Sonntag,
21. Oktober 2012
Dienen
Neunundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
P. Steven Reilly LC
Mk 10,35-45
Da traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu Jesus und sagten: Meister,
wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst. Er antwortete: Was soll ich für euch tun? Sie sagten zu ihm:
Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen. Jesus erwiderte: Ihr wisst
nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder die Taufe auf euch nehmen, mit
der ich getauft werde? Sie antworteten: Wir können es. Da sagte Jesus zu ihnen: Ihr werdet den Kelch
trinken, den ich trinke, und die Taufe empfangen, mit der ich getauft werde. Doch den Platz zu meiner
Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die diese Plätze
bestimmt sind. Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über Jakobus und Johannes.
Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken
und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern
wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der
Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.
Einführendes Gebet: Herr Jesus, deine Apostel sehnten sich danach, dir zu folgen. Du willst mir den Unterschied zwischen der irdischen und der himmlischen Herrlichkeit zeigen. Für dich zählt nicht, ob einer zu deiner rechten oder linken Seite sitzt, sondern dass er am Erlösungswerk mitwirkt. Wenn ich heute vor dir knie, möchte ich mich dir mit meinen täglichen Kämpfen und Anstrengungen als Zeichen meiner Freundschaft und Liebe hingeben.
Bitte: Herr Jesus, hilf mir, ein überzeugter Christ zu werden, der andere für den Glauben begeistern kann.
1. Herrschsüchtige und rechthaberische Menschen. Menschen, die andere ihre Autorität spüren lassen wollen, tun das auf verschiedenste Weisen. Manchmal danken sie einem für einen guten Einfall, behaupten dann aber, dass er niemals umzusetzen ist. Ihre Vorgehensweise ist manchmal sehr hintersinnig ‐ ein leises aufmerksam machen auf mögliche negative Folgen. Sie können aber auch laut schreien, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wir alle kennen solche Menschen, die andere herumkommandieren. Vielleicht gehören wir zu ihnen. Jesus gibt auf dieses Verlangen eine einzige Antwort ‐ sein Beispiel: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen... ” Jesus ist Herr, aber er war nicht herrisch!
2. Wenn schon kein großer Schluck, dann wenigstens ein Schlückchen. Damit Jakobus und Johannes dem Herrn nachfolgen können, werden sie „den Kelch” trinken müssen. Was ist das für ein Kelch? Schauen wir nach Gethsemani: „Vater, wenn du willst, dann nimm diesen Kelch von mir” (Lk 22,42). Jesu eigene Menschennatur kämpfte mit den Auswirkungen, die ein volles Befolgen von Gottes Plan mit sich bringt. Letztlich wird er diesen Kelch des bitteren Leidens bis zum letzten Tropfen austrinken. Er rief Jakobus und Johannes auf, ihn nachzuahmen. Er lädt auch uns dazu ein. Er hilft uns dabei, großzügig zu sein. Er führt uns zu größerer geistlicher Reife, indem er uns kleine Schlückchen aus seinem Kelch anbietet. Die kleinen Leiden unseres Alltags reinigen unsere Seelen.
3. Führen durch Dienen. Jesu Leben war das „Lösegeld für viele”. Er war der Diener Jahwes und als solcher diente er ständig anderen in ihren tiefsten Nöten. Jesus nahm sich vor allem der Schwächsten an: Er half dem Blinden wieder sehend zu werden, dem Lahmen wieder zu gehen, die Leprakranken heilte er, den Tauben gab er das Gehör, die Toten weckte er auf, und den Armen verkündete er die frohe Botschaft (Mt 11,5). Ein Anführer hat Überblick, wenn er aber ein Anführer ist, der seine Führerrolle nicht als Dienst ansieht, sieht er nur sich selbst. Wir dürfen nicht zulassen, dass wir die Not um uns herum nicht sehen. Bemühen wir uns also, anderen zu dienen, indem wir ihnen da begegnen, wo sie sich jetzt gerade befinden.
Gespräch mit Christus: Danke, Herr, für diese Zeit des Gebetes. Ich habe gesehen, wie du Jakobus und Johannes geformt hast. Hilf mir, auf meinem Weg zu dir voranzukommen, indem ich meinem Nächsten demütig diene.
Vorsatz: Ich will jemandem, den ich nicht so mag, einen verborgenen Akt der Liebe erweisen.