ich werde mich prüfen und mir vornehmen, das Sakrament der Versöhnung zu empfangen.