Mittwoch,
12. August 2015
Aus Liebe zurechtweisen
Mittwoch der neunzehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Johanna Franziska von Chantal
OVM
Radegunde
Karl Leisner
Birgit Gams
Mt 18,15-20
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm
und weise ihn unter vier Augen zurecht. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen. Hört er
aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei Männer mit, denn jede Sache muss durch die Aussage von
zwei oder drei Zeugen entschieden werden. Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde.
Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner. Amen, ich
sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein und alles, was ihr
auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein. Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch
auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in
meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
Einführendes Gebet: Jesus, ich danke dir für diese Zeit des Gebetes und der Betrachtung. Du bittest uns in Eintracht und Frieden miteinander zu leben. Ich bringe dir die Situationen, in denen mir das schwer fällt, und vertraue mich deiner Führung und Barmherzigkeit an.
Bitte: Hilf mir, dass diese Betrachtung fruchtbar für mein Leben wird.
1. Brüderliche Zurechtweisung. Jesus zeigt uns verschiedene Wege auf, wie wir uns verhalten sollen, wenn jemand an uns schuldig geworden ist. Er möchte, dass wir auf den zugehen, der etwas gegen uns hat, um ihm die Versöhnung anzubieten (vgl. Mt 5,23f). In der Bergpredigt lädt er uns ein, auf Gegenwehr zu verzichten, wenn uns jemand etwas Böses antut! (vgl. Mt 5,38-41) Heute zeigt er uns noch einen anderen Weg: „Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, dann geh zu ihm und weise ihn zurecht”. Häufig neigen wir dazu wegzuschauen. Das Leid, die Not, der Streit der andern sind uns unangenehm und wir möchten lieber nicht mit hineingezogen werden. Sind wir selbst vom Unrecht eines andern betroffen, schweigen wir oft und ziehen uns von ihm zurück. Jesus mahnt uns angesichts der Sünde unserer Mitbrüder nicht einfach still zu verhalten, verlangt aber auch nicht, im Leben der anderen so lange herumzustöbern, bis wir einen Fehler oder eine Schwäche finden, um ihn dann zu verurteilen. Wenn wir jemanden auf einen Fehler hinweisen, dann soll es aus Liebe geschehen, und nicht um ihm zu schaden oder um uns über ihn zu erheben.
2. Erlösende Worte. Ein einziges Wort kann alle Spannungen lösen, den anderen aus einer heiklen Situation befreien oder einen Menschen zum Lächeln bringen. Oft genügt auch schon ein einziger Blick oder einfach das Zuhören, und ein Mitmensch ist verwandelt. Bin ich mir dessen bewusst, dass ich durch mein Handeln und meine Reaktion auf ein erlittenes Unrecht den andern von seiner Schuld und seiner Scham befreien oder ihn durch mein Schweigen und meinen inneren Rückzug noch tiefer an sein Unrecht binden kann? Manchmal besteht die größere Liebe auch darin, eine Schuld öffentlich zu machen, anstatt sie zu vertuschen. Immer wieder brauchen wir die Unterscheidungsgabe des Geistes, damit wir erkennen können, wann wir schweigen und wann wir reden sollen.
3. Vergebung der Sünden In jeder Beichte verkündet uns der Priester im Namen Gottes die frohe Botschaft: „Ich spreche dich los von deinen Sünden!” Von dieser Autorität, den Himmel an die auf Erden zur Heiligung der Gläubigen entschiedenen Fragen zu binden, leitet die Kirche die Macht her, Sünden zu vergeben. Diese Gnade gehört zum Kern ihres Mysteriums und Dienstes. Die Kirche ist nicht eine Gemeinschaft von Vollkommenen, sondern von Sündern, die zugeben müssen, dass sie der Liebe Gottes bedürfen und es nötig haben, von Gott gereinigt zu werden (vgl. Kat. 1445).
Gespräch mit Christus: Jesus, zeige mir, wo ich die Einheit verhindert habe, weil in meinem Herzen kein Friede war. Wo hatte ich zwar Recht, aber keine Liebe? Wo habe ich dem andern das Wohlwollen versagt? Wo die Wahrheit missbraucht, um dem anderen gehörig meine Meinung zu sagen? Befreie mich von Überempfindlichkeit, wenn jemand an mir schuldig wird. Lehre mich zu unterscheiden, wann ich schweigen soll und wann es die Liebe erfordert zurechtzuweisen.
Möglicher Vorsatz: Ich will heute im Gebet einen Mensch vor Gott bringen, mit dem ich noch unversöhnt bin und ich bitte den Heiligen Geist mir zu zeigen, wie ich mich verhalten soll. Ich entscheide mich, dieser Person mit Wertschätzung und Offenheit zu begegnen.