Donnerstag,
9. April 2015
Gereifter Glaube
9. April 2014
Donnerstag der Osteroktav
Hl. Waltrud OSB, Äbtissin
Hl. Konrad I., Erzbischof
P. Martin Baranowski LC
Lk 24,35-48
Die Jünger Jesu erzählten, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als
er das Brot brach. Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede
sei mit euch! Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen. Da sagte er zu
ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen? Seht meine Hände
und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen,
wie ihr es bei mir seht. Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. Sie staunten, konnten es
aber vor Freude immer noch nicht glauben. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? Sie gaben ihm
ein Stück gebratenen Fisch; er nahm es und aß es vor ihren Augen. Dann sprach er zu ihnen: Das sind die
Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz
des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich gesagt ist. Darauf öffnete er ihnen die Augen für
das Verständnis der Schrift. Er sagte zu ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am
dritten Tag von den Toten auferstehen, und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem,
verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden. Ihr seid Zeugen dafür.
Einführendes Gebet: Herr, dieses Gebet soll für mich eine persönliche Ostererfahrung werden, eine freudige Überraschung von deiner lebendigen Nähe. Lass mich alle Ablenkungen, Sorgen und Stumpfheit ablegen, damit ich meinen Geist und mein Herz für dich öffnen kann.
Bitte: Herr Jesus, erlaube auch mir, in dieser Meditation deine Gegenwart zu erfahren. Nimm alle Zweifel von mir und zeige dich mir. Öffne auch mir Augen und Herz für das Verständnis der Schrift und lass mich dein Zeuge sein.
1. Gewachsener Glaube Während damals wie heute immer wieder behauptet wird, die Jünger Jesu hätten mit einem genialen Täuschungsplan die Leiche Jesu gestohlen, um die Auferstehung verkünden und eine neue Religion gründen zu können, zeigt das Evangelium ein ganz anderes Bild. Die Jünger Jesu hatten die Auferstehung gar nicht erwartet. Obwohl sie nun schon verschiedene Zeugen gehört haben, fällt ihnen dieser Glaube schwer. Selbst als ihnen der Auferstandene begegnet, zweifeln sie und können es kaum fassen. Der Auferstehungsglaube wird daher weder von ihnen selbst erdacht ‐ im Gegenteil: sie müssen erst mühsam zu ihm gelangen ‐ noch ist er Frucht einer naiven Leichtgläubigkeit. Auch mein Glaube soll nicht selbst gebastelt oder naiv sein, sondern sich von Gott formen und führen lassen.
2. Keine Einbildung Das Evangelium möchte mit aller Klarheit verkünden, dass die Jünger den auferstandenen Jesus wirklich gesehen, erlebt und berührt haben, so dass eine Täuschung oder Einbildung auszuschließen ist. Sie haben seine Wunden erkannt, ihn angefasst, ihn Fisch essen sehen, mit ihm gesprochen. So soll sich auch mein Glaube nicht auf irgendwelche fixe Ideen, vage Vorstellungen oder rein persönliche Gedanken gründen, sondern auf die reale Begegnung mit dem Herrn. Diese ist möglich, wenn ich seine Wunden betrachte, ihn mit meinem Leben berühre, mit ihm rede und seine Gegenwart erlebe.
3. Zeuge sein Die Jünger Jesu sollen keine blinden Fans, Schwärmer oder Fanatiker sein, sondern wahre Zeugen. Ein Zeuge darf keine Phantasien oder Wunschträume erfinden, sondern muss nüchtern das berichten, was er selbst gesehen und erlebt hat. Der christliche Glaube ist somit wesentlich ein Zeugnis vom Wirken Gottes, eine Überzeugung von einer Wahrheit, die nicht selbst erfunden, sondern persönlich entdeckt und erlebt wurde. Dazu gibt es so viele Wege wie es Menschen gibt. So bin auch ich eingeladen zu erfahren und zu bezeugen, wie Gott in mein Leben eingetreten ist und gewirkt hat.
Gespräch mit Christus: „Herr, schau her, erhöre, erleuchte uns und zeige uns dich selbst! Gib dich uns wieder, damit es uns wohlergehe; denn wir sind arm ohne dich. Hab Erbarmen mit unseren Mühen und unseren Versuchen, zu dir zu kommen; denn wir vermögen nichts ohne dich!” (Anselm von Canterbury, Proslogion, Cap. 1)
Vorsatz: Ich möchte heute bei einer passenden Gelegenheit von einer persönlichen Glaubenserfahrung berichten.