Sonntag,
17. März 2013
Richtet nicht
Fünfter Sonntag in der Fastenzeit
Hl. Judica
Hl. Gertrud
P. Robert Presutti LC
Joh 8,1-11
Jesus ging zum Ölberg. Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel. Alles Volk
kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es. Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die
beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde
beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen.
Nun, was sagst du? Mit dieser Frage wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn zu
verklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie hartnäckig weiterfragten,
richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.
Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem
anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand. Er
richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? Sie antwortete:
Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht
mehr!
Einführendes Gebet: Mein Herr und Gott, ich danke dir für diese Gelegenheit bei dir zu sein. Ich bin bereit, dein Wort zu hören und anzunehmen. Ich glaube an dich und an deine Güte. Ich hoffe auf deine Barmherzigkeit. Ich liebe dich und möchte dich mit reinerem Herzen lieben.
Bitte: Jesus Christus hilf mir, Erbarmen zu finden und zu üben.
1. Steinigt die Sünderin Das Gesetz verlangt ihre Steinigung; die Pharisäer wollen sie durchsetzen. Diese Frau verkörpert auf sehr dramatische Weise, was jeder von uns in weniger dramatischer Form selbst erlebt. Letzten Endes sind wir alle Sünder. Wir alle leiden unter der Anfälligkeit für die Sünde. Schlimmer noch, wenn wir uns der Sünde bewusst werden, verführt uns unser pharisäisches Denken sofort dazu, uns selbst hoffnungslos zu verurteilen, während wir gleichzeitig versuchen, uns von der Schuld freizusprechen, indem wir bei den anderen nach Fehlern Ausschau halten. Es endet damit, dass wir uns selbst und andere steinigen, während wir uns einfach nur Christus zuwenden müssten. Darauf läuft es hinaus: Entweder wir akzeptieren die einzig mögliche Rettung ‐ lassen uns selbst los und gehen zu Christus und lassen uns von ihm den Weg zeigen ‐ oder wir ziehen uns noch tiefer in die Festung unseres Egoismus zurück und hoffen, dass alles nur ein böser Traum war. Demut ist der einzige Weg zur Rettung, Demut gegenüber unserer eigenen Sünde und der der anderen.
2. Eine Nachricht im Sand. Christus hilft uns, Antworten zu finden, indem er die Tiefen unserer Seele durchleuchtet. Er beantwortet die oberflächliche, spontane und selbstgerechte Reaktion der Pharisäer mit der Aufforderung, tiefer zu gehen und gewissenhaft die Antwort auf die Frage zu geben, die sie Christus so heuchlerisch gestellt haben: „Moses hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun was sagst du?”. Christus schweigt. Er wartet, bis sich ihre Empörung gelegt hat. Er schreibt auf die Erde und gibt ihnen damit Gelegenheit nachzudenken. Dann gibt er eine Antwort, wie sie nur der Sohn Gottes geben konnte: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie”. Ganz sanft lehrt uns Christus, unsere oberflächliche, spontane und selbstgerechte Reaktion auf unsere Sünde und die der anderen aufzugeben und stattdessen eine Haltung des Betens, der Besinnung und der Gelehrigkeit einzunehmen, die uns dazu bereit macht, von ihm geführt zu werden.
3. Absolution und Neuanfang. Die Erfahrung totaler Hilflosigkeit ist eine notwendige Voraussetzung für die Erfahrung der Barmherzigkeit Christi. Je tiefer die Erkenntnis unserer Nichtigkeit, desto tiefer die Erfahrung der Barmherzigkeit des Herrn. Es gibt keine schönere Erfahrung, keine tiefere Freude als die Lossprechung durch Christus den Retter: „Ich verurteile dich nicht”. Unsere tief sitzenden Unsicherheiten verschwinden, wenn wir erkennen, dass wir von Phantomen gejagt werden, die unser eigener Stolz und unsere Eitelkeit geschaffen haben. Wir müssen wach werden für die Realität der Barmherzigkeit Gottes.
Gespräch mit Christus: Lieber Gott, möge mir die Erfahrung meiner Sündhaftigkeit und Nichtigkeit helfen, Zuflucht bei deiner Barmherzigkeit zu suchen. Du bist der einzige, der in der Stunde der Not zu mir steht. Du hast dich als der einzig wirkliche Freund erwiesen.
Vorsatz: Ich will Barmherzigkeit und Herzensgüte üben, wenn ich heute an andere denke. Ich will auf Christus vertrauen, wenn ich in Verzweiflung zu geraten drohe.