Donnerstag,
5. Juli 2012
Das Erbarmen Christi ergründen
Donnerstag der dreizehnten Woche im Jahreskreis
P. Jefferey Bowker LC
Mt 9,1-8
Jesus stieg in das Boot, fuhr über den See und kam in seine Stadt. Da brachte man auf
einer Tragbahre einen Gelähmten zu ihm. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Hab
Vertrauen, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Da dachten einige Schriftgelehrte: Er lästert Gott.
Jesus wusste, was sie dachten, und sagte: Warum habt ihr so böse Gedanken im Herzen? Was ist leichter, zu
sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass
der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Darauf sagte er zu dem Gelähmten:
Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Und der Mann stand auf und ging heim. Als die Leute das
sahen, erschraken sie und priesen Gott, der den Menschen solche Vollmacht gegeben hat.
Einführendes Gebet: Herr, ich komme zu dir in dieser Betrachtung und bin bereit, das zu tun, was du von mir verlangst. Ich selbst will oft den einfachen und bequemen Weg nehmen, aber ich weiß, dass der Weg eines Christen durch das enge Tor führt. Du bist der Grund, warum ich den einfachen Weg verlasse, um den Auftrag der Liebe vollkommener erfüllen zu können. Ich bin bereit, die Bedeutung deines Aufrufs zur Nachfolge zu lernen.
Bitte: Herr, schenke mir die Gnade, deine Barmherzigkeit tiefer zu erfahren.
1. Das Gelähmtsein. Für den heiligen Hiernoymus ist körperliches Gelähmtsein ein Bild für die Unfähigkeit des Menschen, aus eigener Kraft zu Gott zurückzukehren. Es bedeutet, dass der Mensch sich nicht selbst retten kann, dass er sich nicht aus sich heraus mit Gott versöhnen kann. Das Gelähmtsein bezieht sich hier mehr auf den Zustand der Seelen der Pharisäer als auf den Zustand des Mannes auf der Bahre. Christus sah den Stillstand in den Herzen der Pharisäer. Sie wollten Gott in eine Schachtel legen und sich entsprechend ihrer Bedürfnisse seiner bedienen. Auch wir sind wie die Pharisäer oft in unserer Routine gefangen. Wir geben uns mit unserem geistlichen Leben, so wie es gerade ist, zufrieden und haben es nicht gern, auf das Bitten Gottes um mehr Glauben, Vertrauen und Nächstenliebe zu hören. Für Seelen, die nach Heiligkeit streben, ist Christus immer neu; immer wieder ruft Gott sie zu mehr auf, und als Resultat davon dürfen sie Christus immer wieder von neuem erfahren. Ihre Liebe wird niemals schal, weil sie sich niemals dem verweigern, was Gott mit ihnen tun will.
2. Das einzige Problem ist die Sünde. Der Gelähmte und seine Begleiter machen sich nur über das körperliche Gelähmtsein Sorgen. Das steht bei Christus aber nicht an erster Stelle. Was zuerst zählt, ist der Zustand der Seele des Menschen. Für Gott stehen nicht die Probleme im Vordergrund. Manchmal lässt er Probleme zu, um uns zu heilen und uns in Beziehung zu ihm treten zu lassen: „Deine Sünden sind dir vergeben.” Im Leben geht es vor allem um die Heiligkeit und um die Überwindung des größten Hindernisses auf dem Weg zur Heiligkeit: die Sünde. Was uns am tiefsten verletzen kann, sind die Hindernisse der Sünde und ein egoistischer Lebensstil.
3. Auf Gottes Antworten warten. Die Pause zwischen den Worten: „Hab Vertrauen, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben” und der Heilung des Gelähmtseins riefen anfangs vielleicht bei denen, die mit dem Wirken Christi noch nicht vertraut waren, Enttäuschung hervor. Aus diesem Warten heraus kommt aber unsere Antwort zu Gott, und hier sollen wir unseren Teil im Erlösungsplan erfüllen. Wenn wir die Wünsche unserer Kinder immer sofort stillen, berauben wir die liebende Stütze elterlichen Handelns seiner wahren Bedeutung. Um zu christlicher Reife zu gelangen, müssen wir die Tugenden des Glaubens und Vertrauens bilden. Heilung zu suchen muss mehr innerhalb von Gottes Plan und nach seinem Willen geschehen, als aus unserem selbstsüchtigen Wunsch nach Erleichterung. Das braucht Zeit. Selbst in dieser Pause, in der dunklen Nacht des Glaubens, geschieht etwas. Wir werden gewandelt, noch während das Wunder dabei ist, zu geschehen. Der Befehl, aufzustehen, bestätigt oder macht etwas sichtbar, was schon in der Seele des Gelähmten geschehen ist: durch Glauben und Vertrauen herrscht nun Christus in seiner Seele.
Gespräch mit Christus: Herr, ich weiß, dass ich allein durch dich aufstehen soll, weil du allein die Sünde in mir überwinden kannst. Wie der heilige Paulus bemühe ich mich, den guten Kampf zu kämpfen, gestärkt durch deine Gnade und dein Erbarmen. Hilf mir, jede Schwierigkeit als neue Herausforderung anzunehmen, mein Herz zu reinigen und meine Seele zu heiligen.
Vorsatz: Heute will ich daran denken, alle vorschnellen und verurteilenden Gedanken über andere zu vermeiden. So kann ich in meinem Herzen die barmherzige Haltung des Herzens Christi bewahren.