Freitag,
7. August 2015
Geheimnis des Kreuzes
Freitag der achtzehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Donatus OSB, Bischof
P. Martin Baranowski LC
Mt 16,24-28
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wer mein Jünger sein will, der verleugne
sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es
verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. Was nützt es einem Menschen, wenn
er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben
zurückkaufen? Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommen und jedem
Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen. Amen, ich sage euch: Von denen, die hier stehen,
werden einige den Tod nicht erleiden, bis sie den Menschensohn in seiner königlichen Macht kommen sehen.
Einführendes Gebet: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst. Jesus, ich möchte heute das Geheimnis meiner Erlösung betrachten. Zeige mir die Liebe, die dich bewegt hat, das Kreuz zu tragen, und hilf mir, diese Liebe nachzuahmen.
Bitte: Gewähre mir, Jesus, das Geheimnis deines Kreuzes, das auch meine Existenz betrifft, immer tiefer zu erfassen, um die Kreuze, die du in meinem Leben zulässt, liebevoll und entschieden anzunehmen und fruchtbar zu machen.
1. Das Kreuz im Leben Jesu. Das Kreuz war im Leben Jesu kein Unfall oder Missgeschick, kein unglücklicher Verlauf der Dinge oder eine undichte Stelle im Erlösungsplan. Jesus hat das Kreuz bewusst, frei und voller Liebe angenommen, obwohl er es kraft seiner göttlichen Vollmacht hätte vermeiden können. Auch wenn die Umstände, die zur Kreuzigung führten (Verrat, falsche Aussagen, ungerechte Urteile) einzeln und für sich genommen natürlich nicht dem Willen Gottes entsprachen, so ließ er sie doch zu unserem Heil zu, denn Gott vermochte auch und gerade in diesen widrigen Umständen seine Liebe zu offenbaren und sein Heil zu wirken.
2. Das Kreuz in meinem Leben. Jeder Mensch ‐ egal ob gläubig oder nicht ‐ erfährt in seinem Leben Unangenehmes und Schwierigkeiten. Anders als Jesus besitzen wir keine göttliche Vollmacht, um diese einfach zu umgehen. Dennoch sind wir nicht dazu verurteilt, sie wie ein willenloses Tier, das seinem Schicksal ausgeliefert ist, passiv zu erleiden, sondern wir können in Freiheit unter verschiedenen Wegen wählen, wie wir damit umgehen wollen. An dieser Stelle setzt die Einladung Jesu an, ihm nachzufolgen und Schwierigkeiten als einen Ruf zur Liebe zu begreifen. Damit suchen oder verherrlichen wir nicht das Leiden an sich, sondern die Liebe, die sich gerade im Schweren besonders zeigt und bewährt.
3. Das Kreuz in meinem Alltag. Mit theoretischen Erwägungen ist einem wenig geholfen, wenn man im konkreten Alltag zu leiden hat. Mit seiner scheinbar widersprüchlichen Aussage: „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen”, möchte mir Jesus helfen, den tieferen Sinn und den wahren Wert meines alltäglichen Lebens zu begreifen. Es geht nicht allein darum, die anstehenden Herausforderungen irgendwie zu meistern, sondern zu erkennen, dass alle diese Umstände keine reinen Zufälle sind, sondern Teil eines göttlichen Plans, der meinem Leben Ewigkeitswert zumessen und mich zu einem Menschen erheben möchte, der immer mehr liebt.
Gespräch mit Christus: Herr, gerade in den Schwierigkeiten bist du mir besonders nah und rufst mir zu, dass du mich liebst, dass du mir vertraust, dass du mir hilfst und mir viel zutraust. Schenke mir das Vertrauen, dass die Kreuze, die ich täglich erfahre, deiner liebevollen Hand entstammen und daher keinen Millimeter zu groß, kein Milligramm zu schwer und keine Millisekunde zu lang sind, sondern genau so, dass ich sie mit der Hilfe deiner Gnade tragen und fruchtbar machen kann.
Möglicher Vorsatz: Wenn mir heute Schwieriges begegnet, möchte ich auf ein Kreuz schauen, um am Beispiel Christi neue Kraft zu schöpfen. Dann mache ich bewusst das Kreuzzeichen als Ausdruck des Vertrauens auf die Hilfe Gottes und meine Bereitschaft zur Nachfolge Christi.